WKÖ-Präsident Leitl:

“700 Kollektivverträge im Jahr, das ist doch was”

Wirtschaft
29.04.2017 08:46

Nicht nur die Regierung ist unter Beschuss geraten, auch an den Sozialpartnern wurde Kritik laut. Im "Krone"-Interview stellte sich der Präsident der Wirtschaftskammer, Christoph Leitl, diesen Attacken - und rief auch gleich zu einem "Tag der Arbeitgeber" auf.

Der Interessenausgleich zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern funktioniert, betont Leitl. Dass alljährlich rund 700 Kollektivverträge mehr oder weniger geräuschlos vereinbart werden, beweise das nachdrücklich. Leitl: "Die Sozialpartnerschaft funktioniert. Wir haben auf oberster Ebene ein Klima des persönlichen Respekts und des Vertrauens, aber keinerlei Verhaberung. Ich bin sowohl mit Gewerkschaftspräsident (Erich) Foglar als auch mit Arbeiterkammer-Chef (Rudolf) Kaske per Sie. Die Vorstellung, dass man nach scheinbar harten Verhandlungen dann gemütlich im Weinkeller beisammensitzt und fröhlich trinkt, ist völlig falsch. Vielleicht war das früher so, heutzutage wird knallhart um Kompromisse gerungen, um den sozialen Frieden, der ein hohes Gut darstellt, abzusichern."

Doppel-Flexibilität ist gefragt
Die Arbeitnehmer in den Betrieben seien motiviert und durchaus verständnisvoll: "Eine Umfrage hat kürzlich gezeigt, dass 70 Prozent aller Arbeitnehmer die Frage der Arbeitszeitflexibilisierung positiv sehen - und zwar dann, wenn es eine Doppel-Flexibilität ist. Soll heißen: Nicht nur auf die Wünsche des Unternehmens soll eingegangen werden, sondern auch die Dienstnehmer können nach ihren Wünschen die Arbeitszeit flexibler einteilen."

Dass in Österreich kaum gestreikt werde, beweise, dass die Sozialpartnerschaft funktioniert. Leitl: "Natürlich gibt es eine Institutionen-Kritik, auch an uns - und das ist auch völlig in Ordnung. Nur so können wir besser werden. Wir sind stolz darauf, dass wir als Wirtschaftskammer das größte Dienstleistungsunternehmen Österreichs sind. Und wir haben nicht nur in sehr vielen Ländern unsere Wirtschaftsdelegierten als Außenposten für unsere Firmen, sondern wir ziehen jetzt auch weltweit eine Innovationsagentur auf, welche die besten Ideen nach Österreich holt."

Leitl glaubt an neuen Beschäftigungsrekord
Die Voraussetzungen seien günstig, die Konjunktur und die Stimmung haben sich gebessert: "Am Ende dieses Jahres werden wir wieder stolz über einen neuen Beschäftigungsrekord berichten können!"

Aber die Digitalisierung zerstöre doch vielfach die alte Job-Grundlage? Leitl: "Ich fürchte nicht die Digitalisierung, aber natürlich wird sich vieles ändern. Da müssen wir vorne dabei sein. Österreich hat das beste Ausbildungssystem in Europa, es werden neue Jobs entstehen, wo wir auch über die nötigen Qualifikationen verfügen. Die Menschen wollen Sicherheit, wir müssen sie bei ihren Ängsten abholen und positive Zukunftsperspektiven bieten."

Georg Wailand, Kronen Zeitung

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