CD-Release-Show

Wanda: Amore und Alarm in der Wiener Arena

Musik
02.10.2015 01:20
Nach nur 48 Stunden war die erste von zwei Wanda-Release-Shows für das neue Album "Bussi" in der Wiener Arena ausverkauft. Donnerstagabend präsentierten Marco Michael Wanda und Co. ihre neuen, alten Songs und ein Best-of der "Oldies" aus dem Vorjahr. Mit spielerischer Sicherheit auf der Bühne und fast schon religiöser Verehrung seitens des Publikums war schnell klar: Der Hype ist noch lange nicht am Abklingen.
(Bild: kmm)

Amore! Das Wort, das sich in den letzten Monaten zum Amen der heimischen Musiklandschaft gemausert hat, dominiert zwei Tage lang die Wiener Arena. Wanda, eine Hälfte der längst fälligen Internationalisierung heimischer Pop-Kunst, lassen derzeit nämlich keine Sekunde ihrer noch jungen Karriere ungenützt und starten mit ihrem zweiten Album "Bussi" den Sturm auf die Chartspitze. Auch wenn Wahlwerbung vor dieser Kulisse der musikalischen Kunst lästig erscheint, passt es doch wie die Faust aufs Auge, dass die Grünen vor der Kreuzung zur Konzerthalle gratis Kondome verteilen. Kombiniert hervorragend, denn in einer schummrigen Bar in Bologna, wenn der Schnaps fließt und die stehengelassenen Weinflaschen den hedonistischen Mief der Dekadenz verbreiten, kann so ein Gimmick schon mal das Ende einer durchzechten Nacht retten.

Zigaretten statt Posterboy
Die Nacht ist ohnehin die Lieblingsspielwiese der derzeit wohl spannendsten Rock-'n'-Roll-Band Österreichs. Erst hier entfalten sich die muffigen Songkapitel in ihrer vollen Pracht. Reinheitsgebote und Technik sind eigentlich wuascht - Wanda transportieren das Lebensgefühl urbaner Twentysomethings (und solcher, die es gerne immer noch wären) durch Emotion und Charisma. Letzteres versprüht Frontmann Marco Michael Wanda bei der Release-Show in der ausverkauften Arena im Übermaß. Er bestätigt die Branchenthese, dass sich die wirklich interessanten Typen ohnehin niemals hinter einem schnöden Posterboy-Äußeren verbergen. Zum neuen Album auf dem neuen großen Label (Universal Music) mit noch viel größeren Ambitionen passt dann auch zumindest eine sanfte Adaptierung des eigenen Images. Die fast schon zerbröckelte Lederjacke scheint in der längst verdienten Reparatur zu sein, und mal ehrlich - auf sie verzichtet man bei Wanda und in Wien leichter als auf die Zigaretten.

Wanda sind längst weltberühmt in Österreich. Die Augen der Fans funkeln bei den ersten Tönen des Openers "Luzia" wie bei Kindern vorm Christbaum. Das musikalische Geschenkspackerl heißt "Amore", das Lametta ist die herzhaft aufspielende, aber stets im Hintergrund stehende Band und den Christbaum symbolisiert ein Kreuz aus leeren Weinflaschen. Es ist alles angerichtet für die große Messe, für eineinhalb Stunden vertontes Lokalkolorit, das von den Anwesenden mit Inbrunst und fast schon manischer Begeisterung verfolgt und unterstützt wird. So kalkuliert Image und Karriereschritte der geschickten Band auch scheinen, die Freude und zeitweise Verwunderung über den tosenden Applaus bei "Schickt mir die Post" oder "Auseinandergehen ist schwer" sind echt. "Wanda, leiwand" tönt es nach vorne bis zum Bühnenrand, Marco grinst und teilt seine Zigaretten trotz Rauchverbot mit seinen Fans, bevor er auf ihnen zum Mischpult und wieder retour reitet. Rockstars sind noch lange nicht tot.

Hittauglichkeit und Langzeitwirkung
Eine Release-Show per se sollte möglichst das neu zu bewerbende Album abbilden, dass zwei Drittel der gespielten Songs aber dennoch vom platinveredelten Debüt stammen, zeugt von einem gewissen Sicherheitsbedürfnis. Eine angenehm-überraschende Besonnenheit des oft so überzeichneten Kollektivs. Von den neuen Songs zeigen das lächerlich zu einem Miniskandal aufgebauschte "Bussi Baby", der Reggae-Beat-Ohrwurm "Meine beiden Schwestern" und das vom textsicheren Publikum intonierte "1, 2, 3, 4" eindrucksvoll, dass die Hittauglichkeit gegenüber dem Debüt nur marginal abgenommen hat. Was Wanda auf "Bussi" aber auszeichnet, ist die Möglichkeit, Songs mit Langzeitwirkung erschaffen zu haben. "Mona Lisa der Lobau" oder das - Zitat Marco - "scheiß Gitarrenstück 'Alarm!'" fügen sich anfangs nur schwer in das gewohnte Pop-Korsett, doch durch den Jam-Charakter auf der Bühne emanzipieren sich Wanda geschickt vom Single-Band-Kosmos. Zudem passen die teils raueren Nummern besser zum kratzigen Stimmtimbre des Frontmanns.

Wanda 2015 unterscheiden sich nur in Nuancen von den großen Durchstartern des Vorjahres. "Wir haben auch ein paar Oldies mitgebracht - aus dem Jahr 2014", tut Marco während des Sets schmunzelnd kund. Und fürwahr - die Band ist nicht nur wegen "Bologna" eine so enge Vertraute geworden, sondern vor allem durch die Omnipräsenz in heimischen Konzertarenen und dem rasanten Arbeitsethos. Das überbordende Selbstvertrauen manifestiert sich auch in der endgültig gewonnenen Sicherheit und Überzeugung am eigenen Tun. "Das kann man nur mit einer Platinplatte machen, sonst wäre das Kunstscheiße", posaunt Marco am Ende des gut eineinhalbstündigen Gigs noch einmal den Stolz über das eigene Schaffen heraus. "Bussi" wird auf Platz eins charten, "Bussi" wird sich wieder Richtung Platin bewegen und Wanda werden im April 2016 wohl auch die Stadthalle füllen. Vorerst gibt es am Freitag aber noch einen Nachschlag in der Arena - natürlich bereits restlos ausverkauft. Doch nicht verzagen - Bussis und Amore gibt es ohnehin für alle!

Wanda spielen in den nächsten Tagen und Wochen noch zahlreiche weitere Konzerte quer durch Österreich. Alle Infos und Tickets erhalten Sie unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele