Thrash-Metal-Könige

Slayer: Die entmystifizierten Könige des Bösen

Musik
13.11.2015 15:42
Seit mehr als 30 Jahren gehörtn Slayer zu den aggressivsten, als auch erfolgreichsten Metalbands dieses Planeten. Trotz tragischer Rückschläge und einer gewissen Entmystifizierung ihres legendären Images, sind die Kalifornier rund um Sänger Tom Araya und Gitarrist Kerry King gut im Geschäft - das neue Werk "Repentless" war kurzzeitig sogar zweiterfolgreichstes Album des Planeten. Drummer Paul Bostaph hat uns im Interview vor der Show im Wiener Gasometer mehr dazu verraten.
(Bild: kmm)

Es ist schon etwas Besonderes, wenn zwei Extreme-Metal-Bands die globalen Charts anführen - so geschehen im September diesen Jahres, wo Bring Me The Horizon und die kalifornische Thrash-Metal-Institution Slayer kurzzeitig für die beiden bestverkauften Alben des Planeten sorgten. Kein Wunder, dass das Slayer-Konzert im Wiener Gasometer schnell ausverkauft war, was Drummer Paul Bostaph im Interview mit der "Krone" wichtiger ist, als vieles andere. "Live spüren wir die Energie des Publikums und das Zusammenspiel. Das ist uns weitaus wichtiger als schnöde Verkaufszahlen, wobei diese mich schon unheimlich überrascht haben. Aber das Ergebnis unseres Songwritings und die Shows haben Vorrang."

Eindrucksvoll unheimlich
Slayer ist nach der immer stärker in den Mainstream greifenden Ausrichtung von Metallica für viele Fans nicht nur die ultimative Thrash-Metal-Band - viel mehr werden Sänger Tom Araya, Gitarrist Kerry King und Co. von den Anhängern kultisch verehrt. Tätowierungen, Cuttings, Banddevotionalien-Sammlungen, die ein Vermögen wert sind - der "Slayer-Mania" sind bereits seit mehr als drei Dekaden keine Grenzen gesetzt. Mit dem zweiten Album "Hell Awaits" aus dem Jahr 1985, mutierten die damaligen Jungspunde zur bösesten Band der Welt - satanische Botschaften und provozierende Artworks inklusive. Bostaph, damals noch Fan der Band, erinnert sich gerne zurück. "Die Shows von Slayer waren alle ausverkauft, aber einmal schaffte ich es, an eine Karte zu kommen. Araya stand auf der Bühne und sagte während des Konzerts nur: 'Wie viele von euch können ihrem Nachbar vertrauen?' - das war der eindrucksvollste Moment meines Lebens. Gute Frontmänner können das Publikum zum Ausrasten bringen, aber nur Araya schaffte es, dass eine ganze Halle verstummte."

Neben der aggressiven musikalischen Ausrichtung war es eben auch das mystisch-diabolische Image, das Slayer über die Jahre hinweg zur gefährlichsten und unheimlichsten Band der Welt reifen ließ. Derart schneller Metal war Mitte/Ende der 80er-Jahre keineswegs Usus und ein gutes Image Gold wert. Heute ist davon wenig übrig. Sänger Araya hat sich in Interviews des Öfteren zum Christentum bekannt und das Internet hat die Band und ihre vordergründige Haltung endgültig entmystifiziert. "In den 80er-Jahren hatte diese Musik noch etwas Bedrohliches", denkt Bostaph zurück, "heute bin ich aber der Meinung, dass die Aura einer Band wichtiger ist als das bloße Image. Wir sind zwar alle älter und reifer geworden, aber eine Slayer-Show ist noch immer gefährlich."

Erfolg durch Provokation
In mehr als 30 Jahren haben Slayer mehr als fünf Millionen Alben verkauft, zwei Grammys gewonnen, unzählige Arenen gefüllt und eine ganze Musikszene nachhaltig geprägt. Keine schlechte Marke für vier Jungs, die einst im späten Teenageralter nur brutal-schnell spielen und etwas provozieren wollten. Die Schockwirkung der Band führte über die Zeit zu zahlreichen Kontroversen, erst in den letzten Jahren lösten Slayer-Mitglieder in verschiedenen Interviews offene Fragen, indem sie sich zum vorhandenen dunklen Humor in den Songs und der Attitüde bekannten. Auch die dunkelste Stunde, der plötzliche Tod des Gitarristen und Haupt-Songwriters Jeff Hanneman vor zwei Jahren, konnte die Band nicht von ihrem Weg abbringen. The show must go on - auch wenn Araya humorig bekannte, dass es nach dem Tod Hannemans und dem wiederholten Ausstieg von Drummer Lombardo nur mehr "die halben Slayer" wären.

Mit Paul Bostaph, der bereits zum dritten Mal in seiner Karriere die Position des Slayer-Schlagzeugers bekleidet, wurde schnell kundiger Ersatz gefunden. "Ich hatte die Band beide Mal selbst verlassen, fühlte mich aber immer wohl bei Slayer. Ich bin froh, dass es noch einmal geklappt hat und werde den Bullen bei den Hörnern packen." So wie Slayer mit dem brandneuen und doch nach alter Tradition klingenden Album "Repentless" aufs Gaspedal treten und von Erfolgsmeldung zu Erfolgsmeldung eilen - weitere Auszeichnungen nicht ausgeschlossen. Für Bostaph aber auch irgendwo verständlich. "Der Metal war ja ohnehin nie tot, nur wurde er von den Medien oft missverstanden." Ein Problem, das Slayer mehr als gut kennen…

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