Hard-Rock-Legende

Europe: Mit Vollgas zurück im Rock-Geschäft

Musik
04.11.2015 11:06
Mit "The Final Countdown" revolutionierten die schwedischen Hard-Rocker Europe Mitte der 80er die Musikwelt - nach etlichen Auf und Abs sind Joey Tempest, John Norum und Co. heute aber an der Spitze ihrer Kreativität. "War Of Kings" ist das vielleicht spannendste Album der Bandgeschichte und beweist, dass man sich als Band auch im Frühherbst noch einmal mühelos neu erfinden kann. Sänger Joey Tempest hat zudem noch mehr Infos für uns parat.
(Bild: kmm)

Was Opus im kleineren Rahmen gelang, schaffte Europe-Frontmann Joey Tempest global - mit einem einzigen Song, einem großen Geniestreich so viele Tantiemen zu kassieren, dass sich auch viele Generationen danach keine Geldsorgen mehr machen müssen. "The Final Countdown" landete in 25 verschiedenen Ländern auf Platz eins der Charts, platzierte sich in sämtlichen Top-100-Listen der besten Rocksongs aller Zeiten, wurde unzählige Male gecovert und schlussendlich zum Jahrtausendwechsel noch einmal weltweit aus der Frühpension geholt. Es dürfte nicht viele Menschen zwischen 8 und 80 geben, die die markante Keyboard-Melodielinie nicht auf Knopfdruck vorpfeifen können.

Erfolg durch Experiment
Auch beim kürzlich in der Wiener Ottakringer Brauerei vonstattengegangenen Konzert der schwedischen Hard-Rock-Heroen durfte der Jahrhundertsong als Abschluss einer 90-minütigen Hitparade nicht fehlen. Im Gegensatz zu vielen anderen Musikern hat Tempest kein Problem damit, das bald 30 Jahre alte Juwel immer und immer wieder zu zelebrieren. "Nach zwei progressiven Rockalben habe ich in einem örtlichen Musikgeschäft ein Keyboard aus Japan entdeckt und sofort gekauft. Als Songwriter musste ich einfach damit experimentieren, das haben damals ja auch Van Halen gemacht. Irgendwann hatte ich diese Melodie im Kopf, sie zuhause ausgebaut und fertig war der Song."

Ein Song, der die Band Mitte der 80er-Jahre durch seinen amerikanisch angehauchten Bombast zu einer der populärsten Rockbands des Planeten machte, aber auch intern für Streitigkeiten sorgte. Vor allem Gitarrist John Norum war mit der eher käsigen Ausrichtung Europes nicht zufrieden, und wollte sich wieder stärker auf die Classic-Rock-Wurzeln der Frühzeit besinnen. Der Implosion folgte 1992 die Explosion und das vorläufige Ende der Band für zwölf Jahre. "Im Heavy-Rock-Bereich war damals alles gesagt und Bands wie Nirvana oder die Stone Temple Pilots setzten eine klare Reaktion gegen den überproduzierten 80er-Rock", erinnert sich Tempest im "Krone"-Gespräch zurück, "ich habe danach auf meine Solokarriere gesetzt, mir die Alben von Bob Dylan und Neil Young nachgekauft und nach mehr Tiefe in meinen Texten gesucht."

Abkehr vom Bombast
So landeten Europe nach der Rückkehr 2004 wieder dort, wo man anfangs bereits war - im Classic Rock mit tiefergehenden, durchdachteren Lyrics. Die Keyboards wanderten wieder ins Abseits und Tempest beschränkte sich mit seiner Band auf die Huldigung seiner großen Idole Deep Purple, Thin Lizzy, Black Sabbath und Led Zeppelin. Wie schon in der ersten Karrierephase, war auch hier das dritte Album, "Last Look At Eden" 2009, entscheidend für die Rückkehr ins Gedächtnis der Menschen. "Dieses Album habe ich noch fast alleine geschrieben, aber von dort rückten wir mehr Richtung Band-Atmosphäre. Heute schreiben wir unsere Songs gemeinsam, haben dadurch neue, spannendere Zugänge zum Gesamtsound." Erstaunlich ist vor allem, dass die Europe-Besetzung anno 2015 ident mit dem "The Final Countdown"-Line-Up ist, sich der Sound aber radikal gewandelt hat.

Bisheriger Höhepunkt war somit diesen Frühling das brandaktuelle Studioalbum "War Of Kings", das nicht nur von Fans und Medien geliebt wurde, sondern mit dem Titeltrack oder der jetzt schon zum Live-Schlager mutierten Hymne "Days Of Rock'n'Roll" unsterbliche Klassikersongs aufweisen kann. "Wir haben mit Dave Cobb, der auch die Rival Sons produzierte, einen sehr modernen Produzenten gehabt, sind als Songwriter als auch Instrumentalisten aber echte Nerds, die immer nach dem Sound der 70er suchen", erklärt Tempest die bekömmliche Mischung aus Nostalgie und Gegenwart, "viele Bands biedern sich zu stark an ihrer Vergangenheit in den 80ern an. Uns passiert das nicht." Dass die meisten Konzertbesucher oft schockiert über den akustischen Rocksturm der Band sind, ringt Tempest heute nur noch ein Lächeln ab. "Viele kennen uns ja wirklich nur von 'The Final Countdown' oder 'Carrie', aber mittlerweile haben wir oft genug bewiesen, dass wir eine Rockband sind." Eine, die aus guten Gründen eben tun kann, was sie will...

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