Vettel war schon längst zur Kommandobox zurückgestapft, als Rosberg seinem zweiten Formel-1-Sieg in dieser Saison und dem dritten seiner Karriere entgegensteuerte. Nach Reifenplatzern an den Boliden von Poleposition-Mann Lewis Hamilton (GBR/Mercedes), Felipe Massa (BRA/Ferrari) und Jean-Eric Vergne (FRA/Toro Rosso) in den ersten 15 Runden war der Einsatz des Safety Cars nötig. Vettel lag bis zehn Runden vor Schluss sicher in Führung, als ihn ein kaputtes Getriebe stoppte. "Das kam sehr plötzlich. Als ich vom fünften in den sechsten Gang hochschalten wollte, hat sich der fünfte Gang verabschiedet. Wenn sich ein Gang verabschiedet, sind die anderen auch weg", schilderte Vettel.
Rosberg: "Was für eine verrückte Nummer"
Drei Tage vor seinem 26. Geburtstag musste Vettel den Sieg seinem Mercedes-Rivalen Rosberg überlassen, der damit nach dem umstrittenen Reifentest für Pirelli zwei der vergangenen drei Rennen gewinnen konnte. "Was für eine verrückte Nummer", sagte Rosberg noch vor der Pokalübergabe mit Hinweis auf den frühen Reifenplatzer seines Stallgefährten bei den Silberpfeilen. "Das ist ein ganz besonderer Tag. Diesen Sieg widme ich allen Kollegen des Teams." Die Formel-1-Schmiede der Silberpfeile ist nur wenige Kilometer von der Strecke entfernt.
Hamilton: "Ein Glück, dass niemand verletzt wurde"
Hamilton schaffte es nach der Schrecksekunde vom zwischenzeitlichen Platz 18 sogar noch auf Rang vier. "Das ist großartig für Nico", sagte Hamilton, persönlich überwog bei ihm aber natürlich die Enttäuschung. "Das ist inakzeptabel, dass diese Reifendefekte auftreten. Ein Glück, dass niemand verletzt wurde", meinte er. In einem völlig unberechenbaren Rennen hatte Hamilton vom Start weg Gas gegeben, als wollte er den Befürchtungen, dass die Reifen nicht halten können, davonrasen. Seine 28. Pole verteidigte der Brite nicht nur, er baute seinen Vorsprung auf den ersten Runden aus.
Befehl an Vettel: "Bleib weg von den Randsteinen"
Vettel kam an Hamilton nicht heran - bis in Runde acht der linke Hinterreifen vom Silberpfeil in Fetzen davonflog. Nur wenig später löste sich der Gummi von der linken Hinterradfelge bei Massas Ferrari, danach am Toro Rosso von Vergne. Das Safety Car musste raus, sogar eine Kehrmaschine wurde auf den Kurs geschickt. "Bleib weg von den Randsteinen", befahl das Team Vettel währenddessen: "Du darfst nicht auf die Abweiser fahren, sonst holst du dir auch einen Platten."
Dabei war Vettel nach der geschenkten Führung sowieso schon der Leidtragende der Safety-Car-Phase. Er hatte sich wie auch Rosberg einen satten Vorsprung auf Sutil und die weiteren Verfolger herausgefahren. In Runde 21 von 52 auf dem 5,891 Kilometer langen Kurs wurde der achte Saisonlauf trotz der Gefahrenquelle wieder freigegeben - mit Vettel in der Führungsposition vor Rosberg, Sutil und mittlerweile Alonso sowie Räikkönen.
Webber bedrängt Rosberg, kommt aber nicht vorbei
Vettel bestimmte vor Rosberg das Tempo und alles sah nach einem deutschen Doppelerfolg aus - ehe Vettel in Runde 42 ausrollte. Er musste seinen Wagen auf der Start-Ziel-Geraden abstellen und erneut kam das Safety Car auf die Strecke. In dem dramatischen Finale fuhr Webber noch bis auf Rang zwei vor, kam aber an Rosberg nicht mehr heran. Für den Australier, der am Saisonende Abschied von der Formel 1 nimmt, war es der fünfte Silverstone-Podestplatz überhaupt.
"Zehn Runden vor dem Ziel habe ich geglaubt, dass es sich mit dem Sieg noch ausgehen könnte, weil ich frische Reifen hatte, aber am Ende muss ich sagen, dass ich nach den Problemen in der Anfangsphase auch Glück hatte", meinte Webber, der beim Start nach Gegner-Berührung zurückgefallen war. "Ich bin auf dem Podium und Vettel ist ausgeschieden", sagte Alonso, der auch gemischte Gefühle hatte. "Schön, dass wir so viele Punkte geholt haben. Aber wir sind nicht schnell genug."
Räikkönen übertrifft Schumacher-Rekordserie
Kimi Räikkönen nahm Rekordweltmeister Michael Schumacher einen seiner zahlreichen Formel-1-Rekorde ab. Der Lotus-Pilot aus Finnland ist nun 25-mal nacheinander in die Punkteränge gefahren, einmal öfter als Schumacher zwischen 2001 und 2003. Siebenfach-Weltmeister Schumacher stellte den Rekord allerdings in einer Zeit auf, als nur die ersten Sechs (bis einschließlich 2002) und dann die besten Acht (2003 bis 2009) Punkte bekamen. Räikkönen belegte während seiner aktuellen Serie viermal die Ränge neun oder zehn. Seit 2010 gibt es für die Top Ten WM-Zähler.
Rosberg musste übrigens eine Schrecksekunde nach dem Rennen überstehen: Denn der Mercedes-Pilot wurde von den Rennkommissaren verwarnt. Rosberg war vorgeworfen worden, trotz Gelber Warnflaggen nicht – wie im Reglement gefordert – langsamer gefahren zu sein. Er darf seinen Sieg allerdings behalten.
Das Ergebnis:
Rang | Fahrer | Team | Rückstand |
1 | Nico Rosberg | Mercedes | |
2 | Mark Webber | Red Bull Racing | +0.7 Sek. |
3 | Fernando Alonso | Ferrari | +7.1 |
4 | Lewis Hamilton | Mercedes | +7.7 |
5 | Kimi Räikkönen | Lotus | +11.2 |
6 | Felipe Massa | Ferrari | +14.5 |
7 | Adrian Sutil | Force India | +16.3 |
8 | Daniel Ricciardo | Toro Rosso | +16.5 |
9 | Paul di Resta | Force India | +17.9 |
10 | Nico Hulkenberg | Sauber | +19.7 |
11 | Pastor Maldonado | Williams | +21.1 |
12 | Valtteri Bottas | Williams | +25.0 |
13 | Jenson Button | McLaren | +25.9 |
14 | Esteban Gutierrez | Sauber | +26.2 |
15 | Charles Pic | Caterham | +31.6 |
16 | Jules Bianchi | Marussia | +36.0 |
17 | Max Chilton | Marussia | +67.6 |
18 | Giedo van der Garde | Caterham | +67.7 |
19 | Romain Grosjean | Lotus | +1 Runde |
20 | Sergio Perez | McLaren | +6 Runden |
out | Sebastian Vettel | Red Bull Racing | +11 |
out | Jean-Eric Vergne | Toro Rosso | +17 |
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