Inzwischen weiß man, dass Vincent Furnier, der Mann hinter der Maske, ein netter Kerl ist, leidenschaftlich golft und allen Exzessen abgeschworen hat. In Bühnenmontur und mit den obligatorisch schwarz geschminkten Augenpartien singt er "No More Mr. Nice Guy" selbst 37 Jahre nach der Erstveröffentlichung des gleichnamigen Songs weiterhin wie ein glaubwürdiges Bekenntnis. Auch "Eighteen" ("I'm a boy and I'm a man") nimmt man ihm gerne ab. Ironischerweise sang Cooper diesen Klassiker auf eine Krücke gestützt. Darbietung und Hauptdarsteller nahmen sich generell nicht zu ernst (im Gegensatz zu einem übertrieben posenden Bassisten der solide aufspielenden Begleitband).
Alice Cooper pendelte in seiner Karriere zwischen Avantgarde-, progressivem und Radio-Pop, Rock und Heavy Metal. "Poison" gab es als Reminiszenz an die Hit-Zeiten, "Feed My Frankenstein" an die 90er-Schwermetall-Phase und Meilensteine wie "Billion Dollar Babies" oder "Elected" als Erinnerung daran, mit welch innovativen Liedern Herr Furnier in den 70er-Jahren aufhorchen ließ. Erfreulich, dass die Nummern vom aktuellen Konzeptalbum "Along Came A Spider" dazwischen nicht unangenehm auffielen und generell die Stücke nicht, wie bei Coopers Österreich-Besuch vor einigen Jahren, im Gitarrengedröhne untergingen.
Im "Theater des Todes" wurde hingerichtet (inklusive obligatorischer Köpfung Coopers), gemeuchelt, wurden Puppen malträtiert und Blutdiamanten ins Publikum geworfen. Dass manche Einlagen - etwa ein Monster Frankensteins, das mehr einem Pappmache-Zyklopen glich - extrem trashig wirkten, unterstrich die Satire. Warum der Set im Gegensatz zum vorangegangenen Auftritt bei einem Festival in Deutschland gekürzt wurde, blieb eine unbeantworte Frage. Ebenso, warum vom bedrohlichen "I Love The Dead", einem Höhepunkt in Coopers Schaffen, lediglich der Refrain, und noch dazu nur von der Band, gesungen wurde.
von Wolfgang Hauptmann/APA
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