"Adios, Comandante"
Fidel Castros Urne in Santiago de Cuba beigesetzt
Die Urne des kubanischen Revolutionsführers Fidel Castro ist am Sonntag in Santiago de Cuba, wo die Revolution 1953 begonnen hatte, beigesetzt worden. Die Zeremonie auf dem Friedhof Santa Ifigenia fand im engsten Kreis statt und war hermetisch abgeschirmt.
Soldaten in weißer Galauniform und mit schwarzem Trauerflor am Arm brachten die Urne des früheren Präsidenten zum Friedhof. Tausende Menschen am Straßenrand sangen die Nationalhymne, als die Wagenkolonne langsam vorbeifuhr. Laut Angaben der französischen Umweltministerin Segolene Royal, die als Vertreterin Frankreichs vor Ort war, gab es bei der Beisetzung Castros keine Reden. "Es war sehr einfach", beschrieb sie die etwa einstündige Zeremonie mit rund 30 Gästen.
Zehntausende nahmen bei offizieller Trauerfeier Abschied
Zuvor hatten Zehntausende Menschen in Santiago de Cuba Abschied von Castro genommen. Auf dem Platz Antonio Maceo schwenkten sie bei einer Massenkundgebung am Samstagabend kubanische Flaggen und skandierten "Ich bin Fidel, ich bin Fidel". "Trotz des Schmerzes dieser Tage sind wir stolz, weil die Kinder Kubas den Ideen Fidels folgen werden", sagte Castros Bruder und Nachfolger Raul.
"Er hat uns gezeigt, dass wir mit unserer Entschlossenheit, in Kuba den Sozialismus aufzubauen, jedes Hindernis überwinden können", so der Staatschef. Die Menschen feierten den wenig charismatischen Präsidenten mit Sprechchören: "Raul - Freund - das Volk ist bei dir."
Während bei der Trauerfeier in der Hauptstadt Havanna am Dienstag die ausländischen Staats- und Regierungschefs Castro in Ansprachen die letzte Ehre erwiesen hatten, zollten in Santiago de Cuba vor allem die Vertreter von Verbänden, Gewerkschaften und Studenten dem Revolutionsführer Respekt.
"Werden dein Erbe niemals verraten"
"Ruhe in Frieden, Kommandant. Wir werden dein Erbe niemals verraten", sagte General Jose Antonio Carrillo vom Verband der Revolutionskämpfer. Gewerkschaftsführer Ulises Guilarte de Nacimiento sagte: "Fidel war ein politischer Gigant des 20. Jahrhunderts. Von ihm haben wir gelernt: Nur wer kämpft, kann siegen."
Auch wenn sie diesmal nicht das Wort ergriffen, kamen die engsten Verbündeten Kubas wie der venezolanische Präsident Nicolas Maduro, der bolivianische Staatschef Evo Morales und der nicaraguanische Präsident Daniel Ortega nach der offiziellen Trauerfeier in Havanna auch wieder nach Santiago de Cuba. Die brasilianischen Ex-Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva und Dilma Rousseff sowie die Fußballlegende Diego Maradona erwiesen Castro ebenfalls die letzte Ehre.
"Zollen denjenigen Respekt, die es verdienen"
"Wir Kubaner zollen denjenigen Respekt, die es verdienen. Und Fidel hat so einen Abschied verdient und noch viel mehr", sagte der Busfahrer Matias Gonzalez der Deutschen Presse-Agentur. Der Schüler Carlos Martinez sagte: "Das ist historisch. Eines Tages kann ich mal sagen, dass ich dabei war."
Santiago de Cuba im Südosten der Karibikinsel gilt als Wiege der kubanischen Revolution. Castros Urne war in den vergangenen Tagen über 1000 Kilometer von Havanna nach Santiago de Cuba gebracht worden.
Zwischen Held und Unterdrücker
Der frühere Präsident war am 25. November im Alter von 90 Jahren gestorben. 47 Jahre lang hatte er Kuba regiert. Dabei war er äußerst umstritten: Für die einen war er ein Held, der Kuba befreit und viel sozialen Fortschritt gebracht hat, für die anderen ein brutaler Gewaltherrscher, der Andersdenkende unterdrückte und den Kubanern ihre demokratischen Grundrechte verweigerte.
Nach der Machtübergabe 2006 leitete sein Bruder Raul Castro einen vorsichtigen wirtschaftlichen Öffnungskurs ein. Die Kubaner dürfen nun in Gastronomie, Tourismus und Handwerk auf eigene Rechnung arbeiten. Zudem nahm er wieder diplomatische Beziehungen zum einstigen Erzfeind USA auf.
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