Perfekte Show

Coldplay rockten vor 14.000 Fans in Wien

Musik
25.09.2008 13:24
Die Wiener Bezirke rund um die Donauinsel hatten am Mittwochabend wieder Ruhe. Keine neuverkochten ABBA-Samples, keine "Queen Of Pop", die mit Greuelgesang den Schlaf raubte. Und doch war bei einigen mit Sicherheit ein bisschen Wehmut dabei, dass das Konzert am Tag danach von Coldplay nicht auf dem Donaueiland, sondern in der Stadthalle über die Bühne ging. Vor 14.000 begeisterten Fans im restlos ausverkauften Rainer-Bau lieferte die vierköpfige Band um Mastermind Chris Martin eine perfekte Show. Viva el Konzerthighlight!
(Bild: kmm)

Mit ihrem aktuellen Album "Viva La Vida (or Death and All His Friends)" und dem Engagement von Produzent Brian Eno machen die vier Briten einmal mehr den von Plattenkritikern so geliebten Vergleich mit U2 möglich. Unkonventionelle Sounds und eingängige Melodien bestimmen das vierte Coldplay-Oeuvre gleichermaßen. Bei Breitwand-Pop wie "Viva La Vida", "Strawberry Swing" oder "Lost!" spuckt man große Töne. Die gefloppte, weil größtenteils missverstandene Single "Violet Hill" und das kantige "Cemeteries Of London" brauchen hingegen schon ein paar Hördurchgänge mehr.

Am Mittwoch setzten die vier Briten - nach dem Vorprogramm mit Albert Hammond Jr. (siehe Infobox) - mit tatkräftiger Unterstützung von eingespielten Eno-Samples vornehmlich auf die neuen Songs und auf eine spektakuläre Show, die den U2-Vergleich geradezu aufdrängt - und sie landeten einen Kracher nach dem anderen. Der Instrumental-Opener "Life In Technicolor" eröffnete die Show, "Violet Hill" röhrte durch die Halle, als wollten sich Chris Martin ("Halo Freunde! Entsuldigt, mein Deuts is scheise...") dafür rächen, dass Fans die Single verschmähten und stattdessen per Single-Downloads den Titelsong des Albums an die Spitze der Charts katapultierten. Der Sound war übrigens sensationell knackig, druckvoll und erfüllte die ganze Halle - eine akustische Seltenheit im Rainer-Bau.

Mit "Clocks", "In My Place" und "Speed Of Sound" vom vorletzten Album "X&Y" feuerten Coldplay gleich zu Beginn ein Hitfeuerwerk ab - begleitet von einer stimmigen Lichtershow u.a. mit Farblasern und überdimensionalen Glühbirnen, die von innen per Videoprojektor "eingefärbt" wurden -, das die Halle binnen kürzester Zeit zu Beifallsstürmen hinriss. Dass "Cemeteries Of London" eines der besten Stücke vom neuen Album ist, bewies die Gänsehaut-Liveversion. "42", "Fix You" und "Strawberry Swing" folgten.

Für ein Gitarren-orientierten Fan erwies sich das "Dance-Medley" von "God Put A Smile Upon Your Face" und "Talk" als eher gewöhnungsbedürftig. Coldplay kuschelten sich dafür auf einen der beiden Bühnenausleger zusammen und waren einmal mehr den Fans ganz nahe. Danach gab's eine Solovorstellung von Chris Martin am echten Piano - riesengroßer Pluspunkt, weil: Wer bitte - außer Elton John und Udo Jürgens - nimmt heutzutage noch ein echtes Klavier mit auf Tour?! - und "The Hardest Part" aus 14.000 Kehlen.

"Viva La Vida", den neuen Riesenhit, kann man mögen oder auch nicht. Wenn ihn Coldplay im musikalischen Halbplayback (die Synthesizer kamen großteils vom Band, was aber durchaus daran liegen kann, dass Enos Spielereien in Echtzeit ohne Großrechner schwer nachzuspielen sein werden...) herunterbrettern, kann man den Ohrwurm-Effekt schwer abstreiten. Feuchte Augen bekamen sitzende Fans ("Ihr Glückspilze!") bei "The Scientist", das Coldplay "unplugged" von der Tribüne am hinteren Stadthallenrand inmitten des Publikums spielten. Nach "Politik", "Reign Of Love" und "Death And All His Friends" war das reguläre Set nach 1 Stunde 40 Minuten vorbei. Das Wetten um die Zugabe ("Trouble" oder "Yellow"?) erübrigte sich nach wenigen Minuten durch die gelben Schweinwerfer, die die vier Akteure beim letzten Song in einen grellen Lichtschein hüllten. Viva la vida, viva Coldplay!

Von Christoph Andert
Fotos: Andreas Graf

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