Als "Queraussteiger"

Grüner Bundesgeschäftsführer Wallner tritt ab

Österreich
05.12.2016 12:27

Die Grünen verlieren ihren Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner. Er verabschiede sich per Jahresende als "Queraussteiger" aus der beruflichen Parteipolitik, erklärte der 45-Jährige am Montag. Wohin er wechselt, wollte er noch nicht verraten. Auch wer ihm im Parteimanagement nachfolgen wird, ist noch offen, die Entscheidung soll aber schon Mitte Dezember fallen. Gute Chancen hat Klubdirektor Robert Luschnik.

"Ich verlasse den politischen Bereich, definitiv", so Wallner, der 2009 seinen Posten als Caritas-Generalsekretär für den Job bei den Grünen aufgegeben hatte. Er habe sich bereits vor einiger Zeit entschieden, nach der Bundespräsidentenwahl diesen Schritt zu setzen. Nach dem Sommer habe er die Parteispitze informiert, dabei sei vereinbart worden, dies erst nach dem Wahltag zu kommunizieren. Wallners Nachfolge soll nun ausgeschrieben werden. Gewählt wird der Bundesgeschäftsführer durch den erweiterten Bundesvorstand der Grünen. Am 15. Dezember gibt es ein Kandidatenhearing, die Entscheidung soll am 16. Dezember fallen.

"Für mich ist es 'time to say goodbye'"
"Für mich ist es 'time to say goodbye'", sagte Wallner. Vor sieben Jahren habe ihn Parteichefin Eva Glawischnig als Quereinsteiger in die Politik geholt, nun sei es Zeit für den Ausstieg. "Die Grünen erleben im Moment ihre erfolgreichste Phase in der Geschichte. Ich bin überzeugt, dass das weitergehen wird." Das liege auch an der gestiegenen Verantwortung und der sichtbaren Wirksamkeit der Grünen in Österreich. Vor sieben Jahren sei man in einer Landesregierung vertreten gewesen, nun in sechs, davon in fünf in Regierungskoalitionen. Seit 2010 bis zum Vorjahr habe man bei allen Wahlen dazugewonnen und sei damit auch die erfolgreichste Grünpartei Europas.

Für ihn sei es positiv, dass er die Lernerfahrungen dieser Jahre auch international weitergeben habe können, von den erfolgreichen Wahlkämpfen bis zur Modernisierung und Professionalisierung im Management. Wallner: "Eine der Stärken der Grünen ist es, stark miteinander, nicht gegeneinander zu arbeiten. Das ist wesentlich für den Erfolg." Dass er die Grünen dadurch hinter Glawischnig zur Kommandopartei umgemodelt habe, wie ihm immer wieder vorgeworfen wurde, lässt er so nicht gelten: "Ich bin vollkommen überzeugt von basisdemokratischen Entscheidungen. Aber wenn sie gefallen sind, ist es Aufgabe des Bundesgeschäftsführers, sie so umzusetzen, wie sie getroffen wurden."

"Kein vergnügungssteuerpflichtiger Job"
Auch habe er sich bemüht, in der Partei nicht irgendeiner Gruppe zugerechnet zu werden. Bezüglich seines Stils sagte Wallner: "Ja, Bundesgeschäftsführer ist in keiner Partei ein vergnügungssteuerpflichtiger Job." Es sei eine Aufgabe, die einen extrem abnütze. Immerhin habe er aber vier seiner Kollegen bei SPÖ und ÖVP überlebt. "Bei jeder Form von Konflikten zu Klärungen zu kommen, geht auch nicht ohne Verwundungen. Meine Absicht war nie, irgendjemanden zurückzuweisen oder zu verletzen."

Dass rund um seinen Abschied Fraktionskämpfe ausbrechen könnten, glaubt Wallner nicht. Die Grünen würden heute ungemein geschlossen agieren. "Das hat viel mit dem Stil und der Art von Eva Glawischnig, die Partei zu führen, zu tun."

Glawischnig: "Haben viel gemeinsam erreicht"
Glawischnig zeigte "Verständnis, dass er etwas anderes machen will". Wallner sei zu einem schwierigen Zeitpunkt bei den Grünen eingestiegen und habe die vergangenen Jahre zu den erfolgreichsten der Partei gemacht. "Er genießt meine allergrößte Wertschätzung. Ich bin ihm dankbar, wir haben viel gemeinsam erreicht." Über Optionen für die Nachfolge habe man sich bereits Gedanken gemacht, sagte sie, ohne dabei Namen zu nennen.

Luschnik sieht "sehr reizvolle Aufgabe"
Die besten Chancen scheint Klubdirektor Robert Luschnik zu haben. "Wenn man mir signalisiert, dass man mir das Vertrauen schenkt, werde ich mich dafür bewerben", sagte der 49-Jährige am Montag. "Aus meiner Sicht ist es eine sehr reizvolle, spannende und wichtige Aufgabe." Glawischnig sprach von einer "äußerst interessanten Option": "Ich schätze ihn über alle Maßen, es gibt ein persönliches Vertrauensverhältnis." Von den Kompetenzen her sei Luschnik hervorragend geeignet. Offen sei, ob es noch andere Bewerbungen geben wird - bei der Wahl Wallners vor sieben Jahren sei das aber nicht der Fall gewesen.

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