Großartiger Sänger

Rufus Wainwright: “Pop-Show in der Oper – erstaunlich!”

Musik
07.07.2012 06:34
Mit seinem im April veröffentlichten neuen Album "Out Of The Game" im Gepäck hat am Freitag Rufus Wainwright im Rahmen des Jazz Fest Wien in der Staatsoper gastiert. Und wer sich darüber wundert – der 38-jährige Sänger brachte es während des Konzertes selbst auf den Punkt: "Eine Pop-Show, bei einem Jazz-Festival, in der Oper – erstaunlich!"
(Bild: kmm)

Das Konzert begann in fast völliger Dunkelheit (nur ein knappes Dutzend Windlichter, die auf der Bühne verteilt waren, spendete etwas Licht) und mit einer getragenen A-capella-Version der melancholischen Ballade "Candles", mit der er sich vor seiner 2010 verstorbenen Mutter, der kanadischen Folkgröße Kate McGarrigle, verneigte. Erst dann ging das Licht an und das Publikum bekam Wainwright und seine durch zwei großartige Backround-Sängerinnen verstärkte fünfköpfige Band zu Gesicht.

Die nächsten Nummern ("Rashida" und "Barbara" vom aktuellen Album sowie "April Fools" von seinem titellosen Debüt) machten schnell klar, wohin die musikalische Reise führen würde, und zeigten, dass schwelgerische und facettenreiche Melodien das Popverständnis des Alleskönners, der u.a. auch schon eine Oper ("Prima Donna") geschrieben hat, prägen.

Verlobter im Publikum
Das Konzert in der Staatsoper sei nicht nur wegen der Örtlichkeit etwas sehr Spezielles für ihn, sondern auch, weil sein Verlobter Jörn Weisbrodt, den er im August heiraten werde, im Publikum sei, verriet Wainwright, bevor er den Titel "Song Of You" anstimmte, dem passenderweise "The One You Love" folgen sollte. Die Hitze im Haus am Ring ("It's hot up her!") bewog ihn anschließend, sich seines roten, gemusterten Sakkos zu entledigen.

Zwei Songs aus dem Oevre seiner Mutter folgten: "Saratoga Summer Song" gesungen von Gitarrist Teddy Thompson und "I Don't Know", brilliant vorgetragen von der stimmgewaltigen Background-Sängerin Krystle Warren.

Ein Block mit drei Songs ("Out Of The Game", das rockige "Jericho" sowie "Perfect Man") vom neuen Album des Paradiesvogel des Pops folgte, wobei Wainwright sich vor dem Titeltrack mit der scherzhaften Bitte, "buy this album, or I will be 'out of the game' for real" ans Publikum wandte.

Dann gab es zwei Coverversionen zu hören: Die Judy-Garland-Nummer "The Man That Got Away" (übrigens der einzige Song des Abends, der etwas Jazziges an sich hatte) und das Country-angehauchte "One Man Guy", das aus der Feder von Wainwrights Vater, dem US-Musiker und Schauspieler Loudon Wainwright III, stammt. "The Art Teacher", "Going To A Town", "Montauk" (ein Song über seine Tochter) und "14th Street" folgten, bevor der 38-Jährige das reguläre Set mit der Synthie-Pop-Nummer "Bitter Tears" beschloss.

Vier Zugaben und Standing Ovations
Für die erste Zugabe ließ Wainright die Mikrophone abschalten, um im Haus am Ring die "Akustik zu testen", wie er sagte, und sang eine A-capella-Version von Serge Gainsbourgs "Je suis venu te dire que je m'en vais". Dann nahm er wieder hinter dem Klavier Platz und ließ "Cigarettes And Chocolate Milk" (von seinem 2001er-Album "Poses") und eine großartige Version des Leonard-Cohen-Klassikers "Hallelujah" folgen. Das Publikum honorierte den gelungenen Auftritt des Amerikaners mit Standing Ovations. Vermutlich mit ein Grund, dass Wainwright nochmals auf der Bühne erschien und mit "The Little Irish Girl" - erneut ohne Mikrophon - noch ein Lied anstimmte, das ihm sein Mutter beigebracht hat. Dann aber war, nach zwei Stunden, endgültig Schluss.

Fazit: Über das Bühnen-Outfit Wainwrights und die Art von Musik, die er macht, lässt sich streiten, über die sängerischen Qualitäten des einstigen musikalischen Wunderkindes, das schon 13-jährig mit seiner Mutter, seiner Schwester Martha und seiner Tante tourte, aber nicht.

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