17 Festnahmen in Sbg

1000 “Lieferungen”: Schlepper-Ring zerschlagen

Österreich
25.07.2016 14:34

Schlepper-Ring in Salzburg zerschlagen: Seit September des Vorjahres wurden insgesamt 17 Verdächtige verhaftet, der letzte - einer der Hintermänner - am Donnerstag. Die internationale Bande steht im Verdacht, mehr als 1000 Menschen illegal befördert zu haben.

Wie die Polizei am Montag mitteilte, wurden die Flüchtlinge per Pkw in Kleingruppen von drei bis vier Personen transportiert. Österreich war zum Großteil Transitland, die meisten illegalen beförderten Menschen wurden von Ungarn weiter nach Deutschland und in weitere EU-Länder gebracht. Die Migranten kamen vorwiegend aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und dem Iran. In den vergangenen zehn Monaten haben sich die Ermittler Stück für Stück zum Kern der Gruppe vorgearbeitet. Für die Hintermänner klickten schließlich am Donnerstag die Handschellen, die Polizei schloss weitere Festnahmen nicht aus.

Täter mit "internationalem Zusammenhang"
Der Auftakt zum aktuellen Schlag gegen die Bande war ein Zugriff der Schengen-Fahnder am 5. September des Vorjahres in der Stadt Salzburg. Die Polizei nahm damals auf einem Parkplatz eines Supermarktes einen polnischen Schlepper und 17 illegale Migranten fest. Den Insassen eines zweiten Pkws mit polnischem Kennzeichen gelang die Flucht. Als Beamte Fotos aus Radaranlagen entlang des vermuteten Wegs abglichen, stellten sie fest, dass ein Konvoi aus vier Fahrzeugen mit Flüchtlingen unterwegs gewesen war.

Bei den Fahrern der Autos handelte es sich um Polen, ergaben die Ermittlungen. Die Salzburger Polizei schaltete ihre Kollegen in Polen ein, die am 11. Mai 2016 die drei noch flüchtigen Schlepper festnahmen und einen weiteren Polen (39) inhaftierten. "Wir haben rasch festgestellt, dass das keine lokale Gruppe ist, sondern ein internationaler Zusammenhang besteht", sagte Gerald Tatzgern, der Leiter der Abteilung für Schlepperbekämpfung beim Bundeskriminalamt.

300 Euro pro Person für Fahrt nach Wien
Denn der 39-Jährige war Bindeglied zu einer Schlepper-Organisation fast ausschließlich in Österreich lebender Tschetschenen und warb in Polen für "Flüchtlingstransporte" und für die Strecke Budapest-Wien gezielt Fahrer an. Dabei stellte er Lenkern eine Bezahlung von 700 Euro in Aussicht, wobei 200 Euro im Voraus als "Benzingeld" bezahlt wurden. Die zentrale Figur der österreichischen Bande war ein 39-jähriger Tschetschene, der selbst als Chauffeur tätig war und von den Flüchtlingen direkt vor Fahrtantritt in Budapest den Fuhrlohn kassierte.

Täterjargon: "Fleischlieferung"
Für die Fahrt nach Wien zahlten Migranten 300 Euro pro Person, von Ungarn nach Deutschland zwischen 700 und 800 Euro, von Wien nach Frankreich waren etwa 2400 Euro fällig. "Das Schleppen ist in den vergangenen Monaten nicht billiger und nicht teurer geworden", so Tatzgern. "Es handelt sich nach wie vor um ein sehr einträgliches Geschäft."

Bei der Organisation der Fahrten bediente sich die Gruppe gewisser Codes. Wurden Erwachsene geschleust, war von "Paletten" die Rede, Kinder hießen "kleinere Paletten". Ging es um Geld, wurde von "Papieren" gesprochen. Einzelne Transportfahrten galten als "Fleischlieferung".

Mobiltelefone, Schusswaffen, Bargeld
Gemeinsam mit den Polizeibehörden in Ungarn gelang es schließlich, einen weiteren Hintermann zu identifizieren - einen 44-jährigen Syrer, der meist von einem Hotel in Budapest aus die Fäden zog. Schließlich entschloss sich die Polizei, am 7. Juli gezielt einen Schlepper-Konvoi aus fünf Fahrzeugen aus dem Verkehr zu ziehen. Die Lenker - drei Tschetschenen und zwei Deutsche im Alter von 27 bis 42 Jahren - sitzen seitdem in Salzburg und Bayern in U-Haft.

Der entscheidende Schlag gelang aber am 21. Juli: In einem akkordierten mehrstündigen Zugriff mit mehr als 100 Beamten und Einsatzkräften der Cobra in Österreich, Budapest und Berlin nahm die Polizei weitere sieben Personen fest - darunter den 44-jährigen Syrer und den 39-jährigen Tschetschenen. Außerdem wurden bei zwölf Hausdurchsuchungen unzählige Mobiltelefone, Schusswaffen, Bargeld, Schmuck und eine Maske sichergestellt. "Wir prüfen derzeit, ob die Bande auch für andere Straftaten infrage kommt", sagte der Salzburger Polizeidirektor Franz Ruf.

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