RK & Caritas vor Ort

Helfer in Mazedonien: “Humanitäre Lage dramatisch”

Ausland
29.02.2016 17:00

Die Flüchtlingskrise in Griechenland spitzt sich zu: An der mazedonischen Grenze herrscht Chaos, Frauen, Kinder und Männer, die vor Not und Verfolgung fliehen, werden buchstäblich im Regen stehen gelassen. Eine klare politische Lösung ist nicht in Sicht. "Die Verzweiflung ist grenzenlos", so Christoph Schweifer von der Caritas. Rotkreuz-Koordinator Christopher Bachtrog, der zurzeit an der griechisch-mazedonischen Grenze in Idomeni ist, beschreibt die humanitäre Lage Tausender Flüchtlinge im "Krone"-Interview als "dramatisch".

"Krone": Herr Bachtrog, wie sieht die Situation im Grenzgebiet derzeit aus?
Christopher Bachtrog: Zurzeit sind 7000 Menschen in Idomeni. Das Areal ist nur für 1500 Menschen ausgelegt, aber ständig kommen mehr. Wir haben am Wochenende mit dem UNHCR nach zähen Verhandlungen 300 Notfälle noch über die Grenze bringen können.

"Krone": Was bedeutet das für die Schutzsuchenden?
Bachtrog: Durch die strikte Auslese bei den Grenzübertritten werden Kinder von Eltern getrennt, Frauen von ihren Männern - das verursacht weiteres Leid. Viele müssen im Feld unter freiem Himmel schlafen, darunter Familien mit Kleinkindern. Die Menschen stellen sich bis zu drei Stunden an, um zu einem Essen zu kommen.

"Krone": Welche Hilfsgüter werden jetzt am meisten benötigt?
Bachtrog: Ständig fragen mich die Menschen, wo sie ein Zelt oder Decken bekommen und wie es mit ihnen weitergeht. Die Zelte, die vom UNHCR zur Verfügung gestellt wurden, sind bis auf den letzten Platz voll belegt.

"Krone": Wie gehen die Hilfsorganisationen mit der Katastrophe an den Grenzen um?
Bachtrog: Wir können nur reagieren und hoffen, dass wir das Schlimmste abwenden können. Selbst um die Weiterreise von Behinderten und für Hilfe bei medizinischen Notfällen müssen wir kämpfen.

"Krone": Wird der Zustrom aus Athen abreißen oder nicht?
Bachtrog: Zumindest 22.000 Menschen sind derzeit gestrandet, irren zwischen Athen und den nördlichen Grenzen des Landes umher. Für den März erwartet die griechische Regierung insgesamt 50.000 bis 70.000 gestrandete Menschen. Bis zum Sommer könnten 200.000 Flüchtlinge in Griechenland festsitzen. Pläne zur Entlastung sind nicht in Sicht.

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