Beatles reloaded

Die Alben der Fab Four in digitalem Glanz

Musik
08.09.2009 16:35
Am 20. August 1969 trafen sich die Beatles zum letzten Mal zu viert in einem der inzwischen legendären Abbey-Road-Studios, um gemeinsam die Stereo-Abmischung des Songs "I Want You (She's So Heavy)", der wenige Tage später auf der LP "Abbey Road" erschien, zu überwachen. Wenige Monate später verkündete Paul McCartney das Aus der Fab Four. Jetzt, 40 Jahre später und rund ein Vierteljahrhundert nach Einführung der Compact Disc, erscheint das Oeuvre des legendären Quartetts aus Liverpool in digitalem Glanz und neuem Sound - in remasterten Mono- und Stereo-Versionen auf elf bzw. 14 CDs.
(Bild: kmm)

Als der Beatles-Katalog anno 1987 erstmals auf CD veröffentlicht wurde, war die Enttäuschung bei den Fans der Pilzköpfe groß. Mit den lieblos umkopierten Bändern wurden die Möglichkeiten der neuen Technologie nicht einmal ansatzweise genutzt. Außerdem waren die zwischen 1962 und 1964 entstanden Alben "Please Please Me", "With The Beatles", "A Hard Days Night" und "Beatles For Sale" auf CD nur in Mono erhältlich. Kein Wunder also, dass in Fankreisen schon bald illegal produzierte Schwarzpressungen (sogenannte Bootlegs) auf CDs kursierten, die qualitativ deutlich besser waren, als das auf den offiziellen Silberlingen erhältliche Material.

Tontechniker arbeiten vier Jahre lang
Für das einzigartige und bis dato wohl ambitionierteste Projekt der Popgeschichte hat die Beatles-Firma Apple die Alben der Pilzköpfe von fünf Tontechnikern in vier Jahre langer Arbeit in den Londoner Abbey-Road-Studios aufwendig restaurieren lassen. Da es das erklärte Ziel war, die alten Analogaufnahmen, die aufgrund der (vor allem Anfang der 1960er-Jahre) mehr als bescheidenen technischen Aufnahmemöglichkeiten teilweise recht blechern klingen, möglichst authentisch zu belassen, wurden die zwischen 1963 und 1969 aufgenommenen Songs nicht remixt, sondern nur remastered.

Laut Angaben der am Projekt Beteiligten wurden beim Remastering für die Stereo-Versionen Bass und Stimmen der alten Masterbänder mittels Equalizern angehoben und zudem Kompressoren eingesetzt, um die Beatles-Klassiker den heutigen Hörgewohnheiten der breiten Masse anzupassen. Das Ergebnis ist durchaus überzeugend: Der Sound ist transparenter, klarer, homogener und schärfer, einzelne Stimmen und Instrumente klingen deutlicher heraus. 

In der Infobox findest du 30-Sekunden-Hörproben mehrerer Remastered-Songs in 256-kbit/s-MP3-Qualität!

Besonders gut taten die "Renovierungsarbeiten" den späten Alben wie "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" (1967) und "Abbey Road" (1969) mit ihrer Vielfalt an verschiedenen Instrumenten und Orchester-Parts. Aber auch bei den frühen Platten wie beispielsweise dem Album "A Hard Day's Night" sind die einzelnen Stimmen und Melodien nun viel klarer zu hören. Wer sich allerdings ein Klangerlebnis wie bei den zwischen 1999 und 2006 erschienenen und remixten Alben "Yellow Submarine Songtrack", "Let It Be... Naked" oder "Love" erwartet, wird aber möglicherweise enttäuscht sein.

CDs mit Original-LP-Artwork
Für die Cover der CDs wurde lobenswerterweise die Original-Artwork übernommen, die beigelegten und bis zu 36 Seiten starken Hochglanz-Booklets enthalten aufschlussreiche Informationen zur Entstehung der Meisterwerke und viele - teilweise rare - Fotos der Protagonisten der wohl bis heute wichtigsten Popband aller Zeiten.

Neben den Original-Songs enthält (mit Ausnahme der Singles-Sammlung "Past Masters") jede einzelne CD auch eine kleine, eigens produzierte Mini-Dokumentation mit teils unveröffentlichtem Film- und Tonmaterial der Beatles und Interview-Schnipseln von John, Paul, George und Ringo.

Die Stereo-Ausgaben der remasterten Beatles-Klassiker sind einzeln im originalen Cover-Artwork erhältlich, die elf Mono-Mixes-CDs - wohl eher etwas für Beatles-Puristen - sind nur im Box-Set erhältlich.

Paul und Ringo gaben ihren Segen
Die beiden letzten lebenden Ex-Beatles, Sir Paul McCartney und Ringo Starr, waren an der soundtechnischen Überarbeitung ihres Schaffens nicht beteiligt, gaben aber - zusammen mit den Witwen von John Lennon und George Harrison - dem Projekt ihren Segen. "Die neuen Versionen klingen eher wie das, was wir aus den Lautsprecherboxen hörten, als wir die Songs aufnahmen. Es ist, als wäre ich wieder mit den Jungs im Studio. Aufregend, gerade wenn man an John und George denkt. Ich kann sie so deutlich hören", zeigte sich McCartney begeistert. Der legendäre, inzwischen 83-jährige Beatles-Produzent George Martin blieb unter Hinweis auf seine fortgeschrittene Schwerhörigkeit dem Tonstudio fern.

Beatles zum Nachspielen
Um auch die jüngere Generation zu erreichen, erscheint für Xbox 360, Playstation 3 und Nintendo Wii zeitgleich das Konsolenspiel "The Beatles Rock Band", mit dem man auf Plastikinstrumenten die Songs der Beatles nachspielen kann. Amateurmusiker können jetzt die Karriere der Pilzköpfe aus Sicht der Band erleben - von frühen Auftritten im "Cavern"-Club in Liverpool bis zum Abschluss-Konzert auf dem Dach des Apple-Studio-Gebäudes anno 1969.

9 von 10 renovierten Pilzköpfen

von Wilhelm Eder

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