Von Jets verfolgt

Erdogan entrann nur durch viel Glück dem Tod

Ausland
18.07.2016 09:36

Recep Tayyip Erdogan ist beim gescheiterten Militärputsch am Freitagabend offenbar nur um Haaresbreite dem Tod entronnen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag berichtete, sei der türkische Staatspräsident bei seinem Flug vom Urlaubsort Marmaris nach Istanbul von F16-Kampfjets der Putschisten verfolgt worden. "Warum sie nicht geschossen haben, ist ein Rätsel", zitierte Reuters einen namentlich nicht genannten Ex-Offizier. Schon vor Erdogans Flucht wollten Putschisten seine Hotelanlage stürmen.

Laut Angaben des Ex-Offiziers sollen mindestens zwei F16-Jets Erdogans Maschine gejagt haben. Doch scheinbar flogen die Kampfjets der Piloten dann doch weiter. Zwei andere F16 hätten die Präsidentenmaschine beschützt, die dann sicher in Istanbul landete. Reuters beruft sich in seinen Recherchen auf zwei weitere Quellen aus der türkischen Regierung. Diese hätten bestätigt, Erdogan sei beim Flug nach Istanbul in Gefahr gewesen.

Putschisten hatten sechs F16-Kampfflugzeuge in ihrer Gewalt
Die Putschisten in der Türkei hatten nach Angaben aus Regierungskreisen sechs F16-Kampfflugzeuge in ihre Gewalt gebracht. Die Jets seien von der Luftwaffenbasis in Diyarbakir gestartet, über Istanbul und Ankara geflogen und schließlich auf der Luftwaffenbasis in Malatya gelandet, hieß es aus Regierungskreisen.

Als die Militärs putschten, befand sich der Präsident in einem Luxushotel in dem kleinen Ort Icmeler, acht Kilometer entfernt von der Küstenstadt Marmaris (31.500 Einwohner) im Südwesten der Türkei. Laut "Bild" wohnte Erdogan in Icmeler im Vier-Sterne-Hotel "Grand Yazici Club Turban" (459 Zimmer und VIP-Bungalows, 250 Euro pro Nacht), das auch über einen Hubschrauberlandeplatz verfügt.

Polizeibeamte und Sicherheitsdienst schützten Erdogan auf Hotelanlage
Laut staatlicher Nachrichten-Agentur Anadolu landeten 40 Spezialkräfte der "Bordo Bereliler" (Rote Barette) aus Izmir mit drei Kampfhubschraubern Typ UH-60 "Black Hawk" direkt beim Hotel. Die Spezialkräfte sollen versucht haben, die Anlage zu stürmen, wurden aber von Polizeibeamten und dem Sicherheitsdienst des Präsidenten aufgehalten. Später zogen sich die Putsch-Soldaten mit zweien der drei Hubschrauber zurück.

3000 Putschisten in Haft, 8000 Polizisten suspendiert
Nach dem Putschversuch wurden knapp 3000 Verdächtige aus den Reihen der Streitkräfte festgenommen, darunter auch der Kommandant der Zweiten Armee, General Adem Huduti. Die Zweite Armee hat ihr Hauptquartier in Malatya, wo die Jets gestartet sein sollen, und ist für die Grenzregion zu Syrien, dem Iran und dem Irak zuständig. Die Putschisten hatten unter anderem das Parlament in Ankara bombardiert. Türkische Sicherheitskräfte suchen nach Angaben aus Regierungskreise weiter nach Soldaten, die am Putschversuch beteiligt waren.

Nach Angaben eines ranghohen Informanten wurden zudem rund 8000 türkische Polizisten suspendiert. Betroffen davon seien auch Beamte aus Istanbul und Ankara, sagte der Insider aus den Sicherheitsbehörden der Nachrichtenagentur Reuters. Die Folgen für die Putschisten könnten dramatisch werden. "Sie werden einen sehr hohen Preis für diesen Verrat zahlen", schwor Präsident Recep Tayyip Erdogan Rache. Auch die Einführung der Todesstrafe werde diskutiert.

Die Massenproteste in türkischen Großstädten gegen den Putschversuch gehen unterdessen weiter. In Istanbul, Ankara und vielen anderen Städten versammelten sich am Sonntagabend Zehntausende Menschen auf den Straßen und zentralen Plätzen, um gegen den Umsturzversuch zu demonstrieren. Die Demonstranten folgten damit einem erneuten Aufruf Erdogans. Auf Twitter hatte dieser am Sonntagabend geschrieben: "Aufhören gilt nicht, Weggehen gilt nicht. Wir lassen die Plätze nicht leer."

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