Rock-Legende im Talk

Slash über Rock, Drogen, Horrorfilme und Fußball

Musik
29.06.2012 15:40
Ein Edelhotel in Wien, klassische Musik durchströmt die klimatisierte Lobby - doch dem Redaktionsteam von krone.at steht der Schweiß auf der Stirn. Die Hände sind feucht, die Kehlen trocken. Kein Wunder, man trifft ja nicht jeden Tag ein Rock-Idol aus Jugendtagen und eine wahre Gitarren-Legende. "So, kommt mit, jetzt hat er Zeit", sagt sein Manager, "aber ihr tut genau, was euch die Securitys sagen - und am Gang wird nur mehr geflüstert." Slash mag es offenbar nicht, wenn es um ihn herum zu laut wird...
(Bild: kmm)

krone.at (in gedämpfter Tonlage):Erst am Dienstag haben wir dich beim Konzert mit Ozzy Osbourne in der Wiener Stadthalle gesehen. Ozzy hat sich ja ziemlich ausgetobt mit Schaum und Wasser (siehe Infobox). Hat er dich auch erwischt?
Slash: Nein, glücklicherweise nicht. Das war jetzt unsere siebente gemeinsame Show. Und mit Ozzy zu arbeiten ist einfach großartig. Das einzige Problem dabei ist, dass wir nur drei oder vier Songs gemeinsam performen, und kaum hast du dich warmgespielt, ist es auch schon wieder vorbei.

krone.at: Diesmal hast du ja als einer von "Ozzys Freunden" auf der Bühne gestanden - kannst du dich noch an deinen ersten Auftritt in einer Vorgruppe bzw. als Opener erinnern?
Slash: Das war damals zu den Club-Zeiten in den frühen 80er-Jahren, da kann ich mich nicht mehr erinnern... (lacht) Ich weiß noch, dass wir mit Guns N' Roses mal mit Poison gespielt haben. Aber soweit es eine echte Tour angeht, da standen wir erstmals für The Cure als Vorgruppe auf der Bühne.

krone.at: Als wir uns im Jahr 2010 zuletzt unterhalten haben (siehe Infobox), hast du dem Rock 'n' Roll ja recht "harte Zeiten" attestiert, weil alles sehr "materialistisch" orientiert sei. Hat sich da etwas geändert in den letzten beiden Jahren?
Slash: Nein. (lacht) Das, was man heute unter R&R versteht, ist schon etwas völlig anderes als damals, als ich damit in Kontakt kam. Für Leute, die jetzt mit R&R anfangen, ist auch die Szene schon mal eine ganz andere...

krone.at: Als ich noch ein Teenager war, hat man mir gesagt, du wärst der weltbeste f****** Rock-Gitarrist. Mein Vater meinte damals, das sei Blödsinn - Santana sei viel besser. Was hältst du von solchen Titeln - von wegen "der Beste" und so?
Slash: Das behagt mir so gar nicht! Weißt du, was das Um und Auf beim Gitarrespielen ist? Jeder sollte die Chance haben, das Beste aus sich herauszuholen. Und ich denke auch nicht, dass es überhaupt so etwas gibt, wie "der Beste zu sein". Ich bin nicht so gut, wie ich gehofft habe zu sein. Ich hasse es deshalb, in so ein Korsett gezwängt zu werden.

krone.at: Du spielst jetzt seit gut 31 Jahren Gitarre. Glaubst du, es gibt irgendwelche Grenzen in der Kunst des Gitarrespielens?
Slash: Nein. Es gibt nur die Grenzen, die jedem Menschen auferlegt sind. Also versuche ich, diese Grenzen so klein wie möglich zu halten.

krone.at: Deine Zusammenarbeit mit dem Alter-Bridge-Sänger Myles Kennedy bei deinem ersten Soloalbum war - wie du es nanntest - "ein Schuss ins Blaue". Warum hast du dich danach entschieden, das neue Album "Apocalyptic Love" mit ihm als Leadstimme aufzunehmen?
Slash: Als ich sagte, es sei ein Schuss ins Blaue gewesen, meinte ich damit, dass ich ihn noch nie zuvor singen gehört hatte. Ich hatte ihn noch nicht einmal kennengelernt. Und als er dann vorbeikam und die beiden Lieder ("Back from Cali" und "Starlight", Anm.) sang, war ich begeistert. Er war einfach so gut.

krone.at: Seine Stimme ist einzigartig.
Slash: Genau! Und deshalb habe ich ihn gefragt, ob er gemeinsam mit mir auf Tour gehen will. Das war, als wir (Slash spielt auf das letzte Interview mit krone.at an, Anm.) uns zuletzt getroffen haben, nicht wahr?

krone.at: Ja, stimmt!
Slash: Und währenddessen erkannte ich dann auch, dass ich ein ganzes Album mit ihm machen wollte.

krone.at: Reden wir ein wenig über die Arbeit im Studio: Ich habe gehört, du machst es lieber auf die altmodische Art und lässt die Band alles gleichzeitig aufnehmen - so wie auf einer Bühne.
Slash: Ich denke nicht, dass das eine altmodische Art ist. Ich denke einfach, dass man eine Rockband auch als Rockband aufnehmen sollte und nicht in kleinen Häppchen. Und deshalb glaube ich, dass es kontraproduktiv ist, erst am Schluss alles zusammenzumischen und dann zu erwarten, dass es rockt.

krone.at: Soll das neue Album irgendeine Botschaft vermitteln?
Slash: Nein. Bestimmt nicht.

krone.at: Soweit ich weiß, warst du im Jahr 2006 auf Entzug und hast mit Drogen und Alkohol Schluss gemacht. Bist du noch immer enthaltsam?
Slash: Ja, das bin ich. Schon seit sieben Jahren.

krone.at: Dann kannst du uns sicher sagen, wie sich R&R nüchtern anfühlt - wir können uns das nämlich nicht recht vorstellen...
Slash:(lacht) Das ganze Zeug - Alkohol und Drogen usw. - war ganz großartig. Aber für mich zählte das sozusagen zu den "außerschulischen Aktivitäten". Es hatte nicht wirklich Einfluss darauf, warum und wie ich gespielt habe. Aber es gehört eben dazu, gerade wenn man auf Tour ist, nach der Arbeit noch ein paar Drinks zu nehmen usw. Aber für mich wurde das dann zu exzessiv. Wenn ich nicht trocken gewesen wäre, dann würde es das neue Album wohl gar nicht geben. Ich habe die Musik ja geschrieben, als wir auf Tour waren. Also haben wir die Songs sozusagen "on the road" geschrieben. Und wenn ich noch immer getrunken hätte, dann wäre ich stattdessen im Pub gesessen.

krone.at: Wie hat sich das mit den Drogen darauf ausgewirkt, wie du dich durch die Musik ausdrückst?
Slash: Es fühlt sich ohne das Zeug jetzt einfach stimmiger an. Und ich bin fähig, einfach das zu machen, was ich so mache, eben weil ich nicht irgendwo ohnmächtig herumliege oder gerade nach einem Dealer suche oder so.

krone.at: Als ich gerade so ca. zwölf Jahre alt war, lernte ich die Musik von Guns N' Roses kennen, und natürlich hatte ich damals auch so ein Stirnband, wie du es noch immer an deinem Gürtel trägst. Dieses Symbol und natürlich dein Zylinder haben dich ja fast dein ganzes Leben lang begleitet. Geben sie dir immer noch Kraft oder erinnern sie dich eher an alte, bessere Zeiten.
Slash: Das ist doch bloß Kleidung! (lacht) Ich bin nicht einmal modebewusst, wie man so sagt. Ich hab mir also einfach einen Look zugelegt und bin dabei geblieben.

krone.at: Neben der Musik willst du dir jetzt auch als Produzent von Horrorfilmen einen Namen machen. Der erste Film, in dem Anne Heche die Hauptrolle spielt, heißt "Nothing to fear". Wie geht es mit dem Projekt voran?
Slash: Es ist geschafft. Das Material muss nur mehr geschnitten werden. Aber die Aufnahmen sind im Kasten. Der Film sollte dann im Frühjahr oder Sommer 2013 rauskommen.

krone.at: Ist es für dich wichtig, noch etwas anderes neben der Musik am Laufen zu haben?
Slash: Nein, absolut nicht. Aber ich bin nun mal ein riesiger Horror-Fan. Und es hat sich herausgestellt, dass ich ein ziemlich gutes Gespür dafür habe. Wir werden auch versuchen, zwei Filme pro Jahr auf die Beine zu stellen. Es ist eine lustige und kreative Beschäftigung für mich, die nicht direkt etwas mit Musik zu tun hat, obwohl ich beim musikalischen Part involviert bin.

krone.at: Hast du einen Lieblingshorrorfilm?
Slash: Es gibt einige wenige gute Filme. Aber ich glaube, der Film, der mich als Kind besonders beeindruckt hat, war "Das Omen".

krone.at: Die Szene mit der Glasscheibe war cool...
Slash: Oh ja.

krone.at: Im Juli bekommst du deinen eigenen Stern am "Hollywood Walk of Fame". Was bedeutet das für dich?
Slash:Wenn ich ihn denn bekomme. (lacht) Damals, als ich als Kind von England in die Vereinigten Staaten kam, wuchs ich in Hollywood und der Umgebung auf. Und ich habe dort jede Menge verrückter Sachen erlebt. Meine ganze Karriere hat ihren Ausgang in Hollywood gefunden. Und genau deshalb bedeutet mir diese Auszos und hing einfach mit all den anderen Leuten am Hollywood Boulevard ab. Diese Wertschätzung seitens der "Hollywood Community" ist dann schon eine tolle Sache. Und ich bin dann eine der wenigen Berühmtheiten, die dort verewigt ist und auch tatsächlich von dort kommen.

krone.at: Wie viele Gitarren besitzt du eigentlich? Weißt du das?
Slash: Ja. Das ist aber nicht so exzessiv. Ich bin kein großer Gitarrensammler. Aber in über 30 Jahren sind wohl so einhundert Gitarren zusammengekommen. Ich habe einfach nie etwas weggeworfen. (lacht)

krone.at: Andere Leute haben noch mehr?
Slash: Oh, da gibt es ganz verrückte Sammler. Ich kenne Leute, die haben mehr Autos, als ich Gitarren besitze.

krone.at: Kommst du für ein reines Slash-Konzert wieder nach Österreich?
Slash: Ja. Wir hoffen, dass wir es noch im Oktober schaffen, oder sonst 2013, zu Jahresbeginn.

krone.at: Interessierst du dich eigentlich für Fußball? Du weißt ja, hier läuft gerade die Europameisterschaft.
Slash: Ja, schon.

krone.at: Würdest du unser "Slashorakel" sein und uns sagen, wer deiner Meinung nach die EM gewinnen wird?
Slash: Das bringt mich jetzt in ein recht verzwickte Lage! Ich glaube am Ende - und ich liebe Portugal (zum Zeitpunkt des Interviews war Portugal freilich noch im Rennen, Anm.) - werden wohl Spanien und Deutschland im Finale stehen. Aber ich weiß nicht, wer gewinnen wird. Wir werden sehen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele