BAWAG-Kunden sauer

Bankomatgebühren: Wirbel um neue Kontopakete

Wirtschaft
10.11.2016 18:07

Die Bankomatgebühren bei heimischen Banken sind seit Monaten ein Aufregerthema. Nun ist die Diskussion erneut aufgeflammt. Konkreter Anlass sind neue Kontopakete der BAWAG, die keine kostenlosen Bargeldbehebungen mehr enthalten. Die Pakete gibt es zwar schon seit Februar, nun herrscht aber helle Aufregung unter Tausenden Kunden der Bank. Der Grund: In einem Schreiben werden Inhaber kostengünstiger Girokonten zu einem Umstieg auf die neuen Pakete gedrängt. Die alten laufen mit Ende Jänner 2017 aus. Das Geldinstitut beteuert: "Wir führen keine Bankomatgebühren ein."

Der Teufel steckt im Detail: Das billigste Paket ("Kontobox Small") erlaubt beispielsweise nur eine Automatentransaktion pro Monat, ohne dass dafür die Zusatzgebühr verrechnet wird. Bei der "Kontobox Medium" sind fünf Transaktionen pro Monat erfasst bzw. frei, jede weitere kostet 39 Cent. Bei der "Kontobox Large", wo die Kontoführung mit 9,90 Euro pro Monat doppelt so viel kostet wie für das kleinste Kontopaket, sind alle Transaktionen und damit auch alle Bankomatabhebungen inkludiert.

Einem "Kurier"-Bericht zufolge melden sich seit der Verbreitung des BAWAG-Schreibens laufend verärgerte Kunden bei der Arbeiterkammer, um ihrem Ärger Luft zu machen. "Die BAWAG ist bei der Beschwerdestatistik inzwischen unter den Banken an oberster Stelle", sagte AK-Experte Christian Prantner gegenüber der Zeitung. Rechtlich sei das Vorgehen aber gedeckt.

BAWAG widerspricht: "Keine Bankomatgebühren"
Das Finanzinstitut selbst hielt in einer Stellungnahme am Donnerstag fest, dass Inhabern von Gehalts-, Pensions- und Privatkonten, die aktuell nicht mehr im Angebot seien, ein Produktwechsel angeboten wurde. Den angeschriebenen rund 20.000 Kunden würde zunächst die "Kontobox Small" angeboten, da hier das Kontoführungsentgelt am ehesten dem alten Kontomodell entspreche. Wenn das Konto die Kundenbedürfnisse nicht befriedige, würden andere Modelle angeboten. Der Kundenkreis sei, was die Nutzungshäufigkeit betrifft, sehr heterogen. Die "Kontobox Small" entspricht laut BAWAG eher einem Konto mit Einzelverrechnung.

Die Bank war auch um folgende Klarstellung bemüht: "Unter Bankomatgebühren, die auch politisch in Diskussion sind, geht es um Gebühren für Bargeldbehebungen, die der Geldautomatenbetreiber dem Geldbeheber nach einer der Behebung vorangehenden Vereinbarung verrechnet. Diese Gebühren sind keine Entgelte der kontoführenden Bank, sondern Gebühren des Geldautomatenbetreibers. Wir führen keine derartigen Bankomatgebühren ein und haben dies auch nicht in der Vergangenheit getan."

Sozialminister verärgert über Kontoänderungen
Verärgert über die Kontoänderungen bei der BAWAG zeigte sich Sozialminister Alois Stöger. Im Februar, als die Bank die Konditionen für diese Konten festgesetzt habe, habe dies nur neue Kontoverbindungen betroffen. Jetzt gehe es um bestehende Kunden und auch nicht mehr um Freiwilligkeit, kritisierte das Sozialministerium am Donnerstag - zumal das bestehende Konto sonst gekündigt werde.

Die Banken hätten angekündigt, dass sie keine Bankomatgebühren einführen, schon gar nicht für eigene Kunden, sagte ein Sprecher des Sozialministeriums. Es würden nun aber doch von eigenen Kunden Spesen fürs Geldabheben verlangt. Stöger fühlt sich durch die Vorgangsweise in seinem Vorstoß für ein Gesetz gegen Bankomatgebühren bestärkt. Ein Entwurf sei ausgearbeitet, der Vorschlag liege bei der ÖVP, man warte auf Zustimmung.

FPÖ: Stöger "Wegbereiter" für Bankomatgebühren
Aus Sicht der FPÖ ist gerade der Sozialminister der "Wegbereiter" für die Bankomatgebühren, da sich dieser bisher bezüglich der Causa untätig verhalten habe. "Seit Jahresbeginn warnen wir Freiheitliche vor der flächendeckenden Einführung einer Bankomatgebühr", sagte FPÖ-Konsumentenschutzsprecher Peter Wurm am Donnerstag. Zuletzt sei eine Initiative seiner Partei am 20. Oktober im Sozialausschuss von SPÖ und ÖVP schubladisiert worden. Stögers "vollmundige Aussagen", die Interessen der Bevölkerung mittels Gesetz schützen zu wollen, waren laut Auffassung der FPÖ nur heiße Luft, ein Bankomat-Gipfel im Mai "Placebo".

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