Früh zurück

Hubert von Goisern brachte etwas USA nach Wien

Musik
11.11.2014 12:05
Weit, weit weg war er in den letzten zwei Jahren, der Hubert von Goisern, filmmusikalisch in Österreich, ausstellungsmäßig am Großglockner und horizonterweiternd in den USA. Mitgebracht hat er viele neue Lieder, kompakt und mutig am Montag in der bummvollen Halle E des MuseumsQuartiers in Wien mit viel erzählerischem Witz präsentiert. Ein fast grandioses Konzert.
(Bild: kmm)

Er habe nicht vor, in den nächsten Jahren auf die Bühne zu gehen, postete Hubert von Goisern 2012 nach dem Ende der letzten Tour. Wäre auch nicht das erste Mal gewesen, dass er so etwas sagt, und es klang sehr nach längerer Abstinenz, wie jene nach dem Aus seiner "Alpinkatzen" 1994, als er für fast sechs Jahre verschwand. Er reiste unter anderem nach Tansania, Tibet und Indien - lieferte dabei wohl weltmusikalische Tondokumente ab, aber ein richtiges "HvG"-Album gab's erst wieder 2000 ("Fön").

Unerwartete Borniertheit
Auch wenn er von der Bildfläche verschwindet, Faulenzer ist er keiner. Diesmal nutzte er die Auszeit, um erneut einen Joseph-Vilsmaier-Film zu vertonen ("Österreich - Oben und Unten" startet im Jänner; CD "Filmmusik" bereits erschienen), die heurige "Alpenliebe"-Ausstellung am Großglockner mit von ihm ausgewählter Musik zu umrahmen (CD "Steilklänge" bereits erschienen) und um zu reisen. Diesmal ging's raus aus dem beengten und beengenden Alpenraum in die Weiten der US-amerikanischen Südstaaten, "um Freunde zu finden, Brücken zu schlagen". Dass aber dort die Borniertheit größer sein könnte als daheim, damit hatte er nicht gerechnet.

"Ich hätt' mir nicht gedacht, dass wir so schnell wieder da sind", bestätigte Von Goisern zur Begrüßung den Eingangsverdacht, eine längere Abwesenheit geplant zu haben. Aber die Erlebnisse in Tennessee und Louisiana, wo er sich auf die Suche nach Mitmusikern begab, hätten ihn wieder zurück zum Arbeiten getrieben. Angetan war man nämlich dort nicht sonderlich von ihm. Also packte er zwei Kollegen ins Flugzeug und ab nach Österreich. Vielleicht ginge ja da was weiter. Aber nichts geschah. Selbst das von "HvG" versöhnlich angestimmte "Amazing Grace" half nichts. Sie seien Katholiken und spielen keine Protestanten-Hymne oder etwas, das ein Schwarzer komponiert hat. Das Experiment scheiterte trotz mehrerer Anläufe, obwohl es dort so "saugute Musiker" gebe, dass von Goisern seine eigene Profession verleugnete und sagte, er sei Bäcker, "weil vom Brot versteh'n die nix".

Fast alles beim Alten
Einen Musikus hat er aber doch mitgebracht: Steve Fishell, der immerhin mit Led Zeppelin die Bühne teilte und Grammy-Preisträger ist, seines Zeichens Pedal-Steel- und Lap-Steel-Gitarrist - das ist diese irgendwie an Hawaii gemahnende, Stahl-/Gummi-Gewaber erzeugende Tischgitarre. Und der Rest der Band? Wieder die drei wunschlos unerbittlichen Oberösterreicher, die schon bei den letzten drei Tourneen die Hintermannschaft bildeten, und das, obwohl "HvG" sonst seine Musiker wechselt wie andere ihre Unterwäsche (also alle drei bis vier Jahre). Fishell, schwer mit Jetlag behaftet, wurde übrigens gleich nach seiner Ankunft in Österreich mit Schweinsbraten, Schnaps und beim heiteren Jungkrampustreiben im frisch angeschneiten Hallstatt zurechtkalibriert.

80 Minuten lang begeht von Goisern marketingmäßiges Harakiri, spielt der Kerl doch ausschließlich Material seines neuen Albums "Federn", das erst im nächsten Frühjahr (!) erscheinen soll. Aber: Eine Nummer besser als die andere! Unbekannte Hits inklusive dem "Einiraunzer"-Cover "Corrina, Corrina", bei denen der Blues in allen Farben (okay, hauptsächlich in Blau) durchschimmert und die Disziplin Rock scharfkantiger gar nicht sein könnte. Sagenhaft! Dann aber die restlichen 50 Minuten: eine Talfahrt.

Schwächen in der B-Note
Das einleitende und akustische "Omunduntn" klang noch vielversprechend, "Brenna tuat's guat" - geschenkt, "Heast as nit" - heimliche Hymne aller Söhne und Töchter, und das war's dann aber auch. Viel Unbekanntes aus der Abteilung Romantik, balladeskes Schwächeln, wenig neu gewandetes und Schlusspunkt per Alphorn mit einer schräg-tonalen Jodelvariation. Die aktuelle Tour ist aber noch jung - Wien war die fünfte Station - ein bisschen Umändern in der Setlist und das Konzertattribut "fast grandios" kommt ohne das "fast" aus.

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