Schwere Vorwürfe

Erdogan-Schwiegersohn wollte Öl vom IS kaufen

Ausland
08.12.2016 12:00

Schwere Vorwürfe gegen Berat Albayrak, Schwiegersohn von Recep Tayyip Erdogan und Energieminister der Türkei. Nicht nur hat er anscheinend Interesse an Ölgeschäften mit der Firma Powertrans, er soll auch Kontakt zu den Dschihadisten des Islamischen Staates gehabt und mit deren Öl Geld verdient haben. Dies geht aus rund 58.000 E-Mails hervor, die nun von der Enthüllungsplattform WikiLeaks veröffentlicht wurden. Laut diesen findet Albayrak übrigens, sein Schwiegervater gehöre wegen Kriegsverbrechen vor Gericht ...

Nun ist Powertrans ist nicht irgendeine beliebige Firma: Das Unternehmen wird von regierungskritischen türkischen Medien immer wieder verdächtigt, unter Umgehung der irakischen Zentralregierung Ölgeschäfte mit der autonomen Region Kurdistan im Nordirak zu machen.

Zudem, so wird immer wieder gemutmaßt, solle Powertrans Geschäfte mit dem IS machen. Denn nachdem der IS Gebiete im Nordirak für sich gewonnen hatte, habe sich Powertrans einfach den Gegebenheiten angepasst, und sich mit den neuen Ansprechpartnern arrangiert, berichtete etwa die Tageszeitung "Cumhuriyet".

Auch Diplomarbeit nicht selbst geschrieben
Die jetzt veröffentlichten privaten E-Mails stammen aus dem Zeitraum von April 2000 bis September 2016. Neben den brisanten Inhalten sind auch harmlose Korrespondenzen Albayraks mit Freunden und Familienmitgliedern der Erdogans dabei. Die "Cumhuriyet" berichtete am Mittwoch, aus den E-Mails ginge auch hervor, dass Albayrak eventuell seine Diplomarbeit nicht selbst geschrieben habe.

Die jetzt wieder hochgekochten Vorwürfe, der Schwiegersohn würde mit dem Öl der Terroristen Geld verdienen, sind nicht neu. Schon im September berichtete auch das regierungskritische Onlinemagazin "Diken" von geleakten E-Mails Albayraks zu der Firma Powertrans. Diesen E-Mails zufolge sei der Minister der heimliche Chef von Powertrans. Nichts geschehe in der Firma, ohne dass Albayrak dies absegne.

Seit 2004 mit Erdogan-Tochter verheiratet
Seit 2004 ist er mit Esra, der ältesten Tochter des mächtigsten Mannes in der Türkei verheiratet. Eine Beziehung, von der sowohl Albayrak als auch Erdogan bisher profitierten. Denn der Unternehmer Albayrak, Sohn eines Journalisten, war bis 2013 Vorstandsvorsitzender der Calik-Holding.

Dieser Mischkonzern, der vor allem im Bausektor von staatlichen Aufträgen profitiert, kaufte diverse Medien auf, die innerhalb kürzester Zeit zu Verlautbarungsorganen der AKP-Regierung wurden. Albayraks Einsatz lohnte sich: 2015 wurde er für die AKP ins Parlament gewählt und zum Energieminister befördert.

Bei kritischen Medien interveniert
Genau wie sein Schwiegervater kümmert er sich auch selbst gerne persönlich um eine parteifreundliche Berichterstattung, indem er bei kritischen Medien direkt interveniert. Die türkische linke Hackergruppe Redhack hatte Ende September eine Online-Korrespondenz zwischen Albayrak und dem Chef der Mediengruppe Dogan, Mehmet Ali Yalcindag, ins Internet gestellt. Darin war zu lesen, wie der Medienunternehmer sich im vorauseilenden Gehorsam bei dem Energieminister über regierungskritische Journalisten in seinem eigenen Haus beschwerte.

Yalcindag betonte in den Mails, dass er Erdogans Präsidialsystem voll und ganz unterstütze. Zugleich schwärzte er seine Schwägerin an, die die Tageszeitung "Hürriyet" als Geschäftsführerin leitet. Die verhindere nämlich, dass das Blatt einen regierungsfreundlichen Chefredakteur bekomme. Während Albayrak nach der Veröffentlichung der Mails unbeirrt weiter machte, musste Yalcindag zurücktreten.

Albayrak nächster Ministerpräsident?
So verwundert es nicht, dass sich seit Monaten ein Gerücht hartnäckig hält: Weil Erdogan ein Präsidialsystem mit weitreichenden Vollmachten anstrebt, soll der amtierenden loyale Ministerpräsident Binali Yildirim durch einen noch hingebungsvolleren Mann ersetzt werden: durch Albayrak.

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