Ahmed Tschatajew

Asyl in Österreich – dann Blutbad in Istanbul?

Österreich
30.06.2016 19:09

Türkische Sicherheitsbehörden haben Kontakt zu Österreich aufgenommen, weil sie den aus der russischen Teilrepublik Tschetschenien stammenden Ahmed Tschatajew als Drahtzieher des Anschlags auf den Istanbuler Flughafen mit 44 Toten im Verdacht haben. Tschatajew war 2003 nach Österreich gekommen, hatte Asyl erhalten und war später nach Syrien in den Dschihad gezogen.

"Wir sind in Kontakt mit den türkischen Behörden", erklärte der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, gegenüber der Tageszeitung "Die Presse". Es gebe aber noch keine gesicherten Erkenntnisse, ob Tschatajew tatsächlich für das Attentat verantwortlich sei und dass ein Österreich-Bezug bestehe. Eine türkische Zeitung habe den Namen ins Spiel gebracht.

Die österreichischen Behörden führen den 36-Jährigen in ihren Karteien als "Foreign Fighter". Tschatajew wurde zuletzt im Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei verortet. Sein Name sei schon früher in türkischen Zeitungen im Zusammenhang mit dem Doppelanschlag in Ankara vom Oktober 2015 mit über 100 Toten genannt worden.

Attentat in der Türkei geplant
Die Terrorgruppe rund um Tschatajew soll am 25. Mai 2016 türkischen Boden betreten haben. Das Attentat auf den Atatürk-Flughafen sei in einer angemieteten Wohnung im Istanbuler Viertel Aksaray geplant worden, heißt es in unbestätigten Berichten. Alle Bewohner der Wohnung seien in das Blutbad verwickelt gewesen. Tschatajew war ein Gefährte des tschetschenischen Islamistenführers Doku Umarow, nach dessen Tod 2013 hatte er sich offenbar der Terrormiliz Islamischer Staat angeschlossen.

"Gefoltert und Arm amputiert"
Gegen Tschatajew gelten UNO-Sanktionen, die russischen Behörden haben ihn international zur Fahndung ausgeschrieben. Tschatajew hatte Ende der 1990er-Jahre aufseiten der tschetschenischen Rebellen gekämpft. Im Jahr 2000 wurde er verwundet und soll danach den russischen Streitkräften in die Hände gefallen sein. Später floh er nach Österreich und erhielt Asyl. Bei seinem Asylverfahren hatte er angegeben, schwer gefoltert worden zu sein, außerdem sei ihm ein Arm amputiert worden.

Kontakt zu Umar Israilow
In Wien soll Tschatajew auch in Kontakt zu Umar Israilow gestanden sein. Der ehemalige Leibwächter des moskautreuen tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow war im Jänner 2009 auf offener Straße in Wien erschossen worden. Ermittler des Wiener Landesamts für Verfassungsschutz hatten damals Kadyrow, dem zahlreiche Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, verdächtigt, das Verbrechen in Auftrag gegeben zu haben.

Weiterer Verdächtiger mit Österreich-Bezug?
Das bulgarische Staatsfernsehen berichtete unterdessen von einem weiteren angeblichen Verdächtigen mit Österreich-Bezug. Demnach sei einer der Selbstmordattentäter am Atatürk-Flughafen 2011 in bulgarischer Haft gewesen. Es handle sich um einen russischen Staatsbürger, den Tschetschenen Achmed Radschapowitsch. Der Mann sei damals an einem bulgarisch-türkischen Grenzübergang auf Ersuchen Russlands festgenommen worden, als er Bulgarien habe verlassen wollen.

Der Tschetschene wurde allerdings nicht an Russland ausgeliefert, da auch er 2003 politisches Asyl in Österreich erhalten hatte, so das Staatsfernsehen. Deswegen habe das Gericht im bulgarischen Plowdiw seine Auslieferung nach Russland abgelehnt.

Ministeriums-Sprecher Grundböck betonte, dass es auch beim Namen Raschapowitsch "keine gesicherten Erkenntnisse" gebe. "Wir halten uns an Ermittlungsergebnisse."

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