Kisses On The Bottom

Sir Paul McCartney blickt swingend auf Kindheit zurück

Musik
27.02.2012 01:53
Im reifen Alter von 69 Jahren hat Paul McCartney jetzt das gemacht, was sein einstiger Beatles-Kumpane Ringo Starr schon anno 1970, zwei Wochen nach der Trennung der Fab Four, gemacht hat: Er erfüllte sich einen lange gehegten Herzenswunsch und veröffentlichte ein Album, auf dem er jene Lieder des "Great American Songbook" eingesungen hat, die ihn durch seine Kindheit und Jugend begleitet haben.
(Bild: kmm)

Auf "Kisses On The Bottom" – seinem bereits 23. Solo-Studioalbum – präsentiert sich der Ex-Beatle als Jazz- und Swing-Interpret. Sein Vater, in den 1920er-Jahren selbst Leader einer Jazz-Band, habe ihm die Liebe zur "Tin Pan Alley"-Ära (benannt nach dem Spitzname einer Straße in Manhattan, in der zwischen 1900 und ca. 1930 die meisten US-amerikanischen Musikverlage ansässig waren) mitgegeben - Lieder von Cole Porter, Johnny Mercer, George Gershwin oder Irvin Berlin. "Wir sind mit den Songs aus der Ära aufgewachsen", erklärt McCartney im Booklet.

"Schon seit Jahren wollte ich einige dieser alten Songs aufnehmen, die die Generation meiner Eltern zu Silvester gehört hat", so der 69-Jährige, der sich für das Album mit Grammy-Preisträger Tommy LiPuma sowie der kanadischen Jazzpianistin und Sängerin Diana Krall und deren Band zusammengetan hat.

Aufnahmen in L.A., New York und London
Aufgenommen wurden die insgesamt 16 Songs (14 sind auf der regulären CD erschienen, zwei weitere gibt es als Bonus Tracks auf der "Deluxe Version") überwiegend in den Capitol Studios in Hollywood, wo dereinst auch Stars wie Frank Sinatra oder Dean Martin gearbeitet haben, sowie in New York und - vor allem die Orchester-Parts - in den legendären Abbey Road Studios in London.

Unterstützung erhielt der Ex-Pilzkopf, der zur Platte kein einziges Instrument beisteuerte, sondern nur seine Vocals einsang, zusätzlich von Musiker-Freunden wie Eric Clapton, der etwa die Ballade "My Valentine" und "Get Yourself Another Fool" mit seiner wunderbaren Gitarren-Arbeit veredelte, sowie Stevie Wonder (Bild 2), der für "Only Our Hearts" ein Mundharmonika-Solo beisteuerte.

Im Eröffnungsstück "I'm Gonna Sit Right Down And Write Myself A Letter", geschrieben 1935 von Fred Ahlert und Joseph Young, findet sich die Zeile "Kisses on the bottom", die dem Album seinen Titel gab. Zu den stärksten Song gehören "It's Only A Paper Moon", "The Glory Of Love", "We Three (My Echo, My Shadow And Me)", "Ac-Cent-Tchu-Ate The Positive" und "Bye Bye Blackbird", das auch der bereits erwähnte Ringo Starr 1970 für sein erstes Soloalbum "Sentimental Journey" aufgenommen hat.

Auch drei Eigenkompositionen im Stil der 1930er
Unter die Klassiker hat McCartney auch drei (eine davon ist nur auf der "Deluxe Version" enthalten) eigene Kompositionen geschummelt: Die im alterwürdigen Stil gehaltenen Liebeslieder "My Valentine" (zu hören als Stream auf SoundCloud) und "Only Our Hearts", die er für seine dritte Frau Nancy geschrieben hat, sowie "Baby's Request", das bereits 1979 entstanden ist, und erstmals auf dem Wings-Album "Back To The Egg" veröffentlicht wurde, sich aber wunderbar in die alten Songs einfügt.

Fazit: Mit dem Album - einer durchaus gelungenen Hommage an seine persönlichen Lieblingssongs - bietet McCartney uns einen Blick auf die "Songs hinter den Songs". Schade, dass der Ex-Beatle die "Sentimental Journey" nicht schon zehn oder zwanzig Jahre früher aufgenommen hat, als er noch etwas besser bei Stimme war.

Die bereits mehrfach angeführte "Deluxe Edition" enthält neben den schon erwähnten Bonus-Tracks auch ein Kärtchen mit einem Code, der es erlaubt, von McCartneys Website den Mitschnitt eines "exklusiven Auftritts in den Capitol Studios in Hollywood (...) am 9. Februar" downzuloaden. Es handelt sich dabei um vier Songs ("I'm Gonna Sit Right Down And Write Myself A Letter", "Home", "Ac-Cent-Tchu-Ate The Positive" und "My Valentine").

Zweites Album für 2012 angekündigt
Übrigens: McCartney will heuer noch ein weiteres Studio-Album veröffentlichen. Nähere Angaben wollte er dazu bis dato noch keine machen, der 69-Jährige deutete lediglich an, dass es einen eher poppigen Charakter haben werde. "Ein normales Studioalbum. Vielleicht wird es aber gar kein Pop, vielleicht eher Rock oder psychedelisch - wer weiß?" Man darf gespannt sein.

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