Live im Gasometer

Disclosure: Briten mit bebenden Tanzbeats

Musik
17.03.2014 10:00
Weder orkanartige Sturmböen, noch die "Schlagernacht des Jahres" mit Superstar Helene Fischer in der Wiener Stadthalle konnten geschmackssichere Dancepop-Fans in die falsche Richtung verwehen – in einem gut gefüllten Wiener Gasometer wurden Sonntagabend die Briten Disclosure mit Jubel für ihr Hitfeuerwerk belohnt.
(Bild: kmm)

Was sich in England binnen kürzester Zeit auf Platz eins der Albumcharts setzte, ist bei uns – wie so oft – noch nicht ganz durchgedrungen. Das britische Brüderpaar Guy und Howard Lawrence ist unter dem Banner Disclosure mit dem Debütalbum "Settle" letzten Sommer durch die Decke gegangen und animierte selbst Einwohner der entlegensten Winkel Großbritanniens zum sorglosen Abshaken auf den Tanzflächen.

Elektronische Melange
Im Wiener Gasometer finden sich an diesem windigen März-Sonntagabend dennoch genug begeisterte Fans ein, die den frischen Dancepop-Sound von der Insel hauptsächlich über das Internet entdeckt haben dürften. Mit dem absoluten Top-Hit, dem gleichsam eingängigen wie auch in die Vollen gehenden "Latch", eingesungen von Soulsänger Sam Smith, warten die Brüder natürlich bis zum Ende der gut 80-minütigen Show, sorgen mit ihren Tanzflächen-tauglichen Dancepop-Nummern mit Dubstep- und House-Flair aber auch über die restliche Spielzeit für einen munteren Wochenabschluss.

Klangtechnisch steckt das Duo tief in der britischen House-Szene der 90er-Jahre, verknüpft diese feine Tradition aber mit modernen Electro-Soundfragmenten, was sich kombiniert in druckvollen Songs wie dem bebenden "White Noise", dem eingängigen "F For You" oder dem von viel Jubel aus dem Publikum begleiteten "Voices" manifestiert. Vor ihren Keyboards und Laptops positioniert, ist die Arbeitsteilung klar festgelegt. Guy sorgt für gelegentliche Gesangsausflüge und eine zarte Integration von Bassspuren, der noch nicht einmal 20-jährige Howard bedient die Drums und verstärkt damit die druckvoll durch das Oval wabernden Beatstafetten.

Musik für das Auge
Wie für diese Art von Musik üblich, konzentriert sich die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf die visuellen Gustostückerl, denn mit einer opulenten Lichtshow, enervierendem Stroboskop-Flackern und drei großen LED-Wänden in Karo-Form wird auch das Auge bestens bedient. So flackert das Feuer beim souligen "When A Fire Starts To Burn", kreisen dreidimensionale Würfel und Diamanten bei "Grab Her!" und "What's In Your Head" von der Leinwand und singt – als besonderes Feature – ein projiziertes Gesicht mit den passenden Mundbewegungen die Hit-Songs "Latch" und "Help Me Lose My Mind" mit.

Das globale Erfolgsrezept der beiden Jungspunde definiert sich aber nicht nur durch den tanzbaren Clubsound, sondern mitunter durch die Kooperation mit starken Soul- und R'n'B-Frauenstimmen von Mary J. Blige, Aluna George oder Eliza Doolittle, die den durchaus kantigen Beats die nötige Portion Allgemeintauglichkeit verleihen. Unterkühlt wirkt an diesem Abend nur die Bühnenpräsenz der beiden Brüder, die sich nur selten zur Kommunikation mit dem Publikum hinreißen lassen und auch auf eine Zugabe verzichten.

Daft Punk der Insel
Der kurzweilige Auftritt Disclosures hat aber gezeigt, dass mit der Familienbande künftig noch stärker zu rechnen sein wird und sich – neben dem Remix von Lordes Top-Hit "Royals" – schon bald weitere Großaufträge auftun werden. Kein Dancepop-Duo vermag derzeit ein ähnlich entspanntes Gefühl von Liebe, sommerlicher Leichtigkeit und gechilltem Lifestyle wiederzugeben. Ein kleiner Exkurs in das freizügige Urban-Art-Forms-Lebensgefühl, das schon in wenigen Monaten Realität wird. Disclosure sind die Daft Punk der meereswindigen Fish-&-Chips-Regionen.

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