"Mr Beautiful"

James Blunt live in Wien

Musik
29.10.2008 10:50
Einer der meistgespielten Interpreten auf österreichischen Radiosendern war am Dienstagabend einmal nicht aus dem Äther, sondern live in Wien zu hören: James Blunt. Der britische Shootingstar, der nach nur zwei Studioalben bereits zur Riege der ganz Großen gehört, machte auf seiner "All The Lost Souls"-Tour in Österreich Halt. Das Konzert vor rund 10.000 Fans in der Stadthalle war toll und zeigte zugleich, wie sehr eine Show von einer guten Setlist lebt.
(Bild: kmm)

So schwer kann es ja gar nicht sein, dass James Blunt aus den richtigen Songs in einer passenden Reihenfolge ein ausgezeichnetes Konzert macht, möchte man meinen. Bei erst zwei Studioalben ist die Auswahl schließlich noch recht übersichtlich. Der britische Shootingstar mit Hauptwohnsitz auf Ibiza ("Wenn ich schon nur zwei Wochen Urlaub im Jahr habe - warum nicht gleich dort wohnen, wo ich ihn verbringen würde?") schafft es nach nur drei Jahren im Biz, in Dutzenden Ländern ausverkaufte Shows in Großhallen zu spielen. Nichts anderes als das beste Entertainment erwartet man da von dem 34-Jährigen, der seit Robbie Williams' Quasi-Auszeit die Rolle des unwiderstehlichen Frauenhelden und Oberschmusebarden in der Popwelt übernommen hat.

"High Quality" bot Blunt auch: mit klassem Sound seiner Vier-Mann-Kombo, in der er abwechselnd Akustikgitarre und Piano übernimmt, mit viel Bewegung auf der großen, mit Aufbauten und einer mächtigen Videowall dekorierten Bühne, und mit einer netten Lichtshow, die mit farbenprächtigen Stimmungen und Showeffekten wie Laser, Riesen-Discokugel und Confettiregen alle Stückerl spielte, die man bei einer Show vor über 10.000 Fans erwarten darf. Davon, dass der ehemalige Sandhurst-Absolvent und KFOR-Soldat im Kosovo wie gewohnt mehr als gut bei Stimme war, einmal ganz zu schweigen...

Doch der adrett in Anzug und Schlips gekleidete Blunt zog das Konzert mehr oder weniger von hinten nach vorne auf. Den Parade-Opener "1973" spielte er erst ganz zum Schluss, dafür wurde der Hit "Wisemen" bereits als zweite Nummer im halben Tempo "verheizt". Kurzum: Das Konzert hat für die Masse an zu unterhaltenden Fans etwas zu intim begonnen. Die erste Dreiviertelstunde verbrachte Blunt fast ausschließlich mit Balladen wie "I Really Want You", "High" und der aktuellen Single "Carry You Home", die zwar mitunter Ohrwürmer sind, aber halt weder Anfang noch Ende und zwischendurch zu viele Plateaus haben. Das etwas flottere "Billy" und der neue Song "Love, Love, Love" brachten das Publikum zwischenzeitlich fast in Stimmung. Doch trotzdem verfehlte ein obgleich eindrucksvoll und mitreißend vorgetragenes "No Bravery" - der Song, den Blunt in seiner Zeit als Friedenssoldat im Kosovo geschrieben hat - seine Wirkung bei den Fans, die am Anfang lieber mehr gejubelt hätten, als mehr oder weniger still den moderaten Lovesongs lauschen zu müssen.

Nach der kleinen Piano-Session riss Blunt dann das Steuer herum, ließ "Give Me Some Love" beherzt durch die Halle fegen und absolvierte mit dem wunderbar per Lasertunnel inszenierten "Shine On" eine Punktlandung. Als er sich dann für drei Songs - das Slade-Cover "Cuz I Love You" aus der im November erscheinenden Deluxe-Version von "All The Lost Souls", "I'll Take Everything" und "Goodbye My Lover" - ins Publikum schmiss und auf einer kleinen Bühne vor der Regie den "Rockin' Man" am Piano gab, kochte die Halle erst so richtig auf. Mit dem bisher unveröffentlichten Song "Turn Me On" gab's einen Ausblick auf den Sound des vielleicht schon nächstes Jahr zu erwartenden dritten Studioalbums: Herr Blunt griff einmalig zur E-Gitarre, klatschte das Publikum ein und schmetterte den Song ungewohnt Rockstar-mäßig in die Halle. Gut so! Wenn er nicht bei der nächsten Platte mal den "richtigen Mann" markiert, wird er auf ewig der britische Schmusebarde mit Babyface bleiben...

Fürs Finish gab's dann das obligatorische "You're Beautiful" mit dezentem Hinweis auf die auch von krone.at gestellte Frage (siehe Interview in der Infobox), ob der Song nicht schon langsam ein leidiges Muss darstelle: "Wenn über 10.000 Menschen dieses Lied mit österreichischem Akzent singen, wie kann ich dem jemals überdrüssig werden?" Beim abschließenden "Same Mistake" spielte Blunt einen weiteren Song, der das Zeug gehabt hätte, gleich zu Beginn das Publikum voll und ganz in seinen Bann zu ziehen. Mit den Zugaben "One Of The Brightest Stars", "So Long, Jimmy" und "1973" verabschiedete sich der 34-jährige Songwriter, der bei seinem letzten Österreichkonzert noch vor einem Viertel des diesmaligen Publikums aufgetreten war. Alles in allem war's trotzdem ein tolles Konzert. Beim nächsten Mal wird er wohl mit einer neuen Platte im Gepäck kommen, dann wird's auch mit der Setlist einfacher...

Von Christoph Andert
Fotos: Andreas Graf

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