Tiger kann's noch

Muttis Riesen-BHs lernten fliegen: Tom Jones live in Wien

Musik
04.10.2009 13:09
Ein bisschen Las Vegas und eine Prise Motown-Soul, gemixt mit dem Flair einer Seniorensendung aus einem Swingerclub. So lässt sich die Aura bei Tom Jones' Wien-Gastspiel am Samstagabend beschreiben. Topfit und mit Mut zur ergrauten Haarpracht auf Kopf und Brust unterhielt der 69-Jährige mehr als 5.000 jubelnde Zuschauer in der Stadthalle. Der "Tiger" kann es immer noch – so wie seine weiblichen Fans, von denen es einigen auch im Jahre 2009 nicht zu peinlich ist, Reizwäsche auf die Bühne zu werfen.
(Bild: kmm)

Jones ist auf seinem aktuellen Album "24 Hours" im Spätabend seiner über 40-jährigen Karriere noch einmal zur Höchstform aufgelaufen. Der gebürtige Waliser, der von Anbeginn fast ausschließlich mit Coverversionen Erfolge feierte, schrieb erstmals eigene Songs. "Ich hatte es auf einmal satt, dauernd die Lieder von anderen zu singen. Ich habe mir zwar immer nur welche ausgesucht, die zu mir passen und die ich auch selbst gern geschrieben hätte. Aber irgendwie brauchte ich diesmal mehr, um zufrieden zu sein", erklärte Jones im vergangenen November krone.at (Interview in der Infobox).

Im glänzenden Anzug eröffnete Tom Jones mit "Sugar Daddy" und "Give a little Love" vom neuen Album das Wien-Konzert. Die Bühnenpräsenz des stämmigen Walisers riss das altersmäßig zwar bunt gemischte, aber doch mehrheitlich um die 50er-Grenze angesiedelte Publikum zu Jubelstürmen hin. Anfangs verharrte man noch mitwippend auf den Sitzen, das letzte Drittel verbrachten vor allem die weiblichen Fans direkt vor der Bühne, wo zum Finale Muttis BHs dem begehrten Sänger regelrecht um die Ohren flogen. Viele der Kleidungsstücke dürften wohl als Gag mitgebracht worden sein, Jones quittierte trotzdem jeden Wurf mit einem Grinsen.

Musikalisch fegte der "Tiger" zwei Stunden lang durch alle Epochen seiner Karriere: Die Las-Vegas-Revue bei Songs wie "Delilah", "What’s New Pussycat", "She’s a Lady" oder "It’s not unusal". Motown-Soul, u.a. mit dem Otis-Redding-Cover "Hard to handle" oder dem neuen "If He Should Ever Leave You". Rockiger Groove mit "Mama Told Me Not To Come" oder "Burning Down The House". Country beim Akustik-Set mit "Green Green Grass of home". Dramatische Balladen mit dem James-Bond-Song "Thunderball" und dem Album-Titelsong "24 Hours". Bei "You can leave your hat on" eskalierte der Jubel im Publikum, bis zum Ende mit "It’s not unusal" und Princes "Kiss" gab es dann fetten Disco-Sound im Stil einer Aerobic-Stunde mit "If I only knew" und "Sex Bomb".

Die bisweilen vielleicht sogar zu abwechslungsreiche Show garnierte der 69-Jährige mit liebenswerten Moderationen. Bei "Delilah" bekam Austro-Entertainer Peter Alexander einen Seitenhieb. "Ich fürchtete mich vor seiner deutschsprachigen Coverversion. Aber am Ende war ich dann doch die Nummer eins in den Charts!", grinste Tom Jones. Von der Bühne aus signierte er sogar eine Autogrammkarte für eine Dame namens Elisabeth, die den Sänger an die vor 41 Jahren gemacht Bekanntschaft erinnerte. "Oh, Elizabeth. Ich kann mich sehr gut an sie erinnern", antwortete Jones schelmisch.

Das Besucherplus von mehr als 2.000 Fans im Vergleich zu seinem letzten Wien-Konzert vor drei Jahren, gibt Tom Jones Recht. Denn auch im allgegenwärtigen Konzertboom dürfen seine Shows weiterhin als Highlight bezeichnet werden. Der graue Tiger kann es noch!

von Christoph Andert
Fotos: Andreas Graf

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