krone.at-Interview

Die Broilers: ‘Schimmel haben wir nur in der Küche’

Musik
23.09.2011 10:59
Broi... wer? Eine bis vor etwa einem Jahr noch bestenfalls Insidern bekannte Rock-Formation - gediehen auf noch naturbelassenem antirassistischem "Oi!"- und Punk-Humus - schickt sich mit ihrem neuen Album "Santa Muerte" an, den Musikmarkt mit unkonventionellen Arrangements zu befeuern: die Broilers aus Düsseldorf. Vor ihrem "Österreich-Double" am 20. Oktober in der Wiener Arena und am 21. Oktober im Linzer Posthof bat krone.at Frontman Sammy (ganz rechts) zum Interview über musikalische Wurzeln, Reichtum-Illusionen und "Irokesen".
(Bild: kmm)

krone.at: Was fällt dir spontan zu Österreich ein?
Sammy: Unser erstes richtiges Label hatten wir in Österreich, genauer gesagt in Linz. Dann ist Wien natürlich eine extrem geile Stadt. Und das Schimpfwort "Schluchtenscheißer" fällt mir auch noch zu Österreich ein.

krone.at: Worauf dürfen sich die Fans bei den beiden Österreich-Konzerten im Oktober freuen?
Sammy: Wir haben die ganze Tour über ein extrem breites Set. Das heißt, wir spielen ganz alte, aber auch neue Sachen. Und dazwischen labern wir Scheiße.

krone.at: Bei euch hat sich im vergangenen Jahr extrem viel getan: ein neues Album, viele Auftritte bei großen Festivals, mit jkp auch ein neues Management. Wie hat das die Band verändert?
Sammy: Es gibt jetzt viele neue Menschen, die mit uns arbeiten. Dadurch haben wir natürlich auch viele neue Freunde gewonnen. Innerhalb der Band selbst geht es jetzt um einiges entspannter zu als früher. Andererseits habe ich derzeit so viel Arbeitsstress wie noch nie. Früher haben wir den Großteil selbst gemacht. Das brachte eine gewisse Überforderung mit sich.

krone.at: Ihr arbeitet jetzt also professioneller?
Sammy: Ja, auf jeden Fall.

krone.at: Seid ihr in diesem Jahr auch reich geworden?
Sammy: Nein. Es ist ja eine Illusion, zu glauben, dass, wenn du in den Top Ten der Charts bist, dann plötzlich der Ferrari und der weiße Schimmel vor deiner Tür stehen. Schimmel haben wir nur in der Küche.

krone.at: Aber ihr könnt von der Musik schon leben, oder?
Sammy: Wir haben uns professionalisiert und leben jetzt davon, ja.

krone.at: Welchen Anteil an eurem Aufstieg haben eure Kumpels von den Toten Hosen, die ja auch aus Düsseldorf stammen?
Sammy: Dass wir das gleiche Management haben wie sie, spielt sicher eine Rolle. Dass wir die "Hosen" zwei-, dreimal supporten durften, war für uns als Band sehr schön. Immerhin waren sie ja der Grund, warum wir uns überhaupt gegründet haben. Die "Hosen" waren für uns also gewissermaßen "icing on the cake".

krone.at: Euer neues Album klingt ziemlich unberechenbar. Gerade beim Opener "Harter Weg" kann man kaum erahnen, welcher Akkord als nächster folgt. Entspricht das auch der grundsätzlichen Intention der Band, dass man die Fans immer wieder mit Überraschungen beglückt?
Sammy: Ich glaube nicht, dass das geplant war - es ist einfach passiert. Wir haben uns in den letzten Jahren eben so freigeschwommen, dass wir auch Neues ausprobieren können. Du entwickelst dich ja auch weiter und hörst andere Musik. Und das hört man dann eben auch auf unseren Platten.

krone.at: Ihr seid also eine Art Wundertüte?
Sammy: Ja, absolut, auch für uns selbst.

krone.at: Du hast über dich selbst einmal gesagt, du findest deine Stimme nicht wahnsinnig gut. Hat sich das im Laufe der Jahre geändert, oder ist es immer noch eine Qual, dich selbst singen zu hören?
Sammy: Eine Qual ist es nicht. Ich weiß genau, wie ich klinge, deswegen erschrecke ich auch nicht. Das ist der Vorteil gegenüber Leuten, die sich nie selbst singen hören. Aber ich weiß eben auch, dass es Stimmen gibt, die ich geiler finde als meine eigene.

krone.at: Ihr stammt aus der "Oi!"- und Punk-Szene, sagt aber selbst, dass ihr keine "Oi!"-Band mehr seid. Aber ihr könnt doch eure Wurzeln nicht wegleugnen. Wie viel "Oi!" steckt also noch in euch?
Sammy: Wenn wir unsere Wurzeln wegleugnen würden, wären wir ganz schön blöd. Es gibt ja nichts, wofür wir uns schämen müssen. Wir stehen dazu, dass wir aus dieser Szene kommen. Wir haben uns aber auch weiterentwickelt.

krone.at: Seid ihr angepasster geworden?
Sammy: In gewisser Weise schon, vielleicht aber nicht einmal bewusst. Ich hätte zum Beispiel keine Lust mehr, mit einem "Iro" rumzulaufen. Unser Gitarrist trägt ihn aber immer noch - weil's eben zu ihm passt.

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