Live-Spektakel

Die Maskenmänner von Slipknot zu Gast in Wien

Musik
29.11.2008 13:38
"All hope is gone", so der wenig Optimismus versprühende Titel der aktuellen Slipknot-Welttournee, unter dem die Maskenmänner noch bis März durch die Lande ziehen. Am Freitag machte die neunköpfige Truppe aus Iowa nach über dreijähriger Abstinenz – ihr Two-Days-a-Week-Auftritt im August musste wegen einer Knöchelverletzung von Drummer Joey kurzfristig abgesagt werden – wieder in Österreich Station. Dementsprechend ausgelassen war die Stimmung in der ausverkauften Wiener Stadthalle.
(Bild: kmm)

Den Anfang machten pünktlich um 19.00 Uhr jedoch die finnischen Metaler von "Children of Bodom". Sie ereilte allerdings das fast schon typische Schicksal einer Vorband: In der sich noch nach und nach füllenden Stadthalle gingen die ausufernden Gitarren- und psychedelischen Keyboard-Sounds ein wenig unter.

Wohl auch deshalb stimmten Machine Head, Vorband Nummer zwei, nach einer kurzen Umbaupause gegen 20.00 Uhr erst einmal die Bässe runter und schraubten die Dezibel rauf. Gut eine Stunde gab es dann zu feinsten Powerriffs ausreichend Gelegenheit, die Nackenmuskeln zu stählern. Songs wie "Imperium", "Halo" oder auch "Beautiful mourning" heizten die Stimmung ordentlich an, ehe der Abend mit dem fast schon obligatorischen "Let freedom ring with the shotgun blast" ("Davidian") seinen ersten Höhepunkt erreichte. Letzteres stammt übrigens vom Debütalbum der US-Trasher aus dem sonnigen Kalifornien, das bis zum Erscheinen des ersten Slipknot-Albums das meistverkaufte Erstlingswerk einer Band des US-Labels Roadrunner war. Schön, dass die beiden Bands dennoch gemeinsam auf Tour gehen. Das dachte sich vermutlich auch "Machine Head"-Frontmann Robert Flynn, der dem Publikum nach nahezu jedem Song ordentlich zuprostete und sich schließlich – verdientermaßen – mit einem "Prost, Motherfuckers, Prost" verabschiedete, um die Bühne für den Headliner des Abends freizugeben.

Der betrat diese zu unheilvoll klingenden Intro-Klängen gegen 21.15 Uhr und brachte, nachdem Drummer Joey sein Baum-Kostüm abgelegt hatte (Bilder siehe Infobox), die Ohren erst einmal ordentlich zum Schlackern. Frisch maskiert, peitschten Corey und Co im Stakkato-Takt "Surfacing", "The blister exists", "Get this", "Before I forget", "Pulse of the maggots" und "Disasterpiece" aus den Boxen. Pausen wollte man sich und dem Publikum kaum gönnen, vereinzelte "Jesus Christ"- und "Fucking amazing"-Ansagen zwischen den Songs mussten genügen. Einen Hauch gemächlicher wurde es erst bei der aktuellen Singleauskopplung "Dead Memories" und dem anschließenden "Pychosocial" – den beiden einzigen Songs dieses Abends des für die Tour namensgebenden Albums.

Doppelten Grund zum Feiern gab es mit den Songs Nummer zehn und elf: Mit dem "Heretic Anthem" bedankte sich Corey brav für das erste Goldalbum in Österreich, das er – hinter seiner Maske vermutlich freudig strahlend – voller Stolz herzeigte. "Prosthetics" nahm man hingegen zum Anlass, um das im Sommer nächsten Jahres anstehende zehnjährige Jubiläum schon einmal gebührend vorzufeiern. Mit dem anschließenden "Spit it out" zwang die Chaostruppe das Publikum der Wiener Stadthalle dann endgültig und sprichwörtlich in die Knie: Selbst die bereits seit der "Disasterpieces"-Tour bekannten Hebebühnen, auf denen die Trommler Shawn und Chis während der Show thronten und von denen sich DJ Sid auch gerne mal baumeln ließ, verharrten in Ehrfurcht, als Corey seine "Maggots" ("Maden") getauften Fans bat, in die Hocke zu gehen, um dann auf sein Kommando in die Höhe zu springen.

Danach wurde es erst einmal finster, aber keineswegs leise. Mit ohrenbetäubendem Klatschen und Stampfen sowie hysterischem Gekreische, wie man es so eigentlich nur bei den "Backstreet Boys" erwartet hätte, orderten die Fans ihre Idole für eine Zugabe erfolgreich zurück auf die Bühne. "Duality", "Only one", "People=Shit" und "(Sic)" zogen dann einen gelungenen Schlussstrich unter einen an optischen und akustischen Highlights reichen Abend, an den man sich nicht nur aufgrund des Rauschens in den Ohren noch lange erinnern können wird.

An dieser Stelle noch ein Dank an die nette Saalordnerin, die sich - wenn auch vergeblich - darum bemühte, die Sicht für das in der ersten Tribünenreihe sitzende Publikum freizuhalten, während die männlich Kollegenschaft in den drei Nummer zu großen Kitteln meist gelangweilt zuschaute. Dass auch ein Rücken entzücken kann, stimmt eben leider nicht immer.

Von Sebastian Räuchle
Fotos: Andreas Graf

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