Gitarren-Gewitter

Smashing Pumpkins mit Durchhängern im Gasometer

Musik
02.12.2011 09:40
Mit den Smashing Pumpkins hat am Donnerstagabend eine der wichtigsten Rockbands der 1990er-Jahre in Wien gastiert. Auch wenn seit der Wiedervereinigung anno 2006 mittlerweile nur noch Sänger und Songschreiber Billy Corgan von der Stammformation übrig geblieben ist, fanden 3.000 Fans den Weg in den Gasometer.
(Bild: kmm)

Seit dem Comebackalbum "Zeitgeist" (2007) hat nicht nur Gründungsmitglied und Schlagzeuger Jimmy Chamberlin die Band verlassen, auch das aktuelle Großprojekt Corgans, "Teargarden By Kaleidoscope" - ein geplantes 44-Song-Monster, das der 44-Jährige häppchenweise online veröffentlichen wollte -, ist ins Stocken geraten. Also ein Schritt zurück zum totgesagten Albumformat: Im Frühjahr soll die CD "Oceania" erscheinen, und konsequenterweise wurde der Wien-Gig auch mit einem Song des neuen Opus eröffnet. "Quasar" gestaltete sich dabei als liebevolle Hommage an alte Zeiten, erinnerte an einen illustren Schwenk guter Bekannter, mit etlichen vertrauten Zitaten geschmückt und vor allem druckvoll dargeboten.

Vom neueren Material gab es zudem u.a. die Songs "Panopticon" "Starla" und "Oceania" zu hören. Der Rest des über zwei Stunden dauernden Gigs sollte sich zunehmend aus der Frühphase der Band zusammensetzen, die letzten beiden offiziellen Alben - neben "Zeitgeist" das sträflich unterschätzte "Machina/The Machines Of God" - wurden gänzlich ausgespart. Passenderweise legt die ehemalige Plattenfirma der Band, EMI, derzeit den Backkatalog in opulenten Re-Issues neu auf, Bonus-Tracks und Konzert-DVDs inklusive. Dass das Debüt "Gish" (1991) sowie die gitarrentechnische Großtat "Siamese Dream" (1993) so oder so das konsequenteste und überzeugendste Material der Smashing Pumpkins beinhalten, machte diesen auch live vollzogenen dezenten Wink in Richtung Weihnachtseinkäufe zumindest erträglich.

Gig mit Durchhängern
Live gehörten zwingend groovende Stücke wie "Geek U.S.A." oder das überlange "Silverfuck" jedenfalls zu den Perlen des Abends, das melancholische "Soma" konnte sogar recht früh einen ersten Höhepunkt setzen und die Charakteristika der Band zwischen sehnsüchtig verklärt und energetisch aufgeladen wie kaum ein anderes Stück zusammenfassen. Leider flachte der Auftritt von Corgan und Co aber zunehmend ab, waren Raritäten wie das atmosphärische "Window Paine" noch als Ausreißer nach oben zu erkennen, bevor mit neuen Liedern wie etwa "Pale Horse" doch eine Durststrecke zu überstehen war.

Aber schließlich sind alte Freunde doch immer wieder für einige schöne Momente gut: "Cherub Rock" sowie die Großtat "Tonight, Tonight" geleiteten standesgemäß ins Zugaben-Set, wo nach "For Martha" der Schnellschuss "Zero" den Weg für einen großen Gemeinschaftschor bei "Bullet With Butterfly Wings" ebnete. Dann verabschiedeten sich Corgan - der an dieser Stelle das erste und einzige Mal an diesem Abend das Wort ans Publikum richtete - und seine Mitstreiter in die Nacht. Und hinterließen eine eigenartige Leere sowie die Gewissheit, dass das Hochleben vergangener Tage meist nur ein Abklatsch seiner selbst ist.

Sound keine Offenbarung
Vor allem das erste Drittel des Konzertes war soundtechnisch eine Katastrophe. Es drückte sich derart viel im Mittenbereich herum, dass zuweilen kaum etwas an Feinheiten zu entziffern war, Corgans Stimme ging stellenweise überhaupt komplett im Gitarrengewitter unter. Allerdings wurde der Sound im Laufe des Abends besser - offenbar hatte der Mann hinter dem Mischpult etwas nachgebessert.

Fotos: Andreas Graf

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