Neues Album

Garbage suchen das Licht in der Dunkelheit

Musik
15.06.2016 12:33

Mit "I Think I'm Paranoid" oder "I'm Only Happy When It Rains" haben die US-schottischen Alternative-Rocker von Garbage rund um die Jahrtausendwende Musikgeschichte geschrieben. Nach internen Problemen und eher durchschnittlichen Alben melden sich Shirley Manson und Co. mit "Strange Little Birds" nun wieder tatkräftig im Rampenlicht zurück. Wir haben die 49-jährige Powerfrau beim Nova Rock zum Talk gebeten.

(Bild: kmm)

Ein pinkes Backdrop mit Raubkatzen im Hintergrund, eine mit rosaroter Ananasfrisur auf der Bühne wirbelnde Shirley Manson und eine perfekt eingespielte Band, die sichtlich Spaß am Werken hatte. So präsentierte sich die schottisch-amerikanische Alternative-Rock-Band Garbage vor wenigen Tagen beim Nova Rock und erfüllte bravourös die medial verbreitete Einstufung als Festival-Geheimtipp. In den letzten Jahren ist es ziemlich ruhig geworden, um die Stilverweigerer, die Ende der 90er-Jahre zu den zukunftsträchtigsten Rock-Outfits des Planeten zählten.

Kultalbum
Manson war mit ihrer blass-barocken Erscheinung und einer klaren Haltung zu unterschiedlichsten Gesellschafts- und Politthemen viel mehr als nur ein hübsches Poster-Girlie für pubertierende Flanellhemdenträger, sondern machte zeitgemäße Rockmusik stark und weiblich. "Version 2.0" war 1998 das zweite Studioalbum und ein bis heute unübertroffenes Meisterwerk, das mit Songs wie "I Think I'm Paranoid", "When I Grow Up" oder "Special" zeitlose Klassiker sonderzahl beinhaltete. "Ich bin noch heute extrem stolz auf das Album", erklärte Manson im "Krone"-Interview, "darauf sind viele Songs, mit denen ich mich noch heute identifizieren kann."

Wenn sich ein kongruenter Faden durch die nicht immer stolperfreie Karriere der Band zieht, dann, gängige Erwartungen nicht zu erfüllen. Immer wieder haben sich Garbage aus ihrem gewohnten Soundkorsett geschnürt, um der inneren Kreativität freien Lauf zu lassen und sich als Künstler selbst zu fordern. Genauso verhält es sich auch mit dem brandneuen Werk "Strange Little Birds", auf dem Manson und Co. ihre Liebe zur elektronischen Musik in neue Sphären katapultierten. "Einige von uns haben elektronische Musik schon auf der Uni studiert", erzählt Manson, "sie war immer schon ein großer Einfluss auf den Garbage-Sound. Neue Territorien zu betreten ist für uns essenziell - also eigentlich haben wir nichts anderes gemacht als früher auch schon."

Halb voll statt halb leer
Ganz muss man der 49-Jährigen dabei nicht zustimmen, denn "Strange Little Birds" ist in vielerlei Hinsicht überraschend, vor allem aber hochqualitativ. Die dunkle, melancholische Stimmung zieht sich durch elektronische Klangkaskaden, die nur selten von aufbrechenden Rock-Songs, wie der Ohrwurm-Single "Empty", durchbrochen werden. Von der sinistren Stimmung ist bei der Sängerin nichts zu merken. "Ich bin überrascht, oft sogar geschockt über die These, wir würden die Dunkelheit umarmen. Jeder Mensch ist in seinem Leben des Öfteren mit Traurigkeit und Melancholie konfrontiert - egal wer du bist, wie viel Geld du hast, oder welche Erfahrungen du in deinem Leben gemacht hast. Ich versuche immer das Licht zu erforschen. Man kann schlechten Dingen nicht ausweichen, aber man muss immer darauf achten, nach dem Licht zu suchen."

Die wiedergewonnene Stärke der Band, deren neues Album vielleicht das Beste der letzten 15 Jahre ist, liegt auch an der wiedergewonnenen Liebe untereinander. Zwischen 2005 und 2010 gab es erst eine 18-monatige Pause und dann nur sporadische Auftritte. Heute sind alle Probleme ausgebügelt und Garbage ein erwachsenes Team, wie Manson betont: "Als ich in die Band kam wollte ich einfach die beste Freundin der Jungs sein. Ich habe dann realisiert, dass wir keine Kinder mehr sind, sondern Erwachsene mit verschiedenen Leben. Eher mehr Kameraden als Freunde, aber Kameraden, die hervorragend miteinander arbeiten können. Jeder hat Respekt für den anderen und wir zusammen hatten bislang viel Erfolg - darauf kommt es am Ende an."

Nur die Wahrheit zählt
Ein kommerzieller Megaerfolg wird mit "Strange Little Birds" trotz hervorragender Kritiker-Rezeption wohl nicht möglich sein, dafür ist das Album stellenweise zu experimentell und sphärisch ausgefallen. Doch das ist nicht der Anspruch einer Band, die sich lieber in ihrem eigenen Kosmos bewegt und stärker auf Kunst, denn auf Verkaufszahlen achtet. "Ich bin jemand, der in der Musik als auch im Leben immer die Wahrheit sucht", betont Manson, "auch wenn sie manchmal schwierig ist und richtiggehend wehtun kann. Die Leute können dem zustimmen oder es ablehnen, aber so bin ich, so läuft mein Leben. Wenn man ehrlich ist, hat man nichts zu verlieren."

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