935 Verdächtige

Bisher größter Schlag gegen Kinderporno-Szene

Österreich
14.03.2009 11:16
Den heimischen Behörden ist der bisher größte Schlag gegen Kinderpornografie in der österreichischen Kriminalgeschichte gelungen. Im Zuge der internationalen Operation "Sledgehammer" (Vorschlaghammer) wurde ausgehend von einer kroatischen Internetseite 189 mittlerweile angezeigten Männern in Österreich der Besitz oder die Weitergabe von obszönen Aufnahmen nachgewiesen. Die Beschuldigten - darunter auch Politiker, Ärzte und Lehrer - stellen einen Querschnitt der männlichen Bevölkerung Österreichs dar und stammen aus allen Bundesländern. Insgesamt wurden hierzulande gar 935 Verdächtige identifiziert - die meisten von ihnen kommen ungeschoren davon, weil das bloße Ansehen von Kinderporno-Material im Internet nicht strafbar ist.

Das beschlagnahmte Material zeigte fünf- bis zwölfjährige Kinder aus den USA und Paraguay, erklärte das Bundeskriminalamt am Freitag. Gegen 97 Personen wird noch ermittelt, die Auswertung der Datenträger ist noch nicht abgeschlossen.

Vom Täterprofil her seien die beschuldigten Männer aus jeglicher privaten und beruflichen Schicht, betonte BK-Ermittlungsleiter Harald Gremel bei einer Pressekonferenz. Lehrer, Ärzte, ein Anwalt, Ministeriumsmitarbeiter, Gemeindebedienstete sowie weitere Beamte zählen zu den mutmaßlichen Tätern.

Täter "froh", erwischt worden zu sein
Auf dem PC eines Mannes sei im Zuge der Ermittlungen beispielsweise eine Selbstaufnahme mit seiner fünfjährigen nackten Tochter gefunden worden, erklärte Gremel. Das Video zeigte, wie das Kind bei der Selbstbefriedigung des Mannes zusehen musste. Der Kriminelle mache nun eine Therapie. Bei seiner Verhaftung wirkte der nach außen hin biedere Familienvater erleichtert: "Gut, dass ihr mich habt, sonst hätte ich meinem Kind auch Schlimmeres angetan..." Ein gewerbsmäßiger Hersteller von kinderpornografischem Material befand sich nicht unter den österreichischen Verdächtigen.

Mehrheit der Beschuldigten aus Wien
Fast ein Drittel der Beschuldigten stammt aus Wien, auch in der Steiermark und Niederösterreich gibt es eine große Zahl an Verdächtigen. In der Bundeshauptstadt führten die Ermittler anhand von 291 Datensätzen bei 94 Männern Hausdurchsuchungen durch. Dabei wurden rund 14.000 Computer, Disketten und Festplatten sichergestellt. Gefunden wurden weiters verbotene Waffen plus Munition sowie eine Hanfplantage. Manche Verdächtige waren bereits vorbestraft bzw. amtsbekannt, so Gremel.

Insgesamt wurden bei den seit Jänner 2008 laufenden Erhebungen 935 verdächtige Österreicher identifiziert, 25 davon konnten nicht mehr ausgeforscht werden. Gegen den Großteil - 624 Männer - musste das Verfahren eingestellt werden, da sie das Material im Internet angesehen, jedoch nicht heruntergeladen hatten, erklärte der Ermittlungsleiter. "Sie machten auch gar keinen Hehl daraus." Laut der noch geltenden Gesetzeslage ist das bloße Ansehen von Videos jedoch nicht strafbar (zur diesbezüglichen künftigen Regelung siehe Story in der Infobox).

Opfer konnten identifiziert werden
Entdeckt wurde der Kinderpornografie-Ring von den kroatischen Behörden bereits Ende 2007. Eine Homepage zeigte 99 aus Estland heruntergeladene Kinderpornografie-Fotos. 16 davon gehörten zu einer Aufnahmeserie aus den USA und Paraguy, die neun bis zwölf-jährigen Opfer konnten identifiziert werden. Ein noch unbekanntes Mädchen dürfte erst fünf bzw. sechs Jahre alt sein.

Zwölf Millionen Besuche in drei Tagen
Bei einer Überwachung der Homepage wurden innerhalb von drei Tagen zwölf Millionen Besuche gezählt, die 144.285 IP-Adressen in 170 Ländern zugeordnet werden konnten. Im Jänner 2008 wurde Österreich von der Interpol über die dabei knapp 1.000 ausgeforschten Internetnutzer in der Alpenrepublik informiert.

Bei den Erhebungen in der Pädophilenszene seien große Mengen an obszönem kinderpornografischem Material gefunden und sichergestellt worden, erklärte Oberst Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt. Jetzt sei die umfangreiche Operation abgeschlossen, der kriminellen Szene dadurch ein schwerer Schlag versetzt worden.

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