"Krone"-Interview

Rod Stewart: “Das schönste Gefühl der Welt”

Musik
19.02.2014 17:00
In knapp einem Jahr feiert Reibeisenstimme Rod Stewart seinen 70. Geburtstag - von Altersmüdigkeit noch keine Spur. Am 1. Juli holt ihn die "Krone" für ein Konzert in die Wiener Stadthalle, und auch ein weiteres Studioalbum steht ganz dick auf seinem Terminplan. Im "Krone"-Gespräch erzählte der sympathische Brite zudem von seiner Liebe zum Fußball, wie er seine Kinder erzieht und warum er doch kein Gärtner geworden ist.
(Bild: kmm)

"Krone": Rod, am 1. Juli kommst du nach langer Zeit wieder einmal für eine exklusive Österreich-Show in die Wiener Stadthalle. Kannst du dich noch an die Stadt erinnern?
Rod Stewart: Na klar. Eine wunderschöne Stadt, wunderschöne Galerien, wunderschönes Museum, wunderschöner Fluss und wunderschöne Frauen (lacht). Ich liebe Wien und habe auch vor, hier etwas Zeit zu verbringen. Meines Wissens habe ich noch einen zusätzlichen freien Tag und den will ich hier nutzen.

"Krone": Du spielst die "Live The Life Tour" und integrierst dabei all die großen Hits deiner langen Karriere. Ist es nicht schwierig, die richtigen Songs auszuwählen?
Stewart: Das ist sogar sehr schwierig, das kannst du mir glauben. Du kannst nur darauf hoffen, dass du dem Publikum die richtigen Songs bietest. Ich könnte nach einer Zwei-Stunden-Show locker noch zwei Stunden mit anderen Songs, die die Menschen hören wollen, drauflegen.

"Krone": Wie sortierst du dann die richtigen Nummern aus?
Stewart: Das ist immer eine Testphase zu Beginn. Wenn ich merke, dass ein Song beim Publikum nicht gut funktioniert, dann wird er ausgetauscht. Ich kann dir ein Beispiel geben. In Las Vegas habe ich etwa "Sailing" aus der Setlist streichen müssen. In Europa ist der Song riesig, bei den Amerikanern funktioniert er aber nicht so gut. Er ist dort einen tragischen Tod gestorben (lacht).

"Krone": Gibt es nach so vielen Jahren nicht Songs, die du selbst gar nicht mehr spielen möchtest?
Stewart: Nein. Das ist doch wie bei dir, du wirst deines Berufs doch auch nicht müde und bringst deine Worte immer wieder in anderen Konstellationen zu Papier. Ich versuche mit den Songs allabendlich für große Emotionen zu sorgen und sie auch unterschiedlich darzubringen. Ich bin da wie ein Schauspieler – ich schlüpfe quasi in den Song.

"Krone": Hast du dir überlegt, eine Tour zu machen, wo du den Fokus auf deine neuen Songs legst?
Stewart: Ich habe einige neue Songs im Programm, aber das volle Album zu spielen käme nicht in Frage. Die Leute wollen die Songs hören, wegen denen sie mich kennen und mögen. Viele Menschen sind mit meinen Klassikern aufgewachsen. Songs verbindet man immer mit Erinnerungen und ich würde die Menschen ja betrügen, würde ich die vielen Klassiker außen vor lassen.

"Krone": Du bist bekannt dafür, dass du trotz der vielen großen Erfolge immer sehr fröhlich und am Boden geblieben bist. Gab es auch Zeiten, wo du dir dachtest, dass dir niemand das Wasser reichen könnte?
Stewart: Das ist ganz lustig, genau dieses Thema bringe ich gerade meinem achtjährigen Sohn bei. Er ist ein guter Fußballer, Radfahrer und Tennisspieler, aber es gibt Dinge, die er einfach nicht so gut hinbekommt. Er hat unlängst deswegen geweint und ich habe ihm gesagt, dass es, egal was er auch macht, immer jemanden geben wird, der besser ist. Das ist wie im Fußball. Bayern München ist das derzeit beste Fußballteam in Europa, wurde aber von Manchester City besiegt. Man darf das einfach nicht zu schwer nehmen. Ich habe nie geglaubt, dass ich der Beste oder der Schlechteste bin.

"Krone": Fußball gehört zu deinen allergrößten Leidenschaften. Spielst du selbst noch immer?
Stewart: Ich habe vor zwei Wochen damit aufgehört, vermisse es aber schon wieder extrem. Mal schauen, ob ich noch einmal damit beginne.

"Krone": Legendär sind deine Tränen, die du nach dem Champions-League-Sieg von Celtic Glasgow über den FC Barcelona vergossen hast. Warum war dieser Erfolg für dich so dermaßen emotional?
Stewart: Das passiert Männern beim Fußball doch öfter. Ich war nicht der erste und werde sicher nicht der letzte sein. Erinnere dich nur an Paul Gascoigne bei der Weltmeisterschaft vor etwa 15 Jahren – so etwas passiert immer wieder. Bei dem Spiel hat mir vielleicht eine Flasche Wein geholfen, aber die Emotionen nach diesem Sieg haben mich einfach überwältigt. Seitdem ist mir das nicht mehr passiert (lacht).

"Krone": Die schottische Liga ist ja furchtbar langweilig. Nachdem der große Stadtrivale von Celtic, die Glasgow Rangers, vor wenigen Jahren drei Ligen nach unten zwangsversetzt wurde, ist doch jede Spannung draußen.
Stewart: Oh Mann, du sagst es. Ich schaue mir am Computer schon die alten Celtic-Matches an und außerdem Manchester-United-Spiele und Manchester-City-Spiele vor dem Fernseher. Dort liegt noch etwas mehr Spannung in der Luft.

"Krone": Was ist eigentlich aufregender für dich? Ein Match von Celtic Glasgow zu besuchen oder selbst als Sänger auf der Bühne zu stehen?
Stewart: Das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Wenn Celtic gewinnt, ist das wundervoll. Wenn sie dann auch noch eine der größten Mannschaften Europas schlagen, ist das noch besser, aber die größte persönliche Freude und Genugtuung habe ich auf der Bühne. Ich weiß auch, dass es meine Musik ist, ich die Songs geschrieben habe und sie dem Publikum überliefere. Ich habe zudem einen tollen Manager und ein großartiges Team hinter mir – das ist das schönste Gefühl der Welt.

"Krone": Würdest du gerne eine Vereinshymne für Celtic Glasgow schreiben?
Stewart: Wenn sie mich fragen würden, wäre es absolut kein Problem. Aber ich möchte schon meine Distanz wahren und mich nicht zu tief dort hineinbewegen. Ich möchte einfach ein Fan sein. Vielleicht ein berühmter Fan, aber dennoch einfach ein Fan.

"Krone": Es ist dir aber wohl nur schwer möglich, direkt im Fanblock zu stehen?
Stewart: Nein, ich bin im VIP-Bereich, alles andere wäre leider nicht möglich. Mein Daddy war immer mit Herz und Seele dort dabei.

"Krone": Kommen wir zurück zur Musik. Letztes Jahr hast du mit "Time" das erste Studioalbum nach einer halben Ewigkeit veröffentlicht. In einem Interview hast du auch gesagt, dass du die letzten 20 Jahre durch eine dunkle Zeit gehen musstest. Was passierte?
Stewart: Ich würde eher sagen, dass es eine karge Periode war, wenn wir über das Songwriting sprechen. Das Handwerk, Songs zu schreiben, hatte mich in dieser Zeit einfach verlassen. Als ich dann aber mein Buch schrieb und mit Familie und Freunden darüber gesprochen habe, bin ich draufgekommen, dass es ja noch so viel gibt, über das ich singen kann.

"Krone": Es gibt darauf einen Song namens "It's Over", wo du über die Scheidung von deiner Ex-Frau Rachel Hunter singst.
Stewart: Der Song basiert auf meinen zwei Scheidungen.

"Krone": Was sagt deine derzeitige Ehefrau Penny Lancaster dazu?
Stewart: Das war kein Problem. Ich singe ja nur über die Erfahrungen, die ich gemacht habe, und die Realität hat sich nun einmal so zugetragen.

"Krone": Wie hast du die Motivation zurückerlangt, wieder kreativ tätig zu sein?
Stewart: Wie ich schon sagte, war das Buch sehr ausschlaggebend dafür. Dann gab es noch den Ko-Produzenten meines Albums "Time", Kevin Savigar, der mich sehr inspiriert hat. Wir haben jetzt schon wieder acht oder neun Songs geschrieben und sind quasi schon bereit für ein weiteres Album.

"Krone": Wann darf man denn damit rechnen?
Stewart: Schwierig zu sagen, ich brauche immer sehr lange, bis ich die Texte geschrieben habe. Ich würde sagen, Richtung Jahresende.

"Krone": Nächstes Jahr wirst du deinen 70. Geburtstag feiern.
Stewart: Yeeeah (lacht).

"Krone": Steckt in Rod Stewart auch mit 70 noch so viel Feuer, um neue Songs zu erschaffen und live zu spielen?
Stewart: Glaub mir, ich liebe es. In Kürze bin ich in Südamerika emand, der im Gegensatz zu vielen anderen, zu seinem Alter gestanden ist. Ich bin sogar sehr stolz darauf, diesen Meilenstein zu erreichen.

"Krone": Du hast in deiner Karriere so gut wie alles erreicht – was motiviert dich, weiterzumachen?
Stewart: Die reine Liebe zur Musik. Das schöne Gefühl, auf der Bühne zu stehen und die Menschen mit meinen Songs glücklich zu machen. Auch der physische Akt des Singens trägt dazu bei – das ist so gesund und wundervoll.

"Krone": Hast du jemals daran gedacht, in die musikalische Pension zu gehen?
Stewart: Nein. Der einzige Moment war damals, als ich den Schilddrüsenkrebs hatte und mir dachte: "Jetzt sagt dir der liebe Gott, dass du aufhören solltest. Du solltest jetzt lieber Gärtner oder Innendekorateur werden." Damals machte ich mir wirklich Sorgen.

"Krone": Wenn du auf all die vielen Jahre deiner Karriere zurückblickst - was war der beste und was der schlimmste Moment?
Stewart: Wenn du mein Buch liest, wirst du draufkommen, dass es wirklich kaum schlechte Momente gab. Meine Karriere war gigantisch. Glücklicherweise bin ich über all die Jahre immer ziemlich gesund geblieben und spielte auch noch bis vor zwei Wochen Fußball. Alles in bester Ordnung.

"Krone": Was willst du noch erreichen? Welche Ziele hast du dir für die Zukunft gesteckt?
Stewart: Ich weiß nicht. Zu sagen, ich will dieses und jenes machen, wäre etwas gierig. Ich will einfach gesund und glücklich bleiben, weiterhin eine schöne Ehe führen und für meine Kinder da sein. Ich will auch, dass meine Kinder gesund bleiben. Ich bin ein wirklich sehr glücklicher Mensch.

Mit seiner "Live The Life"-Tour kommt Reibeisenstimme Rod Stewart am 1. Juli in die Wiener Stadthalle. Karten erhalten Sie unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.

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