Retro-Chic

Lana Del Rey begeisterte im Wiener Gasometer

Musik
20.04.2013 01:00
Die US-amerikanische Sängerin Lana Del Rey zählte im letzten Jahr zu den größten Senkrechtstartern im Musikgeschäft. Bei ihrer Österreich-Livepremiere im ausverkauften Wiener Gasometer bewies die laszive Diva, dass sich Retro-Chic und Melancholie sehr gut mit der hippen Gegenwart vermischen können.
(Bild: kmm)

Irgendwo zwischen wabernden Disco-Beats, kriminell verunstalteten Remixes und endlosen Déjà-vus muss in den Charts auch noch Platz für ruhige Retro-Klänge sein. Lana Del Rey nimmt diesen Part seit mehr als einem Jahr ein und fährt damit auf einer unaufhaltsamen Erfolgsschiene. Wo andere Künstler durch schrille Effekte und viel Schall und Rauch auffallen, steht die 26-jährige New Yorkerin für das Dezente, das sanft Akzentuierte. So auch bei ihrem ersten Österreich-Gastspiel im ausverkauften Wiener Gasometer, wo sich die schöne Lady in einen schmucken blauen Petticoat wirft und fast ausschließlich sich selbst und ihre begnadete Stimme zelebriert.

Im 50er-Jahre-Wohnzimmer
Auch das Bühnenbild schweift völlig vom populären Bombast ab. Ein zerfledderter Vorhang, zahlreiche Kerzenständer, Palmen, ein schwarzer Rabe, zwei die Bühne flankierende Löwenstatuen und die zentral im Hintergrund postierte, opulente Leinwand versprühen eine angenehm-wohlige Wohnzimmeratmosphäre im Stile der 50er-Jahre. Die Sängerin selbst ist dabei viel mehr Geschichtenerzählerin denn Interpretin. Dazu sind die ruhigen, fast schon elegischen Kompositionen ihres weltweit erfolgreichen Debütalbums "Born To Die" wie perfekt geschaffen.

Bereits beim ersten Song "Cola" schreitet Del Rey von der Bühne in den Frontgraben, um sich um die begeisterten Fans in der ersten Reihe zu kümmern. Als Belohnung kehrt sie mit weißen und roten Rosen sowie diversen Liebesbekundungen auf die Bühne zurück. Geschickt weiß sie ihre weiblichen Reize einzusetzen, schreitet niemals überhastet über die Bühne und punktet mit ihrer einzigartig-kräftigen Stimme, die starke Songs wie "Gods & Monsters", "Blue Jeans" oder den Tony-Bennett-Klassiker "Blue Velvet" erst zu richtig großen Stücken gedeihen lässt.

Aus einer längst vergessenen Epoche
Darüber weben Klavier, Kontrabass und ein Streichquartett eine ungemein entspannende Atmosphäre, die auch beim gespannt lauschenden Publikum hervorragend ankommt. Besonders zur Geltung kommt Del Reys markantes Organ bei der inbrünstig vorgetragenen Version des Nirvana-Hits "Heart Shaped Box", wo die junge Amerikanerin an ihre vokalen Grenzen geht und fast schon eine schmerzende Hingabe an den Tag legt. Dazwischen wirft die lasziv tanzende Frontdiva Komplimente ins Auditorium und inszeniert sich selbst mit akribischer Detailverliebtheit als schmollmündige und ausdrucksstarke Lady einer längst vergessenen Epoche.

Nicht umsonst werden Elvis Presley, James Dean und Co. gehuldigt – hier hat Lana Del Rey sich nicht nur ihren Stil, sondern auch ihre gesamte Profession abgeschaut. Eine Reise in die Vergangenheit, welche die Sängerin gekonnt ins Jetzt transferiert und zu einem völlig erdigen Sound verarbeitet hat. Besonders "Born To Die", der Tophit "Video Games", aber auch das mit einer grandiosen Melodie versehene "Ride" wissen im Gasometer zu begeistern.

Abendfüllend und melancholisch
Der Künstlerin reichen die Songs eines einzigen Albums, um eine abendfüllende und melancholische Show zu liefern. Kleidungswechsel? Zugaben? Effekthaschereien? Nicht nötig. Somit bleibt der perfekte Soundtrack für ein romantisches Retro-Candlelight-Dinner. Es muss ja nicht immer hippes Fast Food sein.

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