"Krone"-Interview

Yasmine Hamdan: Musik ist die wahre Heimat

Musik
27.04.2014 17:00
Yasmine Hamdan musste als Kind mit ihrer Familie aus dem Libanon flüchten, nirgendwo war sie zu Hause. In der Musik hat sie sich gefunden. Nun verzaubert sie die Menschen mit arabischen Liedern – und hofft auf eine bessere Welt.
(Bild: kmm)

Ihr Geburtsland Libanon war vom Bürgerkrieg zerrüttet, als Yasmine Hamdan als kleines Kind flüchten musste. Mit ihrer Familie führte sie ein Nomadenleben – sie zogen von Abu Dhabi über Griechenland bis Kuwait. "Wir sind alle drei Jahre aufgebrochen, plötzlich, ohne Vorbereitungszeit. Immer wieder musste ich vertraute Orte und Freunde zurücklassen", erinnert sich die 36-Jährige. "Ich habe mich nirgendwo zu Hause gefühlt, noch heute weiß ich eigentlich nicht, was Zuhause bedeutet."

Traurigkeit und Hoffnung
Nach dem Krieg kehrte die Familie zurück nach Beirut, zurück in eine vom Krieg gebeutelte Stadt. "Ich kannte Beirut damals nur aus den Nachrichten, es war so viel zerstört. In den Straßen hing Traurigkeit und Melancholie. Aber in den Ruinen hat es auch vibriert, neben der Dunkelheit und dem Schmerz gab es auch Sonne und Hoffnung." Das Leben in der vermeintlichen Heimat fiel Yasmine nicht leicht.

"Ich war ein Nachkriegs-Teenager, der keine Stimme hatte – und keine Antwort auf das Blutvergießen. Ich war sehr zornig, wusste aber nicht, wie ich es ausdrücken soll." Schließlich fand sie ihre Stimme. "In all den Jahren hat mich Musik immer begleitet, sie war immer in mir und hat mir Halt gegeben. Bis heute ist die Musik meine Heimat."

Eine bessere Welt
Passend zum Zorn ihrer Jugend begann sie als Punkrockerin – und wurde zum Underground-Idol Beiruts. Schließlich entdeckte sie die arabische Popmusik der 40er- und 50er-Jahre. "Es hat sich angefühlt, als würde ich mich verlieben, die Sängerinnen haben mir Antworten gegeben." Diese Songs und eigene bringt sie nun in die neue Zeit. Mittlerweile hat sie Beirut den Rücken gekehrt und lebt in Paris. Von hier aus will sie mit der CD "Ya Nass" die Grenzen überwinden. "Kunst sollte nie Grenzen haben. Mit meiner Musik entwickle ich mich weiter – und hoffe auf eine bessere Welt."

Den Kultregisseur Jim Jarmusch hat sie bereits überzeugt, in seinem neuen Film "Only Lovers Left Alive" lässt er sie ein komplettes Lied singen und Tilda Swinton in ihrer Rolle schließlich prophezeien: "Ihr Name ist Yasmine, sie wird bald berühmt sein." Am 4. Mai gastiert die sympathische Sängerin übrigens im Wiener Chaya Fuera.

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