Falco wäre 60

Ewig fliegt der Falke: Der unvergessene Superstar

Musik
08.02.2017 10:54

Am 19. Februar wäre Johann Hölzel alias Falco 60 Jahre alt geworden. Sein viel zu früher Tod machte ihn für immer zur Legende. Freunde erinnern sich an sein Leben voll Höhen und Tiefen und schildern weithin Unbekanntes über seine letzten Stunden und den Tod.

(Bild: kmm)

Österreich ging zum Schluss nicht mehr freundlich um mit seinem größten Popstar. Drogen, schnelle Autos, Frauen, Scheidung, seine untergejubelte Tochter. Falco war immer für eine Geschichte gut. Mit seiner Musik jedoch schafft er es nur noch selten in die Schlagzeilen. Die Single "Mutter, der Mann mit dem Koks ist da", die er 1995 unter dem Pseudonym "T>>MA" veröffentlicht, wird auch für ihn zum Überraschungserfolg, aber schon der nächste Song "Naked" plätschert nur im Mittelmaß vor sich hin. Mittelmaß war Falco nie genug.

Legende nach dem Tod
Enttäuscht versteckt er sich in seiner Wahlheimat, der Dominikanischen Republik, und während er sich in den Drogenrausch flüchtet, beginnt man in Österreich, den großen Sohn langsam zu vergessen. Bis zu diesem tragischen 6. Februar 1998, an dem sich bewahrheitete, was Falco schon früh erkannte: "In Wien musst erst sterben, damit's dich hochleben lassen. Aber dann lebst lang." In dem Moment, in dem die Nachricht von Falcos Tod Österreich erreichte, begann die Heldenverehrung. In diesem Moment wurde Falco zur ewigen Legende. Und letztendlich für das geehrt, was ihm immer das wichtigste war - für seine Musik.

"Gemeinsam mit der Band auf der Bühne oder im Studio, das war seine Safety-Zone. Da ging es um die Musik, um sein Werk, da war er fokussiert und konzentriert, alle Probleme und Misserfolge perlten hier von ihm ab. An diese Seite von Falco erinnere ich mich am liebsten", gesteht sein ehemaliger Bandkollege, der Musikproduzent Thomas Rabitsch. Natürlich kannten er und der Rest der Band auch die andere, die dunkle Seite von Falco - so wie auch Falcos langjähriger Freund und späterer Plattenfirmenchef Hans Reinisch, der ihn durch alle Höhen und Tiefen seines Lebens begleitete. "Ich hab versucht, ihn von den Drogen wegzubringen. Wochenlangen Fitnesstrips folgten dann wieder horrende Umfaller. Wenn er drauf war, ging er mich an: "Heast Oida, bist mein Freund oder mein Vater?!", erinnerte er sich in einem seiner raren Interviews. "Ich hab ihn durch drei Suchtentzüge begleitet, bin mit ihm durch die Hölle gegangen. Ich habe ihn in den Armen gehalten, wenn er von Krämpfen geschüttelt wurde und erbrechen musste. Wenn er nur einen Schluck Alkohol trank, dann brachen alle Dämme."

Tragisches Ende
Als Gründer der "Hacienda"-Resorts war es auch Heinisch, der Falco damals in die Dominikanische Republik holte und schließlich die letzten Momente seine Lebens begleitete. "Hans hatte mich zirka eine Stunde vor dem Unfall angerufen gehabt: "Ich sitz da in der Unterhose irgendwo zwischen Puerto Plata und Cabarete im Auto. I kenn mi nimma aus." Ich hab gesagt: "Bleib, wo du bist. Ich hol dich!" Ich hab mich dann ins Auto gesetzt. Auf halbem Weg ist mir schon ein aufgeregter Mitarbeiter entgegengekommen: "Der Falco! Er hat einen schweren Unfall gehabt!" Das Zuckerrohrfeld glich einem Schlachtfeld. Der Bus, aufgeregte Menschenmassen, der völlig zertrümmerte Pajero. Ich bin hingerannt. Er war im Auto eingeklemmt. Wenn die Obduktion behauptet, er wäre sofort tot gewesen, glaub ich das nicht. Es war eine Art von Restleben in ihm. Er hat mich angesehen. Es war ein fassungsloser Blick. Als wollte er sagen: "Was is da passiert? Aber wenigstens bist du jetzt da!"

Wir haben ihn auf den nächsten Pickup Richtung Clinica Brugal gepackt, eine Armenklinik. Aber nächstgelegen. Wir sind dann aber gleich weiter zur Aufbahrungshalle. Ich musste ihn identifizieren und die Papiere übergeben. Dann habe ich Abschied von ihm und gleichzeitig von einem wesentlichen Teil meines Lebens genommen. Ich hab mich in diesem elenden Raum auf einen dreckigen Plastikkübel neben ihn gesetzt und seine Hand gehalten."

Held für die Ewigkeit
"Muss ich erst sterben, um zu leben" schallte es damals posthum in seinem Hit "Out Of The Dark" durch die Hitparade. Doch Thomas Rabitsch ist überzeugt, dass er es auf jeden Fall geschafft hätte, seiner Karriere neues Leben einzuhauchen. "Er hätte sich garantiert neu erfunden und uns alle überrascht. Mit seinem Spruch wäre er wahrscheinlich auch der perfekte Juror für Casting-Shows gewesen. Falco hätte Dieter Bohlen in der Pfeife geraucht", lacht er. Vielleicht wäre er ja doch eine Legende zu Lebzeiten geworden. So wurde er zum Held für die Ewigkeit.

Einige Highlights: PULS 4 zeigt am 17. Februar die neue Doku von Rudi Dolezal. Im Wiener U4 feiern Falcos ehemalige Bandmitglieder (Die Goldfisch) und Gäste wie Roman Gregory, Birgit Denk, Skero, Michael Ostrowski den Geburtstag gleich dreimal: 17., 18. und 19. Februar. Sony Music veröffentlicht die Jubiläums-Boxen "Falco 60" mit vielen Raritäten.

Franziska Trost, Kronen Zeitung

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