Single-Hit "Capsize"

Frenship: Die Suche nach dem langfristigen Erfolg

Musik
15.02.2017 14:41

Wer sich in den langsam auslaufenden, kalten Wintertagen nach Sonne, Wärme und Sommerfeeling sehnt, der lässt sich am besten in den Bann von Frenship ziehen. Das elektronische Hit-Duo aus Los Angeles spielte im Vorprogramm von Bastille unlängst seine erste Österreich-Show und sorgt mit dem Hit "Capsize" laufend für gute Laune. Wir haben uns mit Brett Hite und James Sunderland getroffen, um ihre ganz eigene Kennenlerngeschichte zu rekapitulieren, den Erfolgsdruck zu ergründen und ihre Zukunftswünsche zu hinterfragen.

(Bild: kmm)

Den tropisch angehauchten Electro- und Dance-Beats von "Capsize" konnte sich letzten Sommer niemand verschließen. Via Spotify trat der knapp vierminütige Song seinen globalen Triumphzug an und wurde mittlerweile an die 300 Millionen Mal gestreamt. In Zeiten sinkender Verkaufszahlen katapultierten sich die Urheber mit dem klingenden Namen Frenship damit kurzerhand in den Olymp aller Clubs und Discotempel. Unterstützung bekamen Brett Hite und James Sunderland von der amerikanischen Songwriterin Ellen Warren, die sich schon mit Liedern für The Chainsmokers, Shawn Mendes oder Jessie J einen Namen machte.

Dankbar und demütig
Im "Krone"-Interview denkt Hite mit Freude an den spontanen Welterfolg zurück. "Das ist schon verrückt. Wir haben so lange darauf hingearbeitet, so einen Moment erleben zu dürfen. Wenn er dann aber plötzlich eintritt, dann bist du überrascht und fühlst dich davon erdrückt. Vielen großen Bands blieb es verwehrt, dass sie mit einem Song offenbar so punktgenau den herrschenden Zeitgeist getroffen haben. Wir nehmen das keinesfalls als selbstverständlich und sind den Menschen wirklich extrem dankbar dafür, dass sie den Song so lieben."

Diese Bescheidenheit liegt in der eigenen Vergangenheit begründet. Weder Hite, noch Sunderland fielen auf die Butterseite der musikalischen Medaille, sondern mussten sich den gegenwärtigen Erfolg mühsam erarbeiten. Kennengelernt haben sich die beiden unterschiedlichen Charaktere in einem Geschäft für Sportartikel in L.A. "Wir haben uns von Anfang an sympathisch gefunden, hingen oft miteinander ab und durchlebten so einige wilde Nächte", erinnert sich Sunderland mit einem Schmunzeln zurück, "die besten 'Friendships' sind und bleiben halt immer noch die, in denen man zusammen besoffen durch die Bars grölt."

Hit-Manufaktur
Relativ schnell war die Idee geboren, zusammen Musik zu machen - immerhin hatten beide mehr oder weniger gute Erfahrungen damit gemacht. "Wir waren mit unseren Karrieren ziemlich unzufrieden und gelangweilt", resümiert Hite, "James hatte den Anschluss als Sänger verloren und ich wollte wieder vermehrt an Sounds tüfteln und produzieren. Wir haben uns dann quasi gegenseitig erlaubt, uns zu helfen. In L.A. nahmen wir an einer 'Songwriting-Factory' teil, wo man sechs Stunden Zeit für einen Song hat und diesen dann präsentiert. Wir haben das Monat für Monat immer wieder gemacht und so entstanden die ersten Songs - man braucht dafür einfach die nötige Zeit."

"Knives" und "Nowhere" waren die ersten Nummern, die für Aufmerksamkeit sorgten - mit "Carpet" eroberten sie vor knapp zwei Jahren erstmals ein größeres Publikum. "Ich stand damals an der Kreuzung meiner Karriere", erzählt Sunderland, "fühlte mich in der Musik verloren und hatte erstmals in meinem Leben keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Ich drehte mich seit drei Jahren im Kreis und auch Brett war nicht gut drauf. Daraufhin entstand dieser Song, mit dem wir nicht nur alte Liebesbeziehungen, sondern auch unseren Lebenstiefpunkt verarbeitet haben." Vom mehrfach Gold- und Platin-veredelten "Capsize" und dem kometenhaften Durchbruch waren die beiden nur mehr einen Wimpernschlag entfernt.

Zu sich selbst finden
Nach der letzten Herbst veröffentlichten EP "Truce" geht es jetzt vorrangig darum, dem Erfolgssong möglichst nahe zu kommen. Sunderland ist sich im Klaren, dass dies eine Menge Druck mit sich bringt. "Wir sind uns sehr bewusst darüber, wie einzigartig dieser Erfolg ist. Ich kann und will auch nicht garantieren, dass wir das wiederholen können, denn das ist nicht unser Ziel. Wir werden künftige persönlichere Songs schreiben, die sich nicht einfach in schnöden Statistiken messen lassen. Wichtig ist, die Welt beim Songwriting auszublenden und ganz bei sich selbst zu sein. Dann kann man zu seinen Ideen stehen, ob sie jetzt kommerziell einschlagen oder nicht."

Frenship sind aber - entgegen aller Erwartungen - keinesfalls aufstrebende Hipster, die sich nur nach dem schnellen Single-Erfolg sehnen. "Wenn ich an meinen eigenen Musikgeschmack denke, dann sind es fast nie die Singles, die mich begeistern, sondern die Tracks, die auf Alben immer irgendwo in der Mitte oder weit hinten versteckt sind. Musiker wie Bon Iver schaffen Gesamtkunstwerke, sie stellen das Album über den einzelnen Song", erklärt Hite, "in diese Richtung sind wir durchaus klassisch gepolt. Wir schreiben zudem an vielen Songs, die nicht veröffentlicht wurden und ein zusammenhängendes Album ergeben sollen." Bis dahin kann man sich mit den bestehenden Hits aber den heiß ersehnten Frühling herbeitanzen.

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