Steinzeit-Dröhnung

Queens Of The Stone Age live

Musik
22.02.2008 16:49
Einen Tag nach den Donnersalven von KoRn hatte der Verputz in der BA-CA-Halle in den Wiener Gasometern erneut nix zu lachen: Die Queens Of The Stone Age brachten in einer anderthalbstündigen Show die Wände zum Zittern und ließen es gewaltig dröhnen. War es am Mittwoch das Trommelfell, so kam bei "QOTSA" die Bauchgegend in Subbass-Bedrängnis. Arge Bedrängnis!
(Bild: kmm)

Vor ausverkaufter Halle spielte sich die Band aus der kalifornischen Wüste um Mastermind Joshua Homme vor allem durch ihr aktuelles Album "Era Vulgaris", streifte die Vergangenheit in ausgesuchten Kapiteln.

Ihren Trademark-Sound brachte Hommes "Desert Rock"-Formation auch mit ihren beiden neuen Musikern Dean Fertita (key) und Michael Shuman (ba) rüber. Satte Rhythm-Gitarre und tiefe Vocals von Homme, kreischende, amelodische und nicht enden wollende Gitarren-Plärrereien durch Troy Van Leeuwen und wummernde Drums vom tätowierten Urviech der Schlagwerker, Joey Castillo, der seit 2002 Foo-Fighters/Nirvana-Haudegen Dave Grohl ersetzt. Die anderen zwei Musiker spielen da eh nur zweite Geigen.

Frei nach dem Motto "Alles ein bisschen wuchtiger" geht es bei "QOTSA" schon seit ihrem selbstbetitelten Debütalbum zu. In der Gasometer-Konzerthalle bedeutete das "Bauch einziehen", wenn der Bass wieder einmal auf die "Sweet Spots" rutschte oder Castillo mit der G'streckten in seine 24 Zoll große Bassdrum trat, wobei die Menge Luft, die er bei "Little Sister", "Sick, Sick, Sick", "Avon" und Co. auf einen Schlag aus dem Kessel verdrängt, in gebündelter Form ausreichen täte, um einem verschnupften Elefanten den Rotz aus dem Rüssel zu blasen.

Mit einer auf Takt und Schlag choreografierten Lichtshow - über den Köpfen der fünf Musiker hingen wieder einmal die bizarren, überdimensionalen Kronleuchter, die in allen Farben schillern und blitzen können - sorgten die Steinzeit-Königinnen in der ersten Hälfte der Show für epileptische Anfälle in den musikalischen Schaltzentralen der Fangehirne. Mal tobte die Meute, im nächsten Moment (dann, wenn einer der arg vertrackten Songs von "Era Vulgaris" kam) war wieder Funkstille - meistens tobte sie jedoch.

Die Freude an Lichtblitzen und sich regelmäßig entladenden Druckwellen war aber zwischendurch enden wollend. Und beinahe wäre die Stimmung um die zweite "Era Vulgaris"-US-Single "3's & 7's" herum gekippt. Keinen Muckser machten die Zuschauer auf den Rängen, während die Truppe in eine seltsam monotone Geräuschmachphase fiel; unten stellte sich statt gestreckter Arme und wild hüpfender Fans ein kollektives Kopfnicken als letztes Zeichen des Mittuns ein. Selbst die kecke Dame, die für Josh Homme noch zuvor ihre Brüste entblößt hatte, war von den Schultern ihres Begleiters gerutscht.

Als sich Van Leeuwens Klampfe dann endlich ausgeheult hatte und Josh Homme beim dritten Solo in derselben Pentatonik angelangt war, vollführte Joey Castillo ein Meisterstück: Als wolle man ihn schnell mal einen Witz erzählen lassen, riss die komplette Band ab, das Urviech nagelte für fünf Sekunden ein mörderisches Fill in die Menge - und plötzlich war alles wieder da.

Das letzte Viertel des Sets spulten "QOTSA" dann routiniert und ambitioniert von der Rolle. Mit "Make It Wit Chu", der Song von "Era Vulgaris" zu dem die Band einen Fummel-Video-Contest auf YouTube (siehe Infobox) startete, "Tangled Up In Plaid" von "Lullabies to Paralyze" und Krachern von ihrer besten Platte "Songs For The Deaf" ging's dann zu Ende. Nach "Go With The Flow" wollten die Fans ein erneutes "Do It Again" - doch die Mannen aus der Wüste hatten sich vollends ausgepowert.

Das Konzertfazit fällt dreigeteilt aus: Zunächst ein "mörderisch", dann ein kurzes "öd" für den Mittelteil und ein "brachial" für den Schluss. Men of the race muss es ganz klar zwei geben: Der Wüstenrocker und sein Urviech, Homme und Castillo.

Von Christoph Andert
Fotos: Andreas Graf

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