Turbo für Le Pen?

238 Terror-Tote: Frankreich wählt in Angst

Ausland
23.04.2017 15:22

21 Terrorattacken mit insgesamt 238 Toten hat Frankreich verkraften müssen, seit es im Jänner des Jahres 2015 mit der Erstürmung der Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo zu einem islamistischen Terror-Angriff im Land gekommen war. Vor diesem dramatischen Hintergrund findet heute die wohl ungewöhnlichste, unberechenbarste und folgenschwerste Wahl in der Geschichte der von General de Gaulle gegründeten Fünften Republik mit ihrem allmächtigen Präsidentenamt statt ...

Diesen Präsidenten (Präsidentin) wird bestimmen, wer heute in der ersten Runde als Zweiter, also als Herausforderer von Marine Le Pen, in die Stichwahl am 7. Mai kommt. Dass "Kriegsherrin" Le Pen durch die zahlreichen Anschläge mit 238 Toten und 855 Verletzten Rückenwind im Wahlgeschehen bekommt, steht wohl fest. Zwei Tage vor der Präsidentschaftswahl forderte sie "eine Nation, die die Naivität ablegt".

Bis Sonntagmittag war die Wahlbeteiligung mit gut 28 Prozent ungefähr so hoch wie vor fünf Jahren. Insgesamt sind 47 Millionen Bürger zur Stimmabgabe aufgerufen, die unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen stattfindet. Mit ersten Prognosen wird um 20 Uhr gerechnet. 2012 lag die Wahlbeteiligung bei knapp 80 Prozent. Die Zahlen von 12 Uhr deutete darauf hin, dass es eine ähnlich hohe Beteiligung geben könnte. In Umfragen war mit einer niedrigeren Zahl gerechnet worden.

Elf Kandidaten in erster Runde
Der erste Wahlgang am Sonntag unter den elf Präsidentschaftskandidaten gilt als politischer "Schönheitswettbewerb". Er entscheidet über die ersten zwei für die Stichwahl. Frankreich hat unter den elf Kandidaten gleich zwei mit Extrempositionen: die Rechtspopulistin Le Pen und den Linkspopulisten Jean Luc Mélenchon.

Der Zweite entscheidet über Präsidentenamt
Als Dritter und Vierter im Rennen bewerben sich der Linksliberale Emmanuel Macron und der Konservative François Fillon. Wer als nächster Staatspräsident aus der Stichwahl am 7. Mai hervorgeht, hängt davon ab, wer der Herausforderer von Le Pen wird. Falls es Macron oder Fillon sind, werden so gut wie alle anderen politischen Kräfte in Frankreich einen dieser beiden Kandidaten in Solidarität unterstützen, um Le Pen zu verhindern.

Mélenchon mangelt es an Unterstützung
Sollte es aber zu einer Stichwahl zwischen den beiden Extremkandidaten Le Pen und Mélenchon kommen, dann kann der Linkspopulist Mélenchon nicht mit allgemeiner Unterstützung rechnen. Viele Wähler würden auch zuhause bleiben.

Damit stiege die Chance für Marine Le Pen, doch die absolute Mehrheit von 50 Prozent und darüber zu erreichen. Unter den elf Kandidaten im ersten Wahldurchgang pendeln die vier Bestplatzierten laut letzten Umfragen zwischen 15 und 25 Prozent mit Marine Le Pen an der Spitze. Die Wahllokale schließen um 20 Uhr. Danach werden die Wählerbefragungen veröffentlicht.

Kurt Seinitz, Kronen Zeitung/krone.at

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