Interview und Album

Gianna Nannini: “Ich mache keinen Mama-Rock”

Musik
19.01.2013 17:00
Die italienische Rockröhre Gianna Nannini hat in den letzten Jahren vor allem mit ihrem späten Mutterglück für Aufsehen gesorgt. Jetzt meldet sich die 56-Jährige mit ihrem neuen Album "Inno" tatkräftig zurück. Im "Krone"-Interview spricht sie über die Albumproduktion, ihr Wien-Konzert am 12. Mai und warum sie Journalisten schon mal gerne den Mittelfinger entgegenstreckt.
(Bild: kmm)

Systemhörig und anpassungsfähig war Gianna Nannini noch nie. Ob sie auf ihrem 1979er-Album "California" die Freiheitsstatue auf dem Cover gegen einen Vibrator tauschte, in Interviews gerne gegen die politische Allmacht Silvio Berlusconis wütete oder mit stolzen 54 Jahren ihr erstes Kind auf die Welt brachte und sich davor hochschwanger für das Cover der "Vanity Fair" ablichten ließ - die Italienerin eckt gerne an.

Mittelfinger hoch
So wettert sie auch gegen den medialen Hype um Töchterchen Penelope, der ihr im Zuge der Veröffentlichung des 18. Studioalbums "Inno" gar nicht recht ist: "Viele bezeichnen das Album als 'Mama-Rock'. Das regt mich auf. Sie reden dann nicht über das Album und seinen Inhalt - die meisten haben es sich ja noch nicht mal vorher angehört. Solchen Leuten würde ich am liebsten den Mittelfinger entgegenstrecken. Manche Menschen denken nur an mein Leben und lenken dabei von ihrem eigenen ab."

Das Mutterglück und die Zeit, die sie mit ihrer zweijährigen Tochter verbringt, machen dennoch einen großen Teil von "Inno" (Deutsch: "Hymne") aus. "Für mich ist das Album eine Hommage an Traumunterbrechungen (lacht). Für mich sind Träume wichtig, um Songs zu schreiben. Ich wache oft auf und habe Ideen. Da mir Penelope aber nur wenige durchschlafene Nächte gönnt, sind auch meine Träume limitiert. Damit einhergehend sind auch die Songs und die ganze Produktion schneller fertig geworden als sonst."

Inspiration ist "bla bla"
Dass ihre Tochter sie inspiriert, ihr mehr Kreativität übermittelt, streitet Nannini vehement ab: "Zu sagen, dass Baby wäre mehr Inspiration, ist so 'bla bla' für mich. Die Kleine ist da, und ich kümmere mich um sie - es ist jetzt alles herausfordernder. Das ist der größte Unterschied."

Trotz ihres offensiven Wesens befinden sich auch auf "Inno" wieder eine Vielzahl von Balladen, etwa der Titeltrack: "Mein absoluter Lieblingssong auf dem Album! Ich finde, dass das Album sehr rockig geworden ist und ein Schritt nach vorne war. Weniger Nostalgie und mehr Emotionen. Mir ist es wichtig, Emotionen zu transportieren, und das können Balladen sehr gut." Das Album selbst widmet Nanni der verstorbenen italienischen Schriftstellerin Elsa Morante, die ihr als größte Inspiration diente: "'Inno' ist eine Ode an das Leben, an eine neue Generation voller Toleranz."

Harter Sound
Produziert wurde "Inno" einmal mehr von Nanninis langjährigem Begleiter Will Malone, der schon härteren Bands wie Iron Maiden den richtigen Sound verpasst hat: "Er macht Sachen, die kein anderer Produzent macht. Auf 'Inno' haben wir zwölf Gitarren und 24 Streicher kombiniert, was Will sensationell hingekriegt hat. Er hat immer einen kongruenten Stil, aber trotzdem niemals die gleiche Produktion."

Bereits 2011 hat sie an dem Album zu arbeiten begonnen. In einem Studio in Piacenza, mitten im Wald, wo zwar massenhaft Hügel zu sehen waren, aber kaum ein Telefonempfang möglich war. "Ein besonderer, ruhiger Platz, der den Aufnahmeprozess entscheidend mitgeprägt hat." Im Gegensatz zu den Vorgängeralben habe Nannini einen völlig neuen Zugang gefunden, um Musik zu komponieren: "Es sind Melodien auf 'Inno' zu hören, die sogar mich selbst überrascht haben. Ich fühle mich viel sicherer, weiß genau, was zu tun ist."

Persönliche Renaissance
Dieses Gefühl spürt sie auch als Persönlichkeit verstärkt: "Ganz ehrlich? Ich bin einfach besser (lacht laut auf). Ich bin einfach nicht mehr so paranoid wie früher, innerlich kompakter und fühle mich in allen Bereichen stärker - da spielt natürlich auch das Mutterglück mit. Es ist fast wie eine Renaissance."

Nannini wird ihre Tochter auf ihre Europa-Tournee mitnehmen, die sie am 11. Mai nach Villach und am 12. Mai in die Wiener Arena führt, wo die authentische Italienerin ein Open-Air-Konzert zum Besten geben wird. "Ich freue mich sehr darauf. Wien ist Teil meiner persönlichen europäischen Kultur. Es ist eine klassische, schöne Stadt, und außerdem mag ich den Wein", fügt sie lachend hinzu. Außerdem könne man danach ja mit weiteren Alben rechnen oder? "Ja, das kannst du ruhig schreiben." (lacht)

Karten für die Konzerte erhältst du unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.

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