"Krone"-Interview

Christina Stürmer: “Weiß heute, dass ich alles schaffe”

Musik
22.06.2013 17:00
Am Freitag stand sie noch in Deutschland mit Bon Jovi auf der Bühne, diesen Sonntag rockt sie das Donauinselfest. Christina Stürmer im "Krone"-Interview mit Conny Bischofberger über Höhenflüge, Auszeiten und Babypläne.
(Bild: kmm)

Sie hockt an einem kleinen Tischchen im "Nightliner", der hinter der Stuttgarter Konzerthalle geparkt ist, als wir telefonieren. "In 30 Minuten wird es an der Tür klopfen, dann muss ich zum Soundcheck", erklärt sie seelenruhig. Nach dem Duett mit Bon Jovi am Freitag, zwei eigenen Konzerten und Samstag spätnachts ein "Meet and Greet" in Köln, wird sie der Tourbus dann auf die Wiener Donauinsel bringen.

Aus dem Casting-Sternchen von einst ist eine Künstlerin geworden, die weit über Österreich hinaus strahlt. Mit "Millionen Lichter" hat die 31-Jährige nach einer mehr als zweijährigen Pause ein sensationelles Comeback geschafft. "Der Faktor Zeit", sagt sie, "hat heute einen ganz anderen Stellenwert in meinem Leben." Welchen, das erzählt sie im "Krone"-Interview.

"Krone": So lange weg von der Bühne zu sein, kann man sich das im Popgeschäft leisten?
Christina Stürmer: Wie man sieht... (Lacht) Ich habe aber schon gezittert, ob die Leute nach so langer Zeit überhaupt noch auf einen gewartet haben.

"Krone": Warum haben Sie sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen?
Stürmer: Wir - also die Jungs meiner Band und ich - wollten uns bewusst mehr Zeit für das neue Album lassen.

"Krone": Hat sich, wie Sie singen, "alles viel zu schnell gedreht"?
Stürmer: Ja. Wenn man unterwegs ist wie ein Schnellzug, dann muss man irgendwann "Stopp" sagen. Ich ziehe die Handbremse jetzt früher. So nach dem Motto: Wenn du es eilig hast, dann geh langsam. Das hat mich meine Auszeit gelehrt. Dass du mit Gelassenheit genauso schnell vorankommst wie mit Stress, nur macht das Leben wesentlich mehr Spaß. Und du stolperst auch nicht so leicht.

"Krone": Sie haben in den letzten Wochen einen wahren Konzertmarathon durch ganz Deutschland hingelegt, treten diesen Sonntag beim Donauinselfest auf. Wie groß ist da die Gefahr, sich doch wieder zu verausgaben?
Stürmer: Relativ gering. Ab Montag zum Beispiel habe ich mir drei Tage Nichtstun verordnet. Der August ist überhaupt geblockt. Zuhause die Füße hochlegen und entspannen: Wäsche waschen, Küche putzen, ganz banale Dinge. Das hilft mir, zwischen den Konzerten runterzukommen. Ich freu mich zum Beispiel schon, die kleine Tochter meiner Nachbarin vom Kindergarten abzuholen.

"Krone": Ist so ein "normales Leben" für Sie erstrebenswert?
Stürmer: Ich habe immer gesagt, dass ich ein Haus auf dem Land möchte und ein paar Kinder. Das Haus hab ich mir schon gebaut. Die Kinder müssen noch warten: ein, zwei, drei oder auch fünf Jahre, da habe ich noch keinen Stress.

"Krone": Ihr Freund Oliver Varga spielt als Gitarrist in Ihrer Band. Ist das nicht schwierig, beruflich und privat zusammengeschweißt zu sein?
Stürmer: Wir sind ja mittlerweile schon einige Jahre zusammen, also funktioniert es sehr gut. Wir kleben auch nicht ständig aufeinander.

"Krone": Ihre Karriere begann 2003 mit "Starmania". Hätten Sie sich träumen lassen, dass sie mit 30 so weit sein würden?
Stürmer: Nein. "Starmania" war definitiv mein Sprungbrett... Zu Beginn war es schwierig für mich, weil ich den Castingshow-Stempel am Hirn kleben hatte. Aber wenn ich damals nicht mitgemacht hätte, wäre ich heute wahrscheinlich Kindergartentante.

"Krone": Heute treten Sie mit Bon Jovi auf und haben wieder einen Nummer-eins-Hit. Sind Sie jetzt im siebenten Himmel?
Stürmer: Ein bisserl fühl ich mich schon so. Bei Bon Jovi war ich unfassbar nervös - innerhalb von drei Tagen hab ich mir die englischsprachige Nummer reingezogen, bin nach Stockholm geflogen und mit ihm auf die Bühne gegangen. Da war vorher kurz dieses Gefühl: "Oh Gott, schaffe ich das überhaupt?" Heute weiß ich, dass ich das kann und dass ich alles schaffe.

"Krone": In Ihrem neuen Hit "Millionen Lichter" geht es um die Verbundenheit mit der Welt, darum, dass wir alle Teil des Universums sind. Ist das auch Ihr Grundgefühl?
Stürmer: Ja, denn wir sitzen alle in einem Boot. Egal, was wir gerade empfinden, Millionen Menschen empfinden gerade dasselbe, also sind wir niemals allein. Wir müssen nur rausgehen und mit den anderen Menschen Kontakt aufnehmen.

"Krone": Heißt das umgekehrt, dass wir auch verbunden sind mit den Menschen in Syrien oder in Brasilien?
Stürmer: Ich glaube sehr wohl, dass es keinen kaltlassen kann, was auf der Welt passiert. Dass man als Mensch mit anderen Menschen mitfühlt.

"Krone": Was passiert im Publikum, wenn Sie "Millionen Lichter" singen?
Stürmer: Ab dem ersten Takt haben alle die Hände oben und singen beim Chorus lautstark mit. Ich sehe dann in lauter leuchtende Gesichter. Diese Momente sind die allerschönsten in meinem Beruf... Mit dem Publikum verbunden zu sein. Mit "Millionen Lichter" kann ich es verzaubern, wie vor zehn Jahren mit dem Lied "Ich lebe".

"Krone": Sie tragen ein riesiges Tattoo am linken Oberarm. Was steht da?
Stürmer: "Wenn du dich selber suchst, hör auf dein Herz." Das hab ich mir aber schon vor drei Jahren stechen lassen, also vor meinem Album, das auch diesen Titel trägt. Es ist mein Lebensmotto. Denn egal, wie viele Berater du hast: Am Ende musst du selbst entscheiden, was gut für dich ist.

"Krone": Werden Tattoos nicht irgendwann zur Sucht?
Stürmer: Man sagt, es sei wie bei Botox... Wenn man einmal damit angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören. Aber bei mir ist da keine Gefahr.

"Krone": Und was sagt Ihr Herz im Moment?
Stürmer: Es geht mir gut. Das sagt es mir eigentlich sehr oft.

"Krone": Wo sieht sich Christina Stürmer mit 40?
Stürmer: Ich hoffe, dass da die Kinder schon da sind. Und ich werde immer noch Musik machen. Denn egal, was passiert: Die Musik kann mir keiner mehr wegnehmen.

Ihre Karriere
Geboren am 9. Juni 1982 in Altenberg bei Linz, ein älterer Bruder, eine elf Jahre jüngere Schwester. Bei "Starmania" 2003 wird die gelernte Buchhändlerin Zweite, ihr Song "Ich lebe" belegt neun Wochen lang Platz eins der Charts. Mittlerweile ist sie - ausgezeichnet mit Echo und Amadeus - Österreichs erfolgreichste Musikerin (und steht auch bei "Madame Tussauds"). Ihr neues Album "Ich hör auf mein Herz" steigt auf Platz eins der Austrian Top 40 ein (in Deutschland bereits Platz vier). Seit 2011 singt Stürmer im Duett mit Bon Jovi.

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