CD-Kritik

The National überzeugen mit feiner Gelassenheit

Musik
28.05.2013 11:17
Die amerikanischen Indie-Rocker The National haben sich schon immer in den ruhigen Pfützen der Musik gesuhlt. Mit dem sechsten Studioalbum "Trouble Will Find Me" schaufelt sich das Quintett frei von allen Vergleichszwängen und liefert ein wahres Meisterwerk ab.
(Bild: kmm)

Sie waren mit ihrer ruhigen Instrumentierung und der gediegenen Herangehensweise, Songs wie kurz erzählte Alltagsgeschichten klingen zu lassen, schon immer so etwas wie personifizierte Trauertränen. Doch inmitten all der Elegie und Bitterkeit haben The National auch immer eine kräftige Portion Hoffnung und Mut in ihre Kompositionen verpackt. Schon der Titel des neuen Werkes, "Trouble Will Find Me", sprüht nicht gerade vor überbordendem Optimismus und zeigt Sänger Matt Berninger und Konsorten von ihrer Lieblingsseite – verletzlich und berührend, aber niemals wehklagend oder depressiv.

Ohne Eile und Hast
Schon beim Opener "I Should Live In Salt" wünscht sich Berninger mehr Aufmerksamkeit und besseres Verständnis. Missverständlich klingen The National auf ihrem sechsten Album aber zu keiner Sekunde. Zu punktiert und bedacht werden die Songs aneinandergereiht und erzeugen ein durchaus rundes Klangerlebnis. Eile oder Hast verspüren The National auf "Trouble Will Find Me" nicht. Ähnlich wie schon bei den Vorgängerwerken "Alligator" (2005), "Boxer" (2007) und "High Violet" (2010) schaffen es die Wahl-New-Yorker scheinbar mühelos, sich abermals qualitativ zu steigern.

Dabei benötigen sie keine großen Namen als musikalische Empfehlungsschreiben. Auch wenn die ruhig akzentuierten Songs manchmal durchaus an die Ikone David Bowie erinnern mögen, schaffen es The National locker, sich in der selbst geschaffenen Quadratur des Kreises zu bewegen, ohne dabei fad oder steril zu wirken. Der wiederholte Einsatz von Streichern, das Integrieren von bekannten Gastmusikern wie Sufjan Stevens, Annie Clark und Rob Moose sowie die opulent klingende Produktion gemahnen zeitweise an ein hochtrabendes Album im Champions-League-Format, doch gerade in den vielen ruhigen Momenten sind die Musiker doch nur wieder gereifte Jungs aus Cincinnati, Ohio, die längst mehr sind als spröder und oft kopierter Indie-Rock.

In der Ruhe liegt die Kraft
Zu den wirklich wertigen Songs wie "Don't Swallow The Cap", "Heavenfaced" oder dem geheimen Albumhighlight "Pink Rabbits" passt in der Digipak-Kaufversion übrigens auch das Gesamtpaket. Im Booklet wird jedem Songtext eine Abbildung eines Kunstwerks oder einer Fotografie beigestellt, was speziell in Zeiten sinkender CD-Verkäufe nicht hoch genug geschätzt werden kann. Wenn in der Ruhe wirklich die Kraft liegt, dann ist "Trouble Will Find Me" bärenstark. Und davon sollte sich auch wirklich jeder Freund ruhiger Klänge selbst überzeugen.

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