Erdogan will Rache

Bilanz der Chaos-Nacht: 265 Tote, 2800 Festnahmen

Ausland
16.07.2016 12:11

Dramatische Szenen in der Türkei in der Nacht auf Samstag: Bei einem Putschversuch von Teilen des Militärs gegen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat es mindestens 265 Tote - davon etwa die Hälfte Putschisten - und rund 1200 Verletzte gegeben. Erdogan-Anhänger konnten den Putsch niederringen, mittlerweile will die Regierung die Lage unter Kontrolle haben. 1563 Militärangehörige seien festgenommen worden. Erdogan schwor den Putschisten Rache und kündigte harte Strafen an - man werde sicherstellen, dass sich ein Putschversuch nicht wiederholen könne.

Erdogan hatte sich zum Zeitpunkt des Putsches im Badeort Marmaris an der Mittelmeerküste befunden. Nachdem die Armee am Freitagabend in der Hauptstadt die Übernahme der Macht verkündet hatte, wandte er sich über ein im Fernsehen ausgestrahltes Videotelefonat an die Bürger. Der Staatschef rief die Türken auf, die vom Militär verhängte Ausgangssperre zu missachten und zu demonstrieren. Tausende Menschen folgten dem Aufruf.

Erdogan will die Armee "säubern"
Der Präsident wurde in der Nacht am Istanbuler Flughafen von jubelnden Anhängern empfangen. Er kündigte ein hartes Vorgehen gegen die Aufständischen an. Er wolle die Armee "säubern". Erneut machte er die Bewegung seines Intimfeindes Fethullah Gülen für den Putsch verantwortlich, die sich jedoch umgehend vom Aufstand distanzierte.

Berichte über misshandelte Putschisten
Es gibt bereits erste Berichte, wonach Anhänger der Regierung angeblich Soldaten, die sich an dem Putschversuch beteiligt hatten, misshandelt hätten. In Sozialen Netzwerken sind Bilder aufgetaucht, die einige dieser Soldaten zeigen sollen. Laut einem Bericht der Zeitung "BirGün" soll ein Soldat von Erdogan-Anhängern an einer Brücke in Instanbul gelyncht worden sein.

Istanbul: Soldaten an der Bosporus-Brücke abgeführt
Dutzende Soldaten ließen sich noch in der Nacht von Polizisten entwaffnen. Im Fernsehen war zu sehen, wie Militärs an der Bosporus-Brücke von Polizisten abgeführt wurden. Auf der Brücke waren in der Nacht Panzer aufgefahren.

Video: Putschisten in der Türkei ergeben sich

Rebellen geben weiter Kampfparolen aus
Die Rebellen hatten trotz der zahlreichen Festnahmen erklärt, dass sie weiter "entschlossen" kämpfen wollten. Sie riefen die Bevölkerung in einem E-Mail auf, zu ihrer eigenen Sicherheit in Räumen zu bleiben. Tatsächlich wurde in der Hauptstadt Ankara bis in die Morgenstunden des Samstags gekämpft.

Türkischer Armeechef befreit und in Sicherheit
"Dieser Putschversuch wurde vereitelt", sagte schließlich Samstagmittag der amtierende Armeechef Ümit Dündar. Er bestätigte, dass außer den Putschisten Dutzende weitere Menschen getötet wurden. Demnach handelte es sich um Polizisten, Zivilisten und Soldaten. Dündar war von der Regierung als kommissarischer Generalstabsschef eingesetzt worden, nachdem Putschisten Armeechef Hulusi Akar in ihre Gewalt gebracht hatten. Samstagfrüh befreiten Sicherheitskräfte Akar bei einem Einsatz auf einem Luftwaffenstützpunkt nahe der Hauptstadt. Ministerpräsident Binali Yildirim bestätigte zu Mittag, dass die Lage wieder "vollständig unter Kontrolle" sei.

USA und EU unterstützten türkische Regierung
Die USA und die EU erklärten unterdessen ihre Unterstützung für die demokratisch gewählte türkische Regierung und riefen ebenso wie UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zur Ruhe auf. Aus der syrischen Hauptstadt Damaskus wurden derweil Freudenschüsse gemeldet. Erdogans Regierung gehört zu den Gegnern von Syriens Präsident Bashar al-Assad. Etwa zwei Millionen syrische Flüchtlinge halten sich in der Türkei auf.

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