Könnten Mikrofone Schwindelgefühle empfinden – jenes von The-Hives-Frontman Howlin' würde noch Tage nach dem Auftritt, gepeinigt von heftigster Übelkeit, völlig orientierungslos durch die Gegend torkeln. So wie der kapriziöse Entertainer sein Arbeitsgerät durch die Luft wirbelt, es am Kabel baumeln lässt und es immer wieder in Richtung des sternenklaren Wiener Nachthimmels schleudert, kann einem das unschuldige Bazillensieb fast leidtun. Und weil Funkmikrofone bei den fünf "Swedish boys" ebenso verpönt sind wie verzerrte Gitarren-Sounds, verheddert sich Howlin' regelmäßig mit seinem Kabel – was wiederum dazu führt, dass etwa alle fünf Minuten die "Hilfshackler" auf die Bühne eilen müssen, um das Kabelchaos aufzulösen.
Im optisch sehr ansprechenden Pinguin-Look samt pechschwarzem Zylinder erklimmt das schrille Quintett Punkt 21.30 Uhr die Bühne. Lange hielt es die Musiker dort allerdings nicht. Nach nicht einmal 40 Minuten stimmten sie schon den letzten Song, "tick tick boom", an. Nach weiteren 20 Minuten und insgesamt drei Zugaben war der ganze Zinnober vorbei.
Frontman in Hochform
Dieser hatte es allerdings in sich. Vor Frontman Howlin', der seinen Stimmbändern ständig das Allerletzte abverlangt, ist kein Hindernis dieser Bühnenwelt sicher: Im Stile eins gefinkelten Äffchens klettert er auf Boxen und Monitore, auf das Schlagzeug und lässt sich ins Publikum fallen. Mit "I'm on my way" treiben die Schweden die Stimmung gleich zu Beginn auf den Höhepunkt. "Are you glad to see us?", will Howlin' von den geschätzten 2.000 Besuchern wissen. Auch wenn das Antwort-Gegröle durchaus lauter ausfallen hätte können – irritieren lassen sich The Hives, deren Bandname in Riesen-Lettern von der Bühne leuchtet, nicht.
Ein ordentlicher Auftritt - aber auch nicht mehr
Mit musikalisch exzellent interpretierten, teils schrägen Alternative-Sounds rocken sie sich routiniert durch das Set und bewegen die grundsätzlich nicht gerade ekstatischen Fans bei "It won't be long" sogar dazu, geschlossen im Takt Musik auf- und abzuspringen. Gerade bei "It won't be long" lernt Sänger Howlin' das markante und laute Stimmorgan seines Burders und Lead-Gitarristen Nicholaus Arson so richtig zu schätzen, der gesanglich aushilft, als Howlin' seine Stimme kurzzeitig doch überstrapaziert.
Alles in allem ein anständiger Auftritt. Wehrmutstropfen: Die einzelnen Nummern ähneln einander doch ziemlich, weshalb das Publikum nicht immer von Hocker gerissen wird. Und dass es der Gig gerade einmal eine Stunde dauerte - na ja...
Fotos: Andreas Graf
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