"Krone"-Interview

Beatrice Egli: “Ihr seht mich sicher nicht nackt!”

Musik
27.10.2014 17:00
Vom "DSDS"-Gewinn zur erfolgreichen Solokarriere - was in der Praxis nur selten der Fall ist, scheint der Schweizerin Beatrice Egli zurzeit mühelos zu gelingen. Da stört es auch nicht, dass manchmal das Playback hängt oder man sie zum Ausziehen überreden will. Im "Krone"-Talk quatschte die sympathische und gut gelaunte Sängerin aber auch noch über ihr brandneues Album "Bis hierher und viel weiter", ihre Verbindung zu Unheilig und Scooter und warum sie zu Hause noch immer zur Waschmaschine geschickt wird.
(Bild: kmm)

"Krone": Beatrice, unlängst erschien dein drittes Album "Bis hierher und viel weiter". Ist ja eigentlich ein schönes Lebensmotto.
Beatrice Egli: Noch als ich bei "DSDS" war dachte ich mir die ganze Zeit: "Bis hierher und nicht weiter" – also der klassische Spruch. Ich hangelte mich von Show zu Show, hatte aber wenig Hoffnung. Bei der ECHO-Preisverleihung dachte ich mir das auch, aber anscheinend geht es immer weiter, und das dank meinen Fans. Die haben mir das erst beigebracht. Jetzt möchte ich mit ihnen gemeinsam hoffentlich noch viel weiter. (lacht)

"Krone": Wie weit kannst du denn noch kommen, ohne Englisch zu singen?
Egli: Ich hoffe, es geht Schritt für Schritt natürlich nach oben. Es ist für mich selbst nicht immer einfach, das alles zu realisieren. Ich hoffe einfach, dass ich mein Leben lang das machen kann, was ich liebe. Im derzeitigen Fall ist es die Liebe zur Musik und zur Bühne. Wenn man etwas gerne macht und liebt, wächst es ohnehin.

"Krone": Innerhalb der letzten zwei Jahre hast du unglaublich an Popularität gewonnen. Wie verarbeitest du das?
Egli: Gar nicht. (lacht) Es ist schon schwierig, aber es ist auch nicht so schlimm, dass ich nicht alles realisiere. Für mich fühlt sich trotzdem alles gleich an. Meine Familie drückt mir immer noch die Wäsche in die Hand und schickt mich zur Waschmaschine. Das ist auch sehr gut so. Ich brauche dieses normale Gefühl, denn ansonsten hat sich mein Leben natürlich komplett verändert. Freizeit ist kaum vorhanden, aber ich bin dennoch die gleiche Person. Ich bin dankbar für alles, was kommt, und weiß auch, dass nichts selbstverständlich ist. Wenn ich zum Beispiel einen Preis kriege, freue ich mich im ersten Moment, bin im zweiten aber wieder reflektiert. Schließlich steigt damit der Druck und ich muss dafür weiterhin an mir arbeiten und diesen Preis würdig vertreten. Beim neuen Album war ich erstmals bei jedem Song überall mit dabei – vom Schreiben bis hin zum Mastern – und da bekommt man eine ganz andere Bindung zum Material. Das ist sehr aufregend, aber es macht auch schlaflos.

"Krone": Nachdem schon deine ersten Alben so erfolgreich waren, bist du schon jetzt ziemlich früh unheimlichem Druck ausgesetzt.
Egli: Aller guten Dinge sind hoffentlich nicht nur drei – so kann es gerne weitergehen. (lacht) Ich freue mich einfach, dass ich so viel mitarbeiten konnte und jetzt alles erledigt ist. Ich war dadurch noch schlafloser und noch ein bisschen aufgekratzter als sonst, was mein Team nicht immer so lustig findet.

"Krone": Du hast erstmals fünf Songs komplett selbst geschrieben. Warum eigentlich erst jetzt, beim dritten Album?
Egli: Es hat einfach eine gewisse Zeit gebraucht, den Mut zu haben, das zu veröffentlichen. Die zwei Balladen "Kompass" und "Wenn…" sind so persönliche Lieder, dass man einfach anders daran herangeht. Mittlerweile habe ich aber den Mut dazu und kann damit umgehen. Es war natürlich eine ganz neue Situation für mich. Ich habe zudem nicht alle meine Songs 1:1 selbst so erlebt, sondern schreibe auch über Geschichten von Fans oder Freunden. Das macht es auch etwas leichter. (lacht)

"Krone": Auf der Bühne selbst geschriebene Songs zu singen ist wohl trotzdem ein ganz anderes Gefühl für dich?
Egli: "Kompass" habe ich schon live gesungen und ich war emotional total aufgewühlt – das war auch für mich neu. Wenn du dann merkst, dass einige zu weinen beginnen, schreckst du dich erst einmal. Obwohl sie es machen, weil das Lied sie so berührt.

"Krone": "Bis hierher und viel weiter" ist auch dein erstes Album, das nicht von Dieter Bohlen produziert wurde. Wie ging diese Beziehung auseinander?
Egli: Mit Dieter hatte ich zum Glück eine tolle Zeit und ich bin ihm sehr dankbar, weil ich viel lernen und Erfahrung in meinen Rucksack packen konnte. Das habe ich alles zum neuen Album mitnehmen können. Es war hauptsächlich ein Zeitgrund, derzeit produziert er ja niemanden. Es war nicht möglich, aber wir verstehen uns trotzdem gut und haben Kontakt. Mit Joachim Wolf und Mathias Roska haben wir ein starkes neues Produzententeam und Joachim kennt mich von Anfang an.

"Krone": Du schließt also nicht kategorisch aus, dass ihr mal wieder zusammenarbeitet?
Egli: Nein, absolut nicht.

"Krone": Wie unterscheidet sich der Arbeitsprozess dadurch?
Egli: Der Hauptunterschied ist die Zeit. Bei Dieter war es zeitlich immer eng und ich war froh, dass er alles in die Hand genommen hat, um mich zu etablieren. Er hat sehr viel dazu beigetragen, dass ich nicht nur mehr die "DSDS"-Gewinnerin, sondern die Sängerin Beatrice Egli bin. Für das neue Album konnte ich mir dadurch etwas mehr Zeit lassen. Im Sommer dachten alle, ich wäre zwei Wochen auf Urlaub, aber ich war eigentlich im Studio – nur eben alleine, weil ich Zeit und Ruhe hatte. Ich finde, ich als Person bin auf "Bis hierher und viel weiter" noch besser ausgearbeitet. Musikalisch und textlich. Das habe ich in vollen Zügen genossen. (lacht)

"Krone": Bist du eine Perfektionistin?
Egli: Geduld ist etwas, das ich nicht habe, und natürlich strebe ich immer nach Perfektion, aber habe mittlerweile auch gelernt, dass unperfekt perfekt sein kann. Mir passieren auf der Bühne immer Sachen, die nicht passen. Unlängst hatte meine ganze Band keinen Strom mehr. Ich habe dann meinen Gitarristen geschnappt, mich hingesetzt und wir haben akustisch gespielt – das war dann sogar ein richtig toller Moment. Die Leute hatten das Gefühl, dass das so passt. (lacht) Du kennst ja die Playback-Panne, die ich bei der "Goldenen Henne" hatte – es läuft nicht immer alles rund und ich habe gelernt, alles zu nehmen, wie es ist. Man hat nicht immer alles in der Hand.

"Krone": Warum wird bei TV-Shows auf Playback zurückgegriffen, wenn immer wieder so viel passieren kann und plötzlich alles zusammenbricht?
Egli: Ich glaube, es ist generell ein technisches Phänomen bei TV-Sendungen. Es ist ein Riesenaufwand, wenn alle live singen und spielen, deshalb ist es oft eine Frage der Produktion. Ich verzichte auf keinen Fall auf eine Fernsehsendung, nur weil ich nicht live singen kann. Im Falle dieser Panne hat der Song "Wir leben laut" jedenfalls eine enorme Aufmerksamkeit gekriegt. (lacht) Für mich ist das jetzt aber nicht so schlimm. Ich spiele mehr als 200 Konzerte im Jahr und singe dabei live, insofern ist das verkraftbar.

"Krone": Fühlt man sich da nicht etwas komisch, wenn Musik und Stimme vom Band laufen?
Egli: Nein, ich singe da einfach mit, als wäre es live und das ist mir auch wichtig. Die Emotion muss ja trotzdem aus dem Körper kommen.

"Krone": Du hast das Album in Berlin aufgenommen und dort viel Zeit verbracht. Würde ein Umzug deine Karriere nicht vereinfachen?
Egli: Nein. (lacht) Die Schweiz ist für mich der Ruhepol und da sind mein Leben, meine Freunde und meine Familie. Da kann ich ankommen und nichts tun. Das ist sehr wichtig. Sie ist meine Heimat und mich zieht es immer wieder hin. Ich bin derzeit nur drei- bis viermal im Monat dort. Ich habe mich daran gewöhnt, aus dem Koffer zu leben. Reisen und erleben ist ja auch schön. Ich habe jedenfalls packen gelernt. Das war am Anfang tatsächlich schwierig. (lacht)

"Krone": Musst du dann zu Hause in der elterlichen Metzgerei noch Hand anlegen?
Egli: Nein, sie freuen sich auch, wenn ich mal nichts tue. Sie machen sich ja Sorgen um ihr Kind. Ich darf jetzt selber auf beiden Beinen stehen und das ist für mich ein Geschenk. Die Zeit in der Metzgerei will ich natürlich nicht missen, das gehört zu meinem sleben – deshalb verstehen sie mich auch so gut.

"Krone": Du bist eines der wenigen positiven Beispiele eines erfolgreichen "DSDS"-Kandidaten. Warum ist es glaubst du so schwer, nach einem Sieg dort Karriere zu machen?
Egli: Ich weiß auch nicht, warum. Ich habe ja selber mit Erfolg gerechnet und war darauf vorbereitet, dass es vorbei sein wird. Bei mir muss es am Publikum liegen, dass den Weg mit mir bis heute gegangen ist. Ich würde trotzdem jedem empfehlen, dort mitzumachen und sich zu zeigen. Vielleicht funktioniert es?

"Krone": Du hast in einem Interview betont, nicht in die Jury von "DSDS" zu wollen. Dabei wäre das doch der nächste logische Schritt nach dem Sieg dort.
Egli: Ich würde niemals nie sagen, aber momentan ist das kein Thema. Ich muss selber erst meine Erfahrungen auf der Bühne sammeln und erleben, damit ich dann am Pult sitzen und Tipps und Kritik weitergeben kann.

"Krone": Im Gegensatz zu vielen anderen Musikern deines Genres stehst du zudem ganz unverblümt dazu, Schlager zu machen.
Egli: Doch, meine Musik ist absolut Schlager. Im Prinzip kategorisiere ich aber nicht nach Pop, Rock, Hip-Hop oder Schlager, sondern nach "gefällt mir" und "gefällt mir nicht". Ich kann genauso ein Cro-Album oder ein David-Garrett-Album hören. Das habe ich mir von der neuen Generation abgeschaut. Zu meinen Konzerten kommen auch Skaterboys, die zu Cro gehen. Was bei uns davor steht, ist denen egal. Ihnen gefallen ein paar einzelne Lieder und genau das macht die Musik aus. Ich wollte immer Schlagersängerin werden – aber der jetzige Schlager hat auch eine Entwicklung gemacht und geht mit der Zeit.

"Krone": Er war sehr lange sehr angestaubt und bei jungen Menschen verpönt. Wann war deiner Meinung nach der Knackpunkt, dass sich dieses Blatt gewendet hat?
Egli: Für mich war der immer da – ich höre seit ich 14 bin Schlager. (lacht) Aber klar – Andrea Berg, Andreas Gabalier und Helene Fischer sind auf jeden Fall dafür verantwortlich, weil sie Pop und Rock eingebaut haben. Es gibt ja auch Pop-Musiker, die "von gestern" klingen. Das gibt es überall. Andere nennen den modernen Schlager schon Pop – mir ist das prinzipiell egal.

"Krone": Beim Song "Im Herzen wieder Kind" hast du mit dem Graf von Unheilig zusammengearbeitet. Wie kam das zustande?
Egli: Er schickte mir Lieder und hat mich gefragt, ob mir eines gefallen würde. Ich habe mich dann für diese Nummer entschieden und so entstand das ganze Album. Alle haben mir Sachen zugeschickt und ich habe mir dann die besten Songs ausgesucht. Der Graf hat die Nummer auch eingesungen und das macht ihre Magie aus. Egal, ob selbstgeschrieben oder nicht, wenn es für mich passt, fühlt es sich immer wie selbstgemacht an. Es ist auch gut, dass man nicht merkt, welche fünf Songs ich selber geschrieben habe und welche nicht.

"Krone": Du hattest glücklicherweise eine Kindheit ohne Rampenlicht. War das für deine Karriere ein Vorteil?
Egli: Ich weiß gar nicht. Ich hatte eine absolut glückliche Kindheit und freue mich, fast immer noch ein Kind zu sein. (lacht) Bei der Produktion habe ich mich auch manchmal gefühlt wie auf dem Spielplatz. Ich muss ja sogar am echten Spielplatz aufpassen, dass die Kinder nicht glauben, ich nehme ihnen Eis weg. Selbst dort stürme ich gleich hin. Ich war in einer behüteten Kindheit mit viel Natur und wenig Fernsehen. Das hat nicht geschadet, denn Disney-Filme gab es bei Oma und Opa trotzdem. Das hat mir den Boden bereitet, auf dem ich mich jetzt bewege.

"Krone": Du hast ja sogar eine Schauspielschule abgeschlossen. Ist das weiterhin hintenangestellt?
Egli: Es ist unmöglich, derzeit noch Drehtage einzuplanen. Mein Kalender ist einfach zu voll zurzeit, aber das heißt nicht, dass das für mich gestorben ist. Ich habe damals einen Filmabschluss gemacht und die Kamera fasziniert mich immer noch. Das kann gut in alle Richtungen gehen.

"Krone": Ein Angebot, dich für den "Playboy" auszuziehen, hast du abgelehnt. Genauso wie Helene Fischer, wohingegen es Michelle damals gemacht hat. Nach welchen Beweggründen hast du entschieden? Wäre das zu Image-schädigend?
Egli: Das waren persönliche Gründe. Es kommt für mich nicht infrage, dass ihr mich nackt seht. (lacht) Es gibt viel zu viele schöne Kleider, die ich anziehen will. Ich brauchte da auch gar nicht überlegen, das war einfach kein Thema für mich. Es kann aber gut sein, dass ich zum Beispiel einfach mal eine Auszeit brauche und die Welt bereise.

"Krone": Unlängst hat sich Scooter-Sänger H.P. Baxxter gemeldet, der gerne mit dir kooperieren würde. Wäre das für dich interessant?
Egli: Ich finde das durchaus spannend, wenn sich Musikrichtungen kreuzen. Das ist auch für das Publikum spannend. Geplant ist noch nichts und in nächster Zeit komme ich auch nicht dazu, aber wer weiß, wo das noch hinführt.

"Krone": Im Jänner kommst du dann mit deiner eigenen Tour auch nach Wien. Kannst du dazu schon was verraten?
Egli: Es wird ein energiegeladenes Programm. Die Show wird die Herzen im Jänner auf jeden Fall erwärmen. Es wird eine sehr schöne Bühne mit vielen wichtigen Elementen – die muss man jedenfalls sehen. (lacht)

Bevor Beatrice Egli im Zuge ihrer Solotour nach Österreich kommt, ist sie am 23. November auch noch bei der "Schlagernacht des Jahres" in der Wiener Stadthalle zu sehen. Alleine kommt sie dorthin am 10. Jänner zurück, tags zuvor ist sie in der Linzer TipsArena zu sehen. Karten erhalten Sie unter 01/960 96 999 oder im "Krone"-Ticketshop.

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