Schneller, günstiger

Zweite iPhone-Generation mit UMTS vorgestellt

Elektronik
10.06.2008 10:19
Apple hat am Montagabend in San Francisco die lang erwartete zweite Version des iPhones vorgestellt und dabei den Preis halbiert. In 22 Ländern - bis zum Ende des Jahres sollen es 70 sein - wird das jetzt entweder mit schwarzer oder weißer Rückseite erhältliche "iPhone 3G" ab 11. Juli um 199 Dollar (der Europreis steht offiziell noch nicht fest) für die 8-GB-Version verfügbar sein. Für 16 GB sind 100 Dollar mehr zu löhnen. Bei der Worldwide Developers Conference 2008 wurde auch die zweite Version des iPhone-Betriebssystems vorgestellt, die ebenfalls im Juli gratis verteilt wird und Applikationen von Drittanbietern ermöglicht. In Österreich wurde One (respektive "Orange") als zweiter Provider bestätigt.

Beim Browsing ist das iPhone 3G fast zweieinhalb Mal schneller als das erste iPhone, 36% schneller als das Nokia N95, wie Apple-Chef Steve Jobs spitzbübisch anmerkte. Dabei gelten die Netzverhältnisse der USA, in Österreich könnte sich die Leistung eventuell nochmal steigern. In Jobsens Test zeigte sich aber kaum ein Unterschied zwischen UMTS und Wi-Fi - schneller geht es also schon aufgrund der Hardware nicht.

Was freut: Es gibt auch mehr Akkuleistung, statt der befürchteten Kürzungen durch den offenbar brandneuen UMTS-Chip von Infineon: 300 Stunden Standby, 10 Stunden GPRS/EDGE-Gesprächsleistung, 5 Stunden UMTS-Gesprächsleistung (Videotelefonie ist damit aber nicht gemeint), 5 bis 6 Stunden Webbrowsing, 7 Stunden Video, 24 Stunden Audio. Das ergibt im Schnitt 10 bis 20 Prozent Leistungsgewinn im Vergleich zum ersten iPhone. Im laufenden Betrieb wechselt das iPhone 3G je nach Verfügbarkeit und Bedarf zwischen GPRS/EDGE und UMTS/HSDPA, auch um Saft zu sparen.

A-GPS ("Assisted GPS", wo für die schnellere Ortung auch die Mobilfunkzelle benützt wird) ist ebenfalls eingebaut, was Google Maps und Navigation nun stärker bzw. auf Meter präzise macht. Beim Fotografieren werden nun auch so genannte Geo-Tags (Speicherung der GPS-Position in den EXIF-Dateien eines Fotos) erstellt. Die Rückseite des neuen iPhones ist nicht mehr wie bisher aus gebürstetem Aluminium sondern aus Plastik - irgendwo muss der günstigere Preis ja herkommen, bei dem sich jetzt Käufer der ersten iPhone-Generation in den A... beißen werden. Der versenkte Kopfhöreranschluss ist Geschichte, womit das iPhone 3G auch mit herkömmlichen Kopfhörern betrieben werden kann. Bei der Kamera hat Apple keine Veränderungen gemacht, es ist immer noch die 2-Megapixel-Cam eingebaut, auch Videoaufzeichnung beherrscht das neue iPhone zumindest werkseitig nicht. Weiters fehlen auf der allgemeinen Wunschliste: MMS-Unterstützung (wer's braucht...), eine 32-GB-Version, Synchronisation per Bluetooth. Das iPhone 3G soll bis Jahresende in insgesamt 70 Ländern erhältlich sein. Bis dato waren es erst sechs Länder, in denen es ohne Grauimporte ging. China und Russland sind bei den neuen Ländern nicht dabei, dafür Japan, Osteuropa und Südamerika.

Neuer Provider-Deal in Österreich mit One ("Orange")
Die im Vorfeld der WWDC gestreuten Gerüchten, Apple könnte die Deals mit Providern aufweichen, wurden nur teilweise bestätigt. Jobs sagte zwar, dass in den 70 Ländern die Deals "besiegelt" und dass auch mehrere Provider pro Land möglich seien (wir berichteten). Von freiem Verkauf sagte er aber nichts, auch auf den einzelnen Apple-Websites deutet nichts drauf hin, dass es das Handy gänzlich ohne Vertrag geben könnte. In Österreich kommt neben T-Mobile nun auch One als Apple-Partner dazu. Der Provider, der kürzlich vom französischen Konzern Orange gekauft wurde und auch bald so heißen soll, wird ebenfalls ab 11. Juli das iPhone verkaufen. Die Preise für Österreich stehen bei beiden Providern offiziell noch nicht fest. In der Vergangenheit waren es jedoch meist die Dollarpreise mit ausgetauschtem Währungszeichen, was 199 Euro bei der 8-GB-Version und 299 Euro bei der 16-GB-Version bedeuten würde. In Deutschland hat T-Mobile bereits bekannt gegeben, dass man sich den Exklusivvertrieb gesichert hat. Preise gibt es aber auch dort noch keine. Bei One wird zudem die Tarifgestaltung spannend.

Software-Version 2.0 ebenfalls ab Juli
Die iPhone-Software 2.0 ist ein Gratis-Update und kommt "Anfang Juli" (wahrscheinlich wohl auch am 11.), iPod-touch-Besitzer müssen allerdings 9,95 Dollar respektive in etwa denselben Betrag in Euro dafür zahlen. Der iPhone-Applications-Store - Software von Drittanbietern läuft nun - geht dann ebenfalls online. Die Applikationen können direkt mit dem iPhone via Netz oder Wi-Fi (kommt auf die Größe an) heruntergeladen werden. Für Apps, die nicht im "App Store" gehostet werden, kann iTunes als Synchronisationstool benützt werden. Die Funktion "App-hoc" ermöglicht die Verteilung von Applikationen im Intranet, etwa auf einer Universität, für beliebig viele Clients.

Ins iPhone-Menü wurde endlich eine Kontaktsuche eingebaut, außerdem können Dokumente von Microsoft Office und Apples iWork angesehen, jedoch nicht editiert werden. E-Mails können nun in Bündeln gelöscht werden, Bilder und Dokumente aus Mails können am iPhone abgelegt werden. Sogar beim Taschenrechner gibt es ein Update, kippt man das Handy zur Seite, hat man einen wissenschaftlichen Rechner. Was Kids mit iPhone weniger freuen wird: Apple hat auch einen Jugendschutz eingebaut. Vermissen tut man weiterhin eine Kopieren/Einfügen-Funktion, die aber mit Sicherheit von Drittanbietern kommen wird, ebenso wie eine Handschrifterkennung, die auf gehackten iPhones ja bereits läuft.

Auf der Enterprise-Seite sind – wie erwartet - Microsoft-Exchange-Unterstützung sowie Unterstützung für Ciscos VPN-Client im 2.0-Softwareupdate integriert. Somit ist Zugriff auf das Firmennetzwerk und Firmenmails gewährleistet, was das iPhone nun auch zum tauglichen Firmenhandy macht. Als Testimonials präsentierte Steve Jobs Vertreter von Firmen wie Disney und sogar ein paar Strategen der US-Army als begeisterte iPhone-3G-Nutzer.

Bei den Applications präsentierten eBay, die Nachrichtenagentur AP und die Spielehersteller SEGA und Pangea ihre Errungenschaften. eBay hat seine Plattform an das iPhone-Menü angepasst, die Associated Press liefert (in den USA) News und Videos mit Option zum Mitmachen bzw. Nachrichten liefern, die Spiele nutzen teilweise iPhone-Technologie wie den Beschleunigungssensor, kosten aber saftige 9,99 Dollar, während die AP- und eBay-Apps gratis sind. Zudem stellt TypePad ein Gratis-Photoblogging-Tool vor und das amerikanische Startup "Loopt" ein ortungsbasiertes Social-Networking-Tool, mit dem man die Distanz zu Freunden ermitteln und sie mit dem Tool etwa zum Mittagessen einladen kann. Die (Gratis-?)Applikation "Cow Terry" macht das iPhone mit virtuellen Versionen von Klavier, Gitarre und Drumset zum Musikinstrument. Amerikanische Sportfans werden mit einer App der MLB ("Major Baseball League") beglückt. Spielstände und Videohighlights sollen in Echtzeit verfügbar sein. Mit "Modality", ein digitales Anatomiebuch für Medizinstudenten, will man das iPhone auch für den Bildungssektor attraktiv machen.

Als neues Synchronisationstool, Web-2.0-Oase, werbefreie, eierlegende Online-Wollmilchsau für Mac-User und gleichzeitig als überarbeitete Version von .Mac wurde "MobileMe" vorgestellt. Das Service sammelt sämtliche Informationen von Calendar, Mail, Adressbook und sogar Fotogalerien von registrierten Clients (iPhone, Mac und auch PC) ein und pusht bzw. synchronisiert sie hin und her. Mit dabei ist auch ein überarbeitetes Web-Interface, das als eine Art Blog bzw. Homepage bzw. Kommandozentrale dient. Die alten .Mac-Services von iDisk (auf 20 GB erweitert) bis Back-to-my-Mac sind erhalten geblieben bzw. finden jetzt verstärkt und verbessert online statt. Bestehende .Mac-User werden können upgraden bzw. werden automatisch upgradet - das hat Apple noch nicht ganz rüber gebracht. Für neue User kostet der Service 79 Euro pro Monat, 20 Euro weniger als bisher für .Mac zu berappen war. Familien können sich "MobileMe" für 119,- Euro im Monat zulegen, erhalten dann einen 20-GB-Master-Account und vier 5-GB-Accounts.

Von Christoph Andert

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