Nach Prügelvideo:

Gefängnisstrafen für jugendlichen Schlägertrupp

Österreich
15.02.2017 18:09

Sie prügelten in Seelenruhe auf ihr 15 Jahre altes Opfer ein, filmten die Schläge und stellten das Video dann auch noch auf Facebook, wo es sich wie ein Lauffeuer im Netz verbreitete. Dafür wurden die Schläger - drei Mädchen im Alter zwischen 16 und 17 und zwei Burschen im Alter von 16 und 21 Jahren - am Mittwoch in Wien zu Haftstrafen verurteilt. Ein 19-Jähriger - er hatte nicht zugeschlagen, jedoch auch keine Hilfe geholt - wurde freigesprochen. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

Die Anführerin der Prügelbande und ehemals beste Freundin des Opfers, die mittlerweile 16-jährige Leonie, galt vor Gericht als Hauptangeklagte und wurde zu 18 Monaten Haft, sechs davon unbedingt, verurteilt. Dieselbe Strafe erhielt auch der 16 Jahre alte Tschetschene, der dem Opfer zwei Ohrfeigen versetzt hatte. Die zwei weiteren Mädchen im Alter von 16 und 17 Jahren wurden zu einer bedingten Haftstrafe von zwölf Monaten verurteilt. Der 21-Jährige, der der 15-Jährigen schließlich den Kiefer brach, bekam zwei Jahre, davon acht Monate unbedingt. Sein Bruder erhielt einen Freispruch.

Anti-Gewalt-Training, Bewährungshilfe, Psychotherapie
Entgegen der Anklage wurde die Fünf nicht wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung verurteilt. Der Schöffensenat ging davon aus, dass es die Jugendlichen nicht vorsätzlich darauf angelegt hatten, der 15-Jährigen bewusst schwere Verletzungen zuzufügen. Der 16-jährigen Leonie, dem gleichaltrigen Abuu und dem 21-Jährigen wurde die Weisung erteilt, sich einem Anit-Gewalt-Training zu unterziehen, zudem wurde auch Bewährungshilfe angeordnet. Die beiden 16-Jährigen müssen außerdem in psychotherapeutische Behandlung.

16-Jährige sorgte in Jugendzentrum für Angst und Schrecken
Die 16 Jahre alte Leonie war nach der Tat vorübergehend festgenommen, vor Weihnachten aber wieder freigelassen worden. Mitte Jänner wurde die Jugendliche dann erneut inhaftiert. Der Grund: Sie hatte im Jugendzentrum in Niederösterreich, wo sie untergebracht war, Angst und Schrecken verbreitet, soll einem Geschwisterpaar gedroht haben, einen Schlägertrupp von "50 Albanern" vorbeizuschicken.

Doch bereits zuvor hatte der Teenager von sich reden gemacht, landete gemeinsam mit seinem Opfer bereits im Jänner vor dem Richter. Die beiden waren mit weiteren Jugendlichen in das Haus des Stiefvaters der 16-Jährigen eingebrochen. Sie wurden damals zu jeweils bedingten Haftstrafen verurteilt.

"Respektschellen" und "Watschen"
Man habe der 15-Jährigen "Respektschellen" bzw. "Watschen" geben wollen, lautete die Verantwortung der 16-jährigen Leonie vor Gericht. Sie sei "die treibende Kraft" gewesen, gab die Jugendliche auch unumwunden zu, ihre zwei Freundinnen hätten aber unaufgefordert mitgemacht - was diese bei der Befragung auch bestätigten. Grund für die Schläge sei gewesen, dass die 15-Jährige einer Muslima auf offener Straße ihr Kopftuch heruntergezogen habe, was die Angeklagten "wütend gemacht" habe.

"Ich habe das mit dem Kopftuch geglaubt. Das hat mich aufgeregt", so ein 16 Jahre alter Tschetschene, der dem Mädchen damals zwei Ohrfeigen versetzt hatte. Auch er war nach dem Gewaltvideo mehrmals in die Schlagzeilen geraten, weil er auf seiner Facebook-Seite Hasspostings mit Morddrohungen gegen Außenminister Sebastian Kurz ausstieß. Anfang Februar wurde er deshalb von der WEGA verhaftet und in U-Haft genommen. Der Teenager ist überdies bereits wegen Raubes vorbestraft.

21-Jähriger brach Opfer den Kiefer
Auch ein 21-Jähriger - er war es, der mit seinem finalen Faustschlag der 15-Jährigen schließlich den Kiefer brach - wurde nach dem veröffentlichen Prügelvideo in U-Haft genommen. Zwar hatte er sich zunächst im Zuge des Vorfalls im Hintergrund gehalten, wurde aber von den weiblichen Angeklagten schließlich regelrecht bedrängt, die 15-Jährige geschlagen. Auch er ist längst kein unbeschriebenes Blatt mehr: Er hat bereits zwei Vorstrafen wegen Körperverletzung.

Wegen Unterlassung der Verhinderung einer mit Strafe bedrohten Handlung saß auch der 19 Jahre alte Bruder des 21-Jährigen als Mittäter auf der Anklagebank. Er hatte zwar selbst nicht auf die 15-Jährige eingeschlagen, aber auch keine Hilfe geholt.

3960 Euro Schmerzensgeld für Opfer
Das Opfer bekam ein Schmerzensgeld von 3960 Euro zugesprochen. Die Burschen waren mit den Entscheidungen einverstanden, die Hauptangeklagte erbat Bedenkzeit. Die Staatsanwältin gab zu sämtlichen Urteilen keine Erklärung ab.

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