Tourstart in Tel Aviv

“Queen of Pop” Madonna verteidigt ihren Thron

Musik
01.06.2012 10:24
Die "Queen Of Pop" will sich offenbar den Thron nicht streitig machen lassen: Die zuletzt viel geschmähte Madonna schlug beim Auftakt der "MDNA"-Welttournee am Donnerstag in Tel Aviv mit einem betäubenden Pop-Spektakel zurück. Im brutal lauten Techno-Beat fetzte die 53-Jährige durch einen nicht repräsentativen, wohl aber homogenen Querschnitt ihrer Karriere. Wobei sie Mut bewies, manchen großen Hit wegzulassen und acht neue Stücke einzubringen.
(Bild: kmm)

Statt gefälliger Formatradio-Melodie dominierte über Strecken pure Härte. Dass die fünf Bandmusiker am Rande der reizüberfluteten Videoscreens eine Nebenrolle spielten und bei der Stimme des Öfteren stark nachgeholfen wurde, störte nicht wirklich.

"MDNA", das aktuelle, sehr unterschiedlich aufgenommene Album, soll die DNA von Madonna auf den Punkt bringen. Was auf der Platte nur bedingt gelingt, funktionierte im ausverkauften Ramat Gan Stadion (laut Veranstalter rund 33.000 Besucher) vor allem im ersten Teil. Da fuhr die Diva ihre Trademarks im Kombipack auf: Religiöse Motive prallten auf Sex, Kampfansagen ("I Don't Give A*") erschallten, Neuerfindung war angesagt - das Motto "von der Disco in den Technotempel" galt auch für älteres Material.

Rücksicht auf Hörgewohnheiten? Fehlanzeige! Gnade für veränderungsunwillige Ohren gab es nur selten, etwa gegen Ende, als Madonna zu "Like A Prayer" mit einem Gospelchor und etwas Wärme aufwartete und erstmals kollektive Schunkelstimmung im Oval aufkam.

Aggressiver Sound und Optik
Der Titel des Openers, "Girl Gone Wild", fasste das Gesamtkonzept zusammen. So konsequent aggressiv im Sound, aber auch in der optischen Umsetzung (vor allem bei den Clip-Einspielungen) hat man die Diva wohl noch nie erlebt. Martialisch fuchtelte Madonna in "Revolver" mit einer Waffe, um dann in "Gang Bang" gleich reihenweise Liebhaber abzuknallen: Die Bässe waberten gespenstisch zum stärksten Lied auf "MDNA", das Blut spritzte plakativ auf den Videowalls. Madonna gelingt hier einmal mehr der alte Schmäh zu schockieren und Schlagzeilen zu provozieren.

Bilder der optischen Show-Highlights findest du in der Infobox!

Dass bei so viel Splatter wenig später eine Friedensbotschaft folgt, hat was. So viel wie bei ihrer naiven und damit schon wieder charmanten Bitte um Respekt für alle Religionen und Geschlechter sprach Madonna während der gesamten restlichen Show nicht. Ihre Statements transportierte sie mit Musik: In "Express Yourself" zitierte sie Lady Gagas "Born This Way" - und stampfte gnadenlos im Madonna-Beat darüber hinweg. "I'm Madonna!", stellte die Amerikanerin im unmittelbar anschließenden "Give Me All Your Lovin'" rotzig fest. Das sollen sich alle hoch gehandelten Nachfolgerinnen hinter die Ohren schreiben!

Ruhige Nummern bremsen Adrenalinschub
Die Darbietung schwächelte erst im Mittelteil bei der Ballade "Masterpiece", eine kompositorischer Fehlgriff von "MDNA". Über eine Neuninterpretation von "Like A Virgin" als Walzer, angereichert mit einer "traurigen" Violine, kann man streiten. Ruhigere Nummern bremsten abrupt den Adrenalinschub, gaben der Königin die Chance, richtig live zu singen. Eine Folklore-Einlage, beim letzten Wien-Konzert eine einzige Peinlichkeit, klappte: Madonna zimmerte mit dem baskischen Kalakan Trio ein gediegenes alternatives Arrangement für "Open Your Heart".

Dabei hatte die Premiere mit einem für eine Produktion dieser Ausmaße ungewöhnlichen technischen Fehlstart begonnen, das Intro wurde abgebrochen, das Licht im Publikumsraum für Minuten wieder eingeschalten. Es blieb bei dieser einzigen Panne. Die Effekte saßen und machten Sinn, was auch für die Kostümwechsel galt. Madonnas wirkliches Problem: Ihr aktueller Sound eignet sich nicht für Nostalgiker, die Hits aus ihrer Jugend originalgetreu oder gar ein "echtes Konzert" hören wollen. Und ein durchwegs junges Publikum zieht die Amerikanerin nicht an. Remixe und Beats gibt's außerdem im Clubbingtempel wesentlich billiger.

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