Sein Publikum wusste ganz genau, was George Michael durchgemacht hatte: seine Ärzte, die Krankenschwestern, sein Vater, Lebensgefährte Fadi Fawaz, aber auch alle Fans, die letzten Winter zwar nicht direkt am Krankenbett, aber doch um das Leben des Sängers gezittert hatten. Und sie empfingen George Michael mit tosendem Jubel.
Er hatte sein Erscheinen zurück im Rampenlicht genau geplant. Aus dem Off hörte man ihn die Textzeile "God, You Know What I Have Been Through" (Gott, du weißt, was ich durchgemacht habe) aus der emotionalen Ballade "Through" singen – und da hob sich der Vorhang für ihn.
George Michael selbst blieb erstaunlich ruhig, sehr ernst. Seine wunderbare Stimme, die voll und kräftig wie eh und je klingt, ließ er vom üppigen Soundteppich seines Orchesters durch das "Symphonica"-Programm tragen. Die angekündigten Überraschungen für diesen Comeback-Abend blieben allerdings aus.
"Eine Ehre, jenen zu danken, die mein Leben gerettet haben"
Erst gegen Ende wandte er sich sichtlich bewegt an die AKH-Mitarbeiter: "Es ist mir eine Ehre, jenen zu danken, die mein Leben gerettet haben", verneigte sich der britische Pop-Superstar vor der Belegschaft des Wiener AKH - rund 300 Mitarbeiter hatte er mit Freikarten bedacht, immer wieder suchte George Michael die Nähe zum "AKH-Sektor" im Publikum vor der Bühnenkante. Behandlung gelungen, Patient kräftiger denn je.
George Michael präsentierte aber bei Weitem nicht nur Eigenes. Ganz besondere Momente waren etwa seine wuchtige Interpretation des - in Krisenzeiten wie diesen nicht ganz unangebrachten - Klassikers "Brother, Can You Spare A Dime" aus der US-Depressionszeit der 1930er-Jahre oder eine geniale Swing-Version von "Roxanne" ("Police"). Ein Leckerbissen der Sonderklasse für musikalische Feinschmecker: seine Neuinterpretation des New Order-Hits "True Faith" mit vollem Orchestereinsatz.
Aber natürlich waren im Programm auch George-Michael-Hits wie etwa "Father Figure" dabei. Die "symphonische" Aufbereitung der Songs erscheint live fast logisch, wie aus einem Guss - kein Wunder, die Lieder des Briten sind ja auch in den Originalversionen sehr fein und breit arrangiert. Als letzte Nummer des zweiten Teils gab es - auf Wunsch der AKH-Belegschaft - das quasi programmatische "Feeling Good", übrigens mit einer Leinwandprojektion der neckischen Burlesque-Queen Dita Von Teese garniert. Apropos Leinwand: Auch hier setzt die Show mit Sicherheit neue Maßstäbe, die Digital-Animationen und Einspielungen auf der Riesenfläche im Bühnenhintergrund waren wirklich spektakulär.
Als letzten Song gab es die Nahtod-Erfahrung "White Light"
Ganz zuletzt wieder eine Überraschung: Die drei regulären Zugaben "Amazing", "I'm Your Man" und "Freedom" spielte die Band rein akustisch und dennoch absolut mitreißend - die Fans hatte es da ohnedies schon längst nicht mehr auf den Sesseln gehalten, sie waren zur Freude des Stars massenhaft zur Bühnenkante gestürmt. Als letzten Song präsentierte George Michael noch seine neue Single "White Light" (das Video zum Song findest du in der Infobox) - seine ganz persönliche Aufarbeitung der dramatischen Erkrankung, wie auch das parallel zum Bühnengeschehen abgespielte "Krankenhaus-Video" deutlich machte. Aber nicht einmal die beklemmenden Bilder konnten da die Stimmung trüben - "amazing".
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