30 Seconds To Mars

Jared Leto und Co. benutzten ihre Fans als Instrumente

Musik
08.01.2010 23:32
Aspirin-Shaker, Benzintank-Gitarren oder Gemüseflöten - auf Alben mit handgemachter Musik findet sich so manch exotisches Instrument. 30 Seconds To Mars, die gehypte Band des Ex-Hollywood-Stars Jared Leto, hat sich auf ihrem neuen Longplayer einer einzigartigen "Fan-Orgel" bedient. Mehrere Tausend Anhänger der Alternative-Rocker wurden in acht Ländern und via Internet zu Jam-Sessions zusammengekarrt. Die dabei entstandenen Sounds gaben dem neuen Album "This Is War" den letzten Schliff.
(Bild: kmm)

30 Seconds To Mars haben in den letzten fünf Jahren nichts unversucht gelassen, um von "der Band mit Jared Leto" zu einer vielbeachteten Alternative-Rock-Formation aufzusteigen, die den Promi-Bonus ihres Masterminds nicht mehr braucht. Sie drehten ein Video in der Arktis (siehe Infobox) und gingen als erste amerikanische Rockband, die ein komplettes Musikvideo in der Volksrepublik China drehte, in die Musikgeschichte ein.

Mit jedem Konzert, das das Trio auf seinen ausgedehnten Tourneen gab, wuchsen Credibility und Fanbase. Mittlerweile haben sich jene Anhänger, die die Vorliebe der Band für Symbolik und lateinische Sprichwörter teilen, zu einer Online-Gemeinschaft namens "Echelon" zusammengeschlossen und spinnen in Blogs, Chatrooms und Bulletin-Boards die philosophischen Ansätze aus den 30STM-Songs weiter.

"This Is War" entstand von 2007 bis 2009 inmitten eines existenzbedrohenden 30-Millionen-Dollar-Rechtsstreits, den 30STM mit ihrem damaligen Plattenlabel Virgin Records über ein ganzes Jahr hinweg ausfochten. Der Albumtitel war während der Produktion ein geflügeltes Wort in der Band geworden, wenn es um die Streitigkeiten ging, die letztendlich durch einen Wechsel zum Mutterlabel EMI beigelegt wurden. "Es geht auf diesem Album ums nackte Überleben. So hat sich die Band nämlich gefühlt, als wir um unsere Musik kämpfen mussten", erzählt Gitarrist und Keyboarder Tomislav Milièeviæ im krone.at-Interview.

In dieser Situation stärkte besonders die Fanbase der zeitweilig kurz vor der Auflösung stehenden Band den Rücken. 30STM wollten sich dafür mit einer "kleinen" Community-Aktion beim Album-Cover bedanken, die dann auch umgesetzt wurde: Insgesamt gibt es 2.000 verschiedene, mit Fan-Fotos illustrierte Cover für den im Dezember erschienen Longplayer, von denen schon welche zu vierstelligen Preisen bei eBay versteigert wurden.

Die Band ging aber noch einen Schritt weiter und ließ die Fans auch an der Entstehung der Musik teilhaben. "Wir hatten uns von Anfang an vorgenommen, das Album wie ein Live-Konzert klingen zu lassen. Jared hatte dann die Idee, unsere Fans einzuladen - schließlich erzeugt bei einer Show das Publikum die Energie", erzählt "Tomo" im krone.at-Interview. Ein Aufruf im Internet genügte - und beim ersten "Summit" in Los Angeles erschienen mehr als eintausend Fans. "Was dort dann geschah, war einer der schönsten und unglaublichsten Momente unserer Karriere. Eigentlich sollte es mit dieser einen Session getan sein. Am Ende machten wir acht Summits in acht verschiedenen Ländern." Als sich ein Fan aus dem Iran, der nicht zu einer Session reise konnte, bei Jared Leto meldete, entschloss man sich, die Aktion auch auf das Internet auszudehnen.

Mit den Online-Zusendungen und den Summits, bei denen die Fans trommelten, brüllten, flüsterten und allerlei Geräuschkulissen erzeugten, hatten am Ende mehrere Tausend 30STM-Anhänger an "This Is War" mitgewirkt. Die bombastischen Akzente der "Fan-Orgel" (zu sehen im Making-of-Video auf krone.tv) retten die überbordenen Stadionrock-Arrangements auf "This Is War", für die die Produzenten-Legenden Flood und Steven Lillywhite verantwortlich zeichnen. Ohne "Fan-Orgel" wäre die Platte nur mittelmäßig geworden.

8 von 10 Mitmach-Kriegen

von Christoph Andert


Konzert-Tipp: 30 Seconds To Mars sind auf Europa-Tour und machen am 19. März 2010 im Wiener Gasometer Halt.

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