Show im Gasometer

Kultband Pixies feierte eine triumphale Rückkehr

Musik
02.11.2013 01:06
Nach neun langen Jahren der Abwesenheit machten die US-Indie-Pioniere Pixies zu Allerheiligen wieder in Österreich Station. Mit mehr als 30 Songs, krachender Lautstärke und ausgeklügelter Lichtshow wurde das lang ersehnte Stelldichein am Freitagabend im Wiener Gasometer zu einem Triumphzug.
(Bild: kmm)

Mit dem Terminus "Kult" sollte man gemeinhin nicht allzu inflationär umgehen, doch wenn die US-Indie-Legende Pixies wieder auf richtiger Europatour ist, dabei auch in Wien Station macht und nebenbei – und das ist die größte aller Sensationen – erstmals seit 1991 neues Material im Köcher hat, darf schon mal grenzenlos gejubelt werden. So ist die Gasometer-Show auch schon Wochen zuvor restlos ausverkauft, 3.200 schwitzende Körper drängeln sich im wuchtigen Oval, und es sind weitaus mehr Leute für Songs fernab des Smash-Hits "Where Is My Mind" gekommen, als so mancher im Vorfeld vermutet hätte.

Unsterbliche Genre-Vorreiter
Klar, der Hunger der Fans war groß. Letztmals waren die Pixies 2004 beim kurzlebigen Aerodrome in Wiener Neustadt zu Gast, und Musik-Feinschmecker wissen nur zu gut, dass eine solche Band auf Festivals nur an Wirkung verliert. Genau genommen ist sogar das Gasometer eine Nummer zu groß für die mal träumerischen, mal loungigen, dann aber auch wieder geradeaus rockenden Songs der Amerikaner. Andersrum gesehen hätte sich die Location hier wohl auch zweimal gefüllt – und das will was heißen für eine Band, die eigentlich seit jeher ohne Radio-Airplay auskommen muss und einzig und allein durch ihre Bedeutung für die Alternative-Musik der 90er-Jahre unsterblich wurde.

Die ist dafür unendlich. Niemand hat es vor den Pixies im Pop/Rock-Sektor so genial geschafft, eruptive Geschwindigkeitsausritte mit sanften Momenten so zu paaren, dass sie tatsächlich ein kongruentes Ganzes ergeben. Mehr als 80 Songs haben Mastermind Black Francis und Co. im Vorfeld geprobt, keine Setlist gleicht auf dieser Europatour der anderen. Selbst der Ausstieg von Bassistin Kim Deal – schon anno dazumal nur durch Hassliebe mit Francis verbunden – stört nicht, denn die aus dem Punk stammende Kim Shattuck beherrscht Instrument, Songs und Bühnenpräsenz aus dem Effeff.

Knallbunte Karriere-Werkschau
Vor einer getäfelten Plastikwand, welche die Lichtshow der Pixies genial ins Publikum projiziert, zockt sich das Quartett im ICE-Tempo durch mehr als 30 Songs. Große Ansprachen oder Interaktion mit dem Publikum hält Francis für überflüssig. Ist auch nicht unbedingt nötig, wenn es die Fans auf den Sitzplätzen schon nach den ersten Riffs aus den Sesseln reißt. So reiht sich im Laufe der durchgepeitschten Show Klassiker an Klassiker. "Gouge Away", "Monkey Gone To Heaven", "Vamos", "Bone Machine" oder das mitreißende "Caribou" sorgen für Jubelstimmung im Stakkato-Takt, in der Mitte des Saales bricht bei den Up-Tempo-Nummern sogar ein Moshpit aus.

Selbst brandneue Nummern wie "Bagboy", "Andro Queen" oder "What Goes Boom" fügen sich besser als befürchtet in die Leistungsschau der alten Tage und erweisen sich als etwas sperriger, dafür aber umso interessanter. Neben der gewohnt opulenten Bühnenpräsenz von Francis gehen nicht nur Bassistin Shattuck, sondern auch der hervorragende Drummer David Lovering und Gitarrengenie Joey Santiago etwas unter.

Fragiler Superhit
Dieser hat dafür am Ende der Show seinen großen Auftritt, wenn er mit der eindringlichen Grundmelodie das Gerüst für den Jahrhundertsong "Where Is My Mind" bildet. Nichts könnte Künstler und Abendprogramm besser zusammenfassen – fragile Zerbrechlichkeit trifft auf berührende Melancholie, ekstatischer Jubel auf herzhafte Instrumentierung. Die Fans wollen die Band auch nach dem Zugabenblock nicht gehen lassen – einen besseren Beweis wechselseitiger Liebe gibt es nicht.

Kein Wunder, dass Francis ob des derzeitigen Hypes die Pixies gerne ins Vorprogramm einer eventuellen David-Bowie-Tour pushen will. Schließlich entstand schon Nirvanas Megahit "Smells Like Teen Spirit" nur, weil Kurt Cobain "unbedingt einen Pixies-Song" machen wollte. Helden aus der zweiten Reihe, die sich nach diesem Abend noch etwas mehr "Kult" auf ihre Stirn heften können.

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