Von Handys abgelenkt

Sprechende Busse gegen surfende Fußgänger in USA

Elektronik
07.05.2014 12:28
Fußgänger, die ihre Augen beim Überqueren von Fahrbahnen statt auf den sie umgebenden Verkehr lieber auf das Smartphone richten, werden in den USA immer mehr zum Problem. Nach einer massiven Zunahme von Unfällen hat sich das Verkehrsministerium daher nun des Themas angenommen und experimentiert in Portland im US-Bundesstaat Oregon mit sprechenden Bussen.

Seit März wurden 45 Busse des lokalen Verkehrsbundes TriMet mit unterschiedlichen Warnsystemen ausgestattet. "Wir wollen prüfen, wie man Fußgänger am besten warnt, insbesondere beim Abbiegen des Busses", sagt Harry Saporta, Sicherheitsbeauftragter von TriMet. Aus Lautsprechern, die an den Bussen installiert wurden, ertönen Sätze wie "Fußgänger, der Bus biegt ab". Getestet werden sechs Monate lang auch visuelle Warnsignale wie das Aufleuchten von LED-Lichtern am Bus.

Zahl der Unfälle durch "abgelenktes Gehen" nimmt zu
Neun von zehn US-Bürgern besitzen mittlerweile ein Handy. Mehr als zwei Drittel von ihnen kontrollieren einer Studie des Pew Research Centers zufolge regelmäßig ihr Telefon auf Neuigkeiten, selbst wenn es weder läutet noch vibriert - und das sogar mitten auf der Straße. Forscher der University of Washington beobachteten im Jahr 2012 in Seattle mehrere Straßenkreuzungen. Ergebnis: Mehr als 15 Prozent der über 1.100 erfassten Passanten waren mit ihrem Handy beschäftigt, während sie über eine viel befahrene Kreuzung gingen.

"Abgelenktes Gehen ist im Prinzip das Gleiche wie abgelenktes Autofahren. Und beides nimmt derzeit zu", sagte Jack Nasar von der Ohio State University. Der Stadtplaner ermittelte im vergangenen Jahr, dass sich der Anteil von Fußgängerunfällen, die auf die Handynutzung zurückgehen, von 2005 bis 2010 mehr als verdoppelt hat. Demnach mussten 2010 über 1.500 Passanten ins Krankenhaus, nachdem sie beim Gehen auf ihrem Handy getippt oder mit diesem telefoniert hatten.

Wer SMS schreibt, muss Strafe zahlen
Initiativen, die "abgelenktes Gehen" ("distracted walking") generell unter Strafe stellen wollen, sind bisher mehrheitlich gescheitert. So zum Beispiel im Bundesstaat Utah, wo der Verkehrsbetrieb einen 50-Dollar-Strafzettel für Passanten forderte, die in der Nähe von Bahngleisen SMS schreiben, telefonieren oder Kopfhörer tragen. Das Parlament von Utah stimmte 2012 gegen den Vorschlag. "Das schießt über das Ziel hinaus, und schon bald haben wir für alles ein Gesetz, was wir in der Gesellschaft tun", sagte der republikanische Abgeordnete Val Peterson der Zeitung "Salt Lake City Tribune".

Mindestens eine Stadt schaffte es dennoch, ein entsprechendes Gesetz durchzubringen: In Rexburg im Bundesstaat Idaho ist das SMS-Schreiben auf Straßenkreuzungen oder Zebrastreifen im Jahr 2011 verboten worden - wer dagegen verstößt, muss rund 100 Dollar (72 Euro) Strafe zahlen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele