Für unbestimmte Zeit

Elf Jahre sind mal genug: Reamonn machen Pause

Musik
11.09.2010 17:31
Ein letztes Mal "Supergirl", ein letztes Mal "Josephine" - nun ist für Reamonn erst mal Schluss. Nach dem Tournee-Abschlusskonzert im deutschen Siegen am Freitagabend wollen die fünf Musiker der deutsch-irischen Pop-Rock-Band eine "kreative Pause" einlegen, wie es so schön heißt in der Branche.
(Bild: kmm)

Großes Tamtam gab es aber nicht. "Ich bin nicht jemand, der ganz groß auf Abschied steht", sagte Frontmann Rea Garvey (37) im Vorfeld der Nachrichtenagentur dpa. Der in Hessen wohnende Ire mit dem kreisrunden Bart und der Gänsehaut-Rock-Stimme beschwichtigte die vielen (meist weiblichen) Fans: "Keiner ist gestorben."

Wenn er zurückblicke, ja klar, werde er wehmütig, "weil Reamonn so ein Riesenkapitel in meinem Leben ist". 1998 war Garvey mit 50 Mark in der Tasche nach Deutschland gekommen, im "Stockacher Anzeiger", einem badischen Mini-Blatt, suchte er per Annonce eine Band. Es fanden sich Mike Gommerringer (Drums), Sebastian Padotzke (Keyboard, Saxofon), Uwe Bossert und Philipp Rauenbusch (beide Gitarre) - bis heute die Besetzung.

Schicksalhaft war "Supergirl", der Song, mit dem der Durchbruch kam: "Der Moment, als ich wirklich Erfolg gespürt hab', war der erste Einstieg mit "Supergirl" in die Charts mit 74. Da war ich so begeistert, dass ich rumgehüpft bin wie ein Kind", erzählt Garvey.

"Wahnsinnig stolz" auf Reamonn
Heute ist Garvey "wahnsinnig stolz" auf Reamonn. Barack Obama ist sogar Band-Ehrenmitglied. Als sie vor dem Auftritt des damaligen US-Präsidentschaftskandidaten 2008 vor 250.000 Leuten an der Siegessäule auftraten, überreichte Garvey ihm einen Silberring mit Band-Logo. Und Obama fragte: "Das heißt also, dass ich jetzt ein Bandmitglied bin?"

Warum sich Reamonn im immer kurzlebigeren Musikgeschäft mit seinen Casting-Shows und "One-Hit-Wonders" schon so lange halte? Garvey: "Es war immer die Musik zuerst, das war immer das Wichtigste bei uns."

Ein Album zum Abschied
Rechtzeitig zur Pause, in der die Musiker auf unbestimmte Zeit getrennte Wege gehen wollen, ist Ende August noch ein "Best-Of"-Album rausgekommen. Passend zu elf Jahren Band-Geschichte trägt es den Titel "Eleven". "Ich glaube, es sind so 360 Grad von elf Jahren. Von da, wo wir gerade jetzt stehen, bis dahin zurück, wo wir angefangen haben." 19 Stücke sind auf dieser sechsten CD, darunter Hits wie "Star" (2003) und "Through The Eyes of a Child" (2008) sowie drei neue Songs. Die erste Single heißt "Yesterday".

Weshalb überhaupt die Pause? Garvey erklärte: "Sinn dahinter war, dass wir uns nicht vorstellen konnten, wieder ins Studio zu gehen und eine Platte aufzunehmen. So warten wir, bis diese Zeit wiederkommt."

Ob er jetzt auf Solo-Pfaden wandeln will, verrät Garvey noch nicht, es klingt aber danach: "Ich fühl mich immer noch jung, so dass da noch mehr draußen ist und ich will es auch haben." Zuletzt trat er im Juli solo auf der Hochzeit von Nationalspieler Philipp Lahm auf.

Der smarte Garvey, der für seine Kinderhilfsstiftung "Saving an Angel" schon einen Echo gewann, macht selbst bei Hochzeiten eine gute Figur. Und so hat er auch einige heimliche Anhänger, die sonst eher kaputten Typen zujubeln. Reamonn steckt in der Schmuse-Rock-Schublade fest, aber Garvey hat gar nichts dagegen: "Was mich am meisten stolz macht, ist, wenn die Leute berichten, was ihnen die Musik bedeutet, wie sie sie durch harte oder gute Zeiten gebracht hat. Ich liebe es zu denken, dass wir ein Teil von dem Leben von jemand anderem sind."

Er selbst hat seiner damaligen Freundin und heutigen Frau einst einen Song geschrieben: "Josephine". Das Paar wohnt inzwischen mit seiner vierjährigen Tochter bei Limburg an der Lahn, wo Josephine aufgewachsen ist - im 12.000-Einwohner-Ort Hadamar. Garvey genießt das Leben dort. Die Leute dort machten "kein großes Ding daraus, dass ich da bin". Und die Landschaft erinnere ihn sehr an zu Hause. Er sei zwar immer noch ein stolzer Ire. "Aber ich fühl' mich extrem wohl in Deutschland. Das ist ein Land, das ich auch liebe. Ich habe hier ein Leben gefunden, dass ich zu Hause nicht finden würde."

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