Singende Filmstars

Tausche Traumfabrik mit Tonstudio

Musik
29.04.2008 21:21
Man sagt ja gern, jeder Plattenrezensent sei in Wahrheit ein gescheiterter Rockstar, dem der Erfolg verwehrt blieb. Auf einen großen Teil der Hollywood-Stars könnte das genauso zutreffen, denn erstaunlich hoch ist die Zahl der Mimen, die ein Doppelleben als Sänger oder Musiker führen. Ganz neu im Bunde: Zooey Deschanel ("Weeds", "Per Anhalter durch die Galaxis"), die zusammen mit ihrem Kollegen Matt Ward als Duo "She & Him" ein sehr zu empfehlendes Album veröffentlicht hat. Grund genug, sich mal bei ihren Kolleginnen umzuhören, was die so singen...
(Bild: kmm)

"Volume One" nennt sich das Debütalbum von "She & Him", auf dem Zooey Deschanel eine Art "Coming Out" erlebt. Die quirlige Schauspielerin aus Texas nahm schon als Teenager Demobänder auf, aber erst eine spontane Session mit Matt Ward ermutigte sie dazu, sich als Sängerin auch der Öffentlichkeit unter Beweis zu stellen. Das Ergebnis kann sich hören lassen: "Volume One" ist ein spritziges Amalgam aus Alternative Folk, Kitsch-Pop und Sixties-Rock'n'Roll, auf dem Deschanel sich als höchst einprägsame Sängerin erweist.

Die Single "Why Do You Let Me Stay Here" geht sofort ins Ohr, ebenso das tingelnde "This Is Not A Test" oder der zuckersüße Kitschsong "I Was Made For You". Wer die Platte erwerben will, muss sich in Europa aber anstrengen bzw. bei Onlinehändlern wie Amazon etwas tiefer in die Tasche greifen, da "Volume One" nur als US-Import erhältlich ist.

Während Zooey Deschanel mit "She & Him" ein Projekt präsentiert, das man ihr auch anhand ihrer Filmrollen bzw. ihres Auftretens zuordnen würde, zeigt sich so manche Kollegin in ihrer Musikerrolle von einer neuen Seite: Jada Pinkett Smith, die Ehefrau von Schauspieler Will, ist Frontfrau der Heavy-Metal-Band "Wicked Wisdom" und haut dort ordentlich auf den Putz. Katey Sagal alias "Peggy Bundy" hätte man aufgrund ihrer schrillen Serienrolle eine etwas härtere Gangart zugetraut - auf ihrer MySpace-Page (siehe oben) gibt sie sich als Softrock- und Countryfee mit Samtstimme.

Auch Skandalnudel Lindsay Lohan, die ja eigentlich als Sängerin begann, überraschte die Kritiker auf ihrem letzten Album "A Litte More Personal (Raw)" mit rockigerem Pop. Tia Carrere, die als sexy Amazone Cassandra in dem Kultstreifen "Wayne's World" bekannt wurde, kehrt als Sängerin zu ihren Wurzeln zurück und singt hawaiianischen Folk. Kathleen Wilhoite, die Parade-Nebendarstellerin aus Serien wie "Emergency Room" oder "Gilmore Girls", macht als Musikerin straighten Blues, der sehr hörenswert, aber hierzulande schwer erhältlich ist.

Erwartungsgemäß recht poppig klingt Jennifer Love Hewitt (aktuell in der Serie "Ghost Whisperer" zu sehen). Die Texanerin begann schon als Kind eine Musikkarriere und landete zuletzt 2002 mit "Barenaked" (siehe Video oben) einen Achtungserfolg. Lieber vergessen würde wohl "Charmed"-Hexe Alyssa Milano ihre vier peinlichen Pop-Alben, die in den Neunzigern entstanden sind. Von ihr gibt es sogar eine Best-Of-CD! Kitschig bis zum Gehtnichtmehr klingen die Countrysongs von Beverly Mitchell. Das passt aber auch zu ihrer Rolle als Pfarrerstochter in der Heile-Welt-Serie "Eine himmlische Familie".

Als Künstler etabliert haben sich bereits Minnie Driver ("Good Will Hunting"), Milla Jovovich ("Jeanne D'arc") und Juliette Lewis ("From Dusk Till Dawn"). Erstere hat als Songwriterin mit zwei Alben - zuletzt kam 2007 "Seastories" - schon zu Größen wie Norah Jones oder Alanis Morrisette aufgeschlossen. Milla Jovovich bewies 1994 mit "The Divine Comedy", dass sie nicht nur ein Model und eine Schauspielerin, sondern auch eine brauchbare Sängerin abgibt. Seither ließ sie ihre Musikkarriere aber ruhen. Mit ihrer Band "Juliette And The Licks" ist Juliette Lewis fast schon erfolgreicher als als Schauspielerin. Letztes Jahr gastierte sie auch in Österreich.

Beinahe spruchreif sind die Alben von Brittany Murphy, Hayden Panettiere, Leisha Hailey und Scarlett Johansson. Die aus "Sin City" oder "8 Mile" bekannte Murphy nahm 2006 einen Song mit Paul Oakenfold (siehe oben) auf und soll noch heuer einen Synthie-Pop-Longplayer bringen. Hayden Panettiere, das Cheerleadergirl aus "Heroes", hatte 1999 bereits eine Grammy-Nominierung - allerdings nur für "Best Spoken Album". Die damals erst 10-Jährige sprach das Hörbuch zu "A Bug's Life". Auf ihrer MySpace-Page kann man etliche Songs hören, die sie für Soundtracks zu ihren Teenie-Filmen gesungen hat. Ein Album soll laut ihrer Plattenfirma "definitiv noch 2008" kommen. Leisha Hailey - spielt Alice in "The L Word" und ist dort im kompletten Cast die einzige bekennende Lesbe - hat mit ihrer alten Band "The Murmurs" bereits einige Alben aufgenommen. Der Longplayer ihres neuesten Projekts "Uh Huh Her" wird im Sommer 2008 erscheinen. Auf Scarlett Johanssons Debütalbum muss man nur noch wenige Wochen warten. Am 20. Mai wird "Anywhere I Lay My Head" in den USA erscheinen. Die Platte wird dem Vernehmen nach nur Coverversionen von Tom-Waits-Songs enthalten.

Bei dieser Fülle an Talenten stellt sich doch die Frage, ob sich die kränkelnde Musikindustrie nicht doch verstärkt nach glaubwürdigen Schauspielern umsehen sollte - musikalisch "schnupfen" die sinigenden Mimen nämlich so manches Chartwunder...


Von Christoph Andert

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